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Ein Kreuz in Sibirien

Ein Kreuz in Sibirien

Titel: Ein Kreuz in Sibirien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gerede über die Tschakowskaja ein Ende. Und Jachjajew wird sich nicht mehr blicken lassen.«
    Jachjajew , dachte Abukow und spürte wieder sein Herz heißer werden. In Surgut geht er ins Kino, und im Lager verreckt vielleicht unterdessen der ganze Block III. Man hätte ihn fragen müssen – aber das hätte ihn mißtrauisch gemacht, denn woher sollte ich wissen, was während meiner Abwesenheit im Lager geschehen ist? Keinen Ton, nicht einen einzigen Ton hat Jachjajew von den Ereignissen im Lager gesagt, so, als wäre dort das normalste Leben.
    »Wann kommst du zu mir?« fragte Novella .
    Abukow schrak hoch. »Sobald die neue Lieferung zu euch geht. Wie könnte ich anders kommen?« Er versuchte, zu lächeln und einen Witz zu machen: »Ihr müßt mehr essen, dann braucht ihr auch schneller Nachschub!«
    »Und dann nimmst du Urlaub und bleibst ein paar Tage.« Sie legte den Kopf auf seine Hände und küßte sie. »Du wirst immer in mir sein, solange mein Herz schlägt.«
    Gegen zwei Uhr morgens hielten sie auf der Ausfallstraße zur Trasse einen kleinen Wagen an, der Genosse war ruhig und vertrauenswürdig, verheiratet und Vater von drei Kindern. Seine Familie lebte in Swerdlowsk, und er war an diesem Sonntag gekommen, um ebenfalls ›Krieg und Frieden‹ zu sehen und mal etwas anderes zu essen als das, was es in der Kantine gab.
    »Natürlich nehme ich unsere süße Novella mit«, sagte der liebenswerte Genosse und hielt die Autotür auf. »Habe euch schon im Kino gesehen. Sind Sie nicht Abukow ?«
    »So ist es. Besten Dank, Genosse …«
    Novella Dimitrowna gab Abukow noch drei heiße Küsse, bis der Ingenieur in die Hände klatschte und rief: »Ich habe die Absicht, bis nächsten Sonntag wieder bei der Arbeit zu sein!« Da ließ sie Abukow los, warf sich in den Wagen, schlug die Hände vor das Gesichtchen und weinte.
    Mit heulendem Motor raste der Ingenieur los, und Abukow stand am Straßenrand und winkte ihnen nach, bis die roten Rücklichter in der Nacht untergingen.
    An diesem frühen Morgen, noch in der Nachtdunkelheit, wurde neben der Straße von Surgut zur Erdgas-Trasse Novella Dimitrowna Tichonowa in einem dichten Waldstück von einem Unbekannten vergewaltigt. Ein dünner Baumstamm lag über der Fahrbahn, der Ingenieur mußte hart bremsen – aber kaum stand der Wagen, wurde die Tür aufgerissen, ein großer Schraubenschlüssel krachte auf den Kopf des Fahrers, und bevor Novella schreien konnte, zerrte ein Vermummter sie von ihrem Sitz, würgte sie sofort, schleifte die Besinnungslose in den Wald und riß ihr, was ihm hinderlich war, vom Leib. Dann fiel er wie ein Raubtier über sie her und brauchte eine volle Stunde, bis er sich an ihr gesättigt hatte. Zwischendurch würgte er sie immer wieder, lief zweimal zum Wagen zurück und schlug auf den Kopf des Ingenieurs ein. Dann ließ er beide liegen, hetzte zu seinem Wagen, der in einer Schneise geparkt war, und fuhr schnell davon.
    Wenig später schon fand man das Auto des Ingenieurs, denn es stand ja quer über der Straße und versperrte den Weg für eine Lastwagenkolonne, die Eisenmatten und Stahlträger zum Bauabschnitt V bringen wollte. Über Sprechfunk wurde ein Notarztwagen aus Surgut herbeigerufen. Jeder dachte zunächst an einen Unfall, zumal der Baumstamm noch in den Fahrweg ragte. Aber als der Ambulanzwagen mit heulenden Sirenen herbeigerast war und der Arzt den Ingenieur untersuchte, stand fest, daß dessen schwere Kopfverletzungen von Schlägen stammten.
    Die Untersuchung war gerade abgeschlossen und der Ingenieur in den Krankenwagen geschoben worden, da wankte aus dem Wald, wie ein Gespenst, eine halbnackte weibliche Gestalt. Am Straßenrand blieb sie stehen, sah den Menschenauflauf, breitete die Arme aus und sank wieder ohnmächtig in sich zusammen. Das Kleid hing in Fetzen an ihr herunter, die nackten Beine waren von Dornen blutig gekratzt, das Gesicht geschwollen von Schlägen, der Hals aufgetrieben und mit Würgemalen übersät.
    Morgens um acht Uhr diktierte der Unfallarzt des Krankenhauses Surgut dann einen sensationellen Befund, der sofort an die obere KGB-Dienststelle weitergereicht wurde:
    »Dem Ingenieur Michael Simferowitsch Tscheljabin wurde mit einem stumpfen Gegenstand die Hirnschale zweimal zertrümmert. Er erlitt eine Hirnquetschung; Knochensplitter drangen in das Hirn ein. Es erfolgte eine sofortige Entlastungsoperation mit Absaugen großer Hämatome. Die Prognose ist infaust.
    Die Sekretärin Novella Dimitrowna Tichonowa wurde bis

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