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Ein Kreuz in Sibirien

Ein Kreuz in Sibirien

Titel: Ein Kreuz in Sibirien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zur Bewußtlosigkeit gewürgt, deutliche Würgemale sind fotografisch erfaßt. Am ganzen Körper fanden sich Schleifspuren, was darauf hindeutet, daß sie vom Wagen weg in den Wald geschleift wurde.
    Eindeutig liegt ein Sexualverbrechen vor: Auf dem Unterleib, in der Scheide, an den Oberschenkeln viele Spermareste. Zwei Einrisse der Vulva. Bißwunden, verteilt auf Unterbauch, Bauch und beide Brüste. Der Täter hat sogar mit den Zähnen größere Flecken Pubes herausgerissen. Der Zustand der Patientin ist gekennzeichnet von einem schweren Schock. Die Wunden wurden versorgt, zwei Vulvanähte , Schockbehandlung. Die Prognose ist günstig, wenn die Schockbehandlung greift.«
    Der KGB in Tjumen schickte sofort zwei Beamte hinüber nach Surgut, aber weder Ingenieur Tscheljabin noch Novella Dimitrowna waren ansprechbar und konnten verhört werden. Man konnte sich zunächst nur von dem schrecklichen Zustand der Mißhandelten überzeugen und von der Tatsache, daß hier ein widerliches Sexualverbrechen stattgefunden hatte.
    »Der Täter muß wie ein reißendes Tier sein«, sagte der Chefarzt zu den beiden KGB-Offizieren. »Bei Tscheljabin habe ich nur noch wenig Hoffnung, seine Hirnquetschung ist zu massiv. Und wenn er überlebt – er könnte für immer verblödet sein. Wünschen wir ihm dann, daß er es nicht mehr schafft. – Wie Novella zugerichtet ist, haben Sie im Bericht gelesen. Der Mann, der so etwas getan hat, ist schwer krank, ein perverser Irrer. Mit normalen Reaktionen hat das nichts mehr zu tun.«
    Am Abend dieses Montags starb der Ingenieur Tscheljabin , ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Drei Kinder in Swerdlowsk hinterließ er und eine junge Frau, die im nächsten Frühjahr nach Surgut umziehen wollte, um für immer in der Nähe ihres geliebten Michael Simferowitsch zu sein. Nun kam er zu ihr zurück in einem einfachen, flachen Kiefernholzsarg.
    Novella Dimitrowna , noch lange unter Schockwirkung, konnte auch später nicht viel sagen. Den Mann hatte sie nicht erkannt, zumal da er sich ja vermummt hatte. Ihre letzte Erinnerung war, daß sie, schreiend und um sich schlagend, aus dem Auto gezerrt wurde – dann kam das Würgen und die gnädige Dunkelheit.
    Die Aussage war enttäuschend. Die beiden KGB-Offiziere sahen ein, daß man auf diese Angaben hin keine Spur aufnehmen konnte, denn auch am Tatort fand man nichts, was verwertbar gewesen wäre. Der Boden war durch die große Hitze staubtrocken und nahm keine Schuhspuren auf. An dem Platz der Vergewaltigung fand man nur Stoffetzen von Novellas Kleidchen, ihren zerfetzten Schlüpfer und ihre herumliegenden Schuhe. Der Waldboden verriet außer Schleifspuren nichts. Etwas Blut klebte am Unterholz – es war Novellas Blut aus den Rißwunden an Beinen und Schenkeln.
    »Wenn es ein Irrer ist, der im Sexualwahn handelt, wird er wieder zuschlagen«, sagte der eine KGB-Offizier nach Abschluß der Ermittlungen. »Das ist unsere einzige Hoffnung. Und trösten wir uns mit einer alten Kriminalweisheit: Einen Fehler macht jeder Täter! Warten wir ab, Geduld ist die Schwester des Erfolgs.«
    Am späten Abend kam Morosow nach Surgut, mit einem Hubschrauber der Bauleitung. Er wurde sofort bei Novella vorgelassen, saß an ihrem Bett, hielt ihre zitternden Hände, streichelte ihr schmales von Kratzern und Schlägen verunstaltetes Gesicht und war bereit, den Mann, der so etwas angerichtet hatte, ohne Skrupel zu ermorden, falls er ihm jemals gegenüberstehen sollte.
    »Die Wunden werden heilen, Novellaschka «, sagte er väterlich zu ihr und tupfte ihr die Tränen aus den Augen. »Vielleicht bleiben ein paar Narben zurück, das ist alles. Ein paar winzige Narben, man wird sie kaum sehen. Und den Saukerl erwischen wir, das weiß ich. Du mußt jetzt nur ganz ruhig sein, mein Kleines. Ganz tapfer.«
    »Rufen Sie Victor Juwanowitsch , bitte«, sagte sie leise und weinte vor sich hin. »Er soll zu mir kommen, bitte … Er ist in Surgut. Bei Smerdow erreichen Sie ihn, im Zentralverpflegungslager. Wladimir Alexejewitsch , er soll zu mir kommen …« Sie blickte an die Decke, atmete ein paarmal tief und wandte dann den Kopf wieder Morosow zu. »Den KGB-Offizieren habe ich etwas verschwiegen. Für einen kurzen Augenblick war ich wach, ich lag auf dem Waldboden. Der Mann war über mir, ich sah nur seinen Schatten, er biß mir in den Leib …« Ein heftiges Zittern lief durch ihren gepeinigten Körper. »An seinem Hemd riß ich, ein Stück davon blieb zwischen meinen Fingern – und

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