Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
und schnitt Grant eine Grimasse.
»Ich lese.«
»Äh … hmmm«, räusperte er sich ungläubig.
»Und ich fände es gut, wenn du mich dabei nicht ständig stören würdest«, setzte sie betont spitz hinzu. Woraufhin er sich grinsend wieder seiner Lektüre widmete.
Wegen der nasskalten Witterung hatten sie beschlossen, keinen Fuß vor die Tür zu setzen. Nachdem sie die Frühstücksreste weggeräumt hatten, waren sie wieder ins Bett gegangen. Hatten eine Weile geschlafen und den restlichen Tag faulenzen wollen. Beide wachten eifersüchtig darüber, dass ihre kostbare gemeinsame Zeit von niemandem gestört wurde.
Irgendwann hatte sie ihm missmutig gestanden, dass sie eigentlich noch für eine betriebswirtschaftliche Klausur üben müsse. Da er seine Vorlesungen für die folgende Woche vorbereiten musste, hatten sie sich auf einen Kompromiss geeinigt: Jeder sollte sich zwei Stunden lang auf seinen Stoff konzentrieren. Leichter gesagt als getan. Unschlüssig standen sie mitten im Zimmer und lieferten sich eine bühnenreife Szene, die jeder Komödie Konkurrenz gemacht hätte.
»Komm, wir setzen uns zusammen auf die Couch.«
Er küsste ihren Nacken, seine Zunge kitzelte ihr Ohrläppchen.
»Nein. Dann kommen wir nie zum Arbeiten, und das wäre eine mittlere Katastrophe für mich.«
»Ich versprech dir, ich rühr dich auch nicht an.«
»Also, ich kann dir da nichts versprechen.« Ihre Hände glitten unter sein Hemd und spreizten sich über seinem Bauch.
»Ich setze mich ganz weit weg von dir«, murrte er. »Trotzdem werde ich dich vermissen.«
»Hör auf, es funktioniert nicht.« Seufzend knöpfte sie sein Hemd auf und küsste seine Brust.
»Hast du Bedenken, ich könnte dich ablenken? Auf dumme Ideen kommen wie die hier?« Er senkte den Kopf, ließ seine Zunge über ihre Brustspitze gleiten. Sie trug ein altes T-Shirt von ihm, nachdem er ihr den unbequemen Rock samt Bluse ausgeredet hatte. Sie hatte die langen Hemdsärmel hochgerollt und ein paar weiße Sportsocken von ihm übergezogen, die ihr fast bis zu den Knien gingen. Das schlabbrige Hemd umspielte ihre Schenkel und war an Frivolität kaum zu überbieten.
Als er den Kopf hob, war die weiche Baumwolle an der Stelle feucht, wo er sie geküsst hatte. »Oder das hier?« Seine Finger krabbelten über ihren Bauch und unter das T-Shirt, fanden das dunkle Vlies zwischen ihren Schenkeln.
»Oh, Grant«, stöhnte sie und schob ihn mit äußerster Willenskraft von sich. »Verschwinde!«
»Spielverderberin«, maulte er. Er verzog sich jedoch auf die andere Zimmerseite, wo er in einen Sessel sank.
Jetzt, eine gute Stunde später, war sie hinsichtlich
ihrer Klausur kein bisschen schlauer als vorher. Trotz des »Sicherheitsabstands« zwischen ihnen lenkte er sie ab. Ihre Gedanken kreisten ständig um sein Liebesspiel, wie er sie mit seinen Händen und Lippen zum Höhepunkt sexueller Erfüllung brachte – einfach phänomenal. Sie hätte es sich denken können, überlegte Shelley im Stillen. Hatte der Kuss vor zehn Jahren, der verbotene Kuss, den sie nie wirklich aus ihrem Gedächtnis hatte auslöschen können, nicht bewiesen, dass er sie mit allen Sinnen liebte?
Wehmütig dachte sie an die Vergangenheit. Nicht aber an eine gemeinsame Zukunft. Diesbezüglich war sie skeptisch. Wohin sollte das auch führen? Sicher, sie begehrte ihn. Aber sie hatte sich ein für alle Mal geschworen, sich nie wieder einem Mann unterzuordnen. Zumal sie sich dafür hasste, dass sie nach der Heirat mit Daryl ihre Eigenständigkeit völlig verloren hatte. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst gewesen, ein Nichts, geistlos, ohne eigenen Willen. Nein danke, nie wieder.
Grant hatte ihr seine Liebe gestanden. Aber für wie lange? Von einer engeren Beziehung hatte er nämlich keinen Ton gesagt. War sie für ihn nur eine Art Therapie, die er nach seinem Debakel in Washington brauchte? Würde er auch noch zu ihr halten, wenn er sich wieder besser fühlte?
»Jetzt starrst du schon wieder Löcher in die Luft«, zog er sie auf.
Sie blinzelte verwirrt, fokussierte ihn und lächelte entschuldigend. Wenn sie schon keine gemeinsame Zukunft hatten, sollte sie doch wenigstens das bisschen Zeit nutzen, das ihnen vergönnt war. Anstatt sich
den Kopf über irgendwelche Eventualitäten zu zerbrechen!
»Schöner Mist!«, seufzte sie und klappte ihr Buch zu. »Ich habe mir gerade überlegt, dass ich bei dieser Klausur hundsmiserabel abschneiden werde, und das nur wegen dir.«
Die ganze Zeit hatte er
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