Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
stechender Blick in ihre Richtung kümmerte sie nicht. Er musterte sie interessiert, aber sie hatte nur Augen für Grant.
»Dann wollen Sie Ihre schäbige, kleine Affäre also fortsetzen?«, fragte ihr Ex-Mann in herablassendem Ton.
»Nein«, antwortete Grant milde belustigt.
Shelleys Traum von der großen Liebe schien wie eine Seifenblase zu zerplatzen, ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Ohne Daryls Umklammerung zu lockern, drehte Grant sich zu ihr um. »Nichts da Affäre. Wir werden heiraten.«
Verblüfft öffnete sie die Lippen, sagte aber keinen Ton. Daryl war ebenfalls sprachlos, als Grant sich ihm wieder zuwandte.
»Und ich bin cleverer als Sie, Robins. Anders als Sie liebe ich Shelley für das, was sie ist. Ich respektiere ihre Intelligenz und ihren Ehrgeiz. Ihre Karriere liegt mir genauso am Herzen wie meine eigene. Unsere Ehe ist eine Partnerschaft. Dann vergisst Shelley vielleicht irgendwann die Jahre, in denen sie bloß Ihr Fußabtreter war.«
Mit einem mordlustigen Blick gab Grant ihn frei. »Verschwinden Sie aus diesem Haus. Sie haben mir den Sonntagmorgen schon genug versaut.«
Daryl sackte nahezu erleichtert auf die Flurfliesen. Er rappelte sich hastig auf, strich seinen Mantel glatt und bedachte Shelley mit einem mörderischen Blick. »Meine Glückwünsche«, sagte er unbeschreiblich großspurig. Dann machte er den Riesenfehler, Grant den Rücken zu kehren.
»Ach ja, Robins?«, meinte Grant freundlich.
»Was noch?« Der Arzt drehte sich fragend zu ihm um.
»Das hier ist für den ganzen Frust, den sie mit Ihnen
hatte. Und damit Sie nicht ganz umsonst hier waren.« Grants Faust schoss vor und landete mit einem dumpfen Geräusch in Daryls Magengrube.
Der aalglatte Mediziner knickte in der Mitte ein, hielt sich den Bauch. Ungnädig packte Grant ihn an der Schulter, riss ihn hoch und zerrte ihn zur Tür. Er schob ihn bis zum Gartentor, wo er ihn mit spitzen Fingern losließ wie eine tote Ratte.
Nachher, als er die Tür hinter sich abschloss, fluchte Grant wie ein Kesselflicker. Erst als er sich zu Shelley umdrehte, entspannten sich seine Züge. Die Arme weit ausgebreitet, ging er auf sie zu. Augenblicke später kuschelte sie sich an seine behaarte Brust.
Mit dem Zeigefinger hob er ihr Gesicht an und betrachtete sie verliebt. »Leider war es nicht bei Kerzenschein und Champagner, und ich hab auch nicht auf Knien um deine Hand angehalten, trotzdem kam mein Antrag von Herzen. Heirate mich, Shelley«, flüsterte er eindringlich. Zärtlich schmiegte er ihren Kopf an seine Halsbeuge.
Sie umarmte ihn stürmisch, hielt ihn ganz fest. Presste die Lider zusammen, in dem Bemühen, Daryls bösartig grinsendes Gesicht auszublenden, seine kränkenden Äußerungen aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen. Schließlich sagte sie aufgewühlt: »Ich weiß nicht, Grant. Ich bin mir offen gestanden unschlüssig.«
Er nahm die Unsicherheit in ihrer Stimme wahr, begriff, dass sie einen Fehler wie mit Daryl nicht wiederholen wollte. Um sie abzulenken, schlug er vor: »Komm, wir machen einen Spaziergang durch den Wald. Hier drinnen geistert noch immer dieser unsägliche Robins herum. Bist du erst einmal an der frischen
Luft, siehst du die Dinge anders. Vielleicht hab ich ja Glück und du entscheidest dich für mich.«
»Du bist so still«, stellte er fest. Der launische Herbstwind hatte ihr ein rotgoldenes Blatt auf die Wange geweht. Grant wischte es mit seinem kleinen Finger weg und streichelte über ihre Haare, die in seinem Schoß ausgebreitet lagen.
»Ich denke nach.«
Sie waren auf der Landstraße stadtauswärts gefahren und hatten beide geschwiegen, bis Grant seinen Wagen am Rand eines schmalen Feldwegs geparkt hatte. »Lass uns zu Fuß weitergehen«, hatte er gemeint. Nachdem er eine alte Decke aus dem Kofferraum geholt hatte, hatte er ihr über einen kleinen Bach geholfen und sie in einen herbstlich bunt gefärbten Wald geführt.
Der dicke Laubteppich unter ihren Füßen raschelte bei jedem Schritt. Schweigend breitete er unter dem gewaltigen Blätterdach einer alten Eiche die Decke aus. Er wollte Shelley in dieser Situation nicht bestürmen oder ihr ein Gespräch aufdrängen.
Sie hatte den Kopf in seinen Schoß gebettet und in die dicken Äste gestarrt. Sie dachte nicht mehr an den verkorksten Morgen, sondern genoss das einvernehmliche Schweigen, seine straffen Schenkel unter ihrem Kopf, seinen Atemhauch auf ihrem Gesicht.
»Und? Sind es angenehme Gedanken?«, erkundigte er sich über sie
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