Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
Wohnraum drehte er sich zu ihr um. »Setz dich«, knurrte er, die Hände in den Taschen seiner Jeans geballt, ein weiteres Signal für seine Verärgerung.
»Nein«, erwiderte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Wieso er an einem Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe von Oklahoma City hergefahren kam, war ihr ein Rätsel. Na, wenn schon, sinnierte sie, ich gebe jedenfalls nicht klein bei. Und herumkommandieren lasse ich mich von Daryl schon gar nicht. Sie war bloß neugierig, was er von ihr wollte. Gleichwohl würde sie ihm nicht die Genugtuung geben und sich nach dem Anlass seines Überraschungsbesuchs erkundigen. Stattdessen taxierte sie ihn kalt.
Seine Miene angespannt, mahlte er mit den Zähnen, eine Angewohnheit, die er sich schon seit Jahren hatte abgewöhnen wollen. Er hatte die Hände aus den Hosentaschen genommen. Sie baumelten an den Seiten herunter, verkrampften und lockerten sich nervös. »Zum Teufel, was für einen Mist hast du dir da wieder eingebrockt? Mädchen, Mädchen, was machst du bloß immer?«
Sie blinzelte irritiert, lachte kurz auf. »Ich wollte eben Kaffee machen.«
Drohend trat er einen Schritt auf sie zu. »Verflucht, spiel hier nicht die Dumme, Shelley. Du weißt, worauf
ich hinauswill. Auf diesen Chapman. Siehst du ihn häufiger?«
Unterbewusst fragte sie sich, wie er die Worte über die Lippen brachte, die sich dabei scheinbar gar nicht bewegten. »Ja«, antwortete sie schlicht. »Ich besuche zwei Mal pro Woche sein Politikseminar.«
»Das meine ich nicht«, brüllte er, seinem mühsam unterdrückten Zorn unvermittelt nachgebend. »Einer meiner Freunde hat dich zusammen mit ihm bei einem Football-Spiel gesehen und nachher noch auf einer Party des Rektors. Abends fährst du zu seinem Apartment. Was denkst du dir eigentlich dabei?«, wollte er wissen.
»Das geht dich nichts an«, meinte sie patzig und warf trotzig den Kopf zurück.
So kannte er Shelley gar nicht, überlegte Daryl verdutzt. Und das temperamentvolle Aufblitzen in ihren blauen Augen war genauso neu für ihn.
Sobald er sich wieder gefasst hatte, zischte er: »Verflucht, und ob es mich etwas angeht. Du bist meine …«
»Ex-Frau , Dr. Robins. Und auf dein Betreiben hin, falls du das vergessen haben solltest. Ich weiß nicht, warum du hier bist, und es interessiert mich offen gestanden auch nicht die Bohne. Tu mir den einen Gefallen und mach schleunigst wieder den Abflug, ja?«
Er ignorierte ihre herbe Retourkutsche. »Er war immer schon dein Traumtyp, nicht?« Daryl schnaubte abfällig. »Dir war vermutlich nicht mal bewusst, wie oft du ihn erwähnt hast, was? Meine Güte, wer erinnert sich sieben oder acht Jahre nach der Highschool noch an seine Lehrer? Kein Mensch außer dir! ›Mr. Chapman hätte das so und so gemacht‹«, äffte er sie
nach. »Damals dachte ich, du wärst bloß enthusiastisch, weil er nach Washington berufen worden war. Aber inzwischen ist mir alles klar. Allerdings, an deiner Stelle und bei Chapmans zweifelhaftem Ruf würde ich mir die Sache mit deinem Teenieschwarm noch einmal reiflich überlegen. Oder gibt dir die Geschichte mit diesem Mädchen in Washington erst den richtigen Kick?«
Sie würde diesem Komiker nicht den Gefallen tun und Grant verteidigen, entschied sie. Was ging ihn ihre Beziehung an? Stattdessen schnellte sie herum, strebte zur Tür und riss sie weit auf. »Und komm ja nicht auf die Idee, dich hier noch einmal blicken zu lassen, Daryl. Leb wohl.«
Er schritt durch den Flur und knallte die Tür zu. Packte sie an den Schultern und schüttelte sie grob. »Schläfst du mit ihm?«
»Ja«, sagte sie betont. Sie musterte ihn triumphierend. »Und ich genieße jede Minute davon.«
»Du Schlampe«, stieß er wütend hervor. Bingo, sie hatte ihn an seiner empfindlichsten Stelle getroffen! Nämlich sein Ego angekratzt – und das nach all den Jahren. Das nahm er bestimmt nicht einfach so hin. »Weißt du, dass du dich zum Gespött der Leute machst? Hä, raffst du das überhaupt?« Er schüttelte sie noch heftiger, doch Shelley verzog keine Miene.
»Du meinst wohl eher, Daryl, dass du dich bis auf die Knochen blamierst, und das stößt dir empfindlich auf. Und, was hat dein mitteilsamer Freund dann gemacht? Ist er in die Stadt gefahren und hat überall herumerzählt, dass deine unscheinbare, verschüchterte Ex-Frau gar nicht mehr so unscheinbar und verschüchtert wirkte?
Hat er auch ausgeplaudert, dass sie dir nicht mehr nachtrauert? Dass sie heute glücklicher ist, als
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