Ein Kuss für die Ewigkeit
einweihe, warum sollte ich mich dann einer Fremden anvertrauen?“
„Ich habe nie behauptet, du hättest ihr etwas verraten. Sie hat aus eigenem Antrieb Beweise ausfindig gemacht. Aufgrund dieser Tatsache und aufgrund gewisser Vorkommnisse, die mir selber sonderbar erschienen waren, bin ich davon überzeugt, dass du ein Verräter bist.“
Er war immer davon ausgegangen, Roslynn sei zu dumm, um die Bedeutung jener Männer zu durchschauen, deren Gunst er pflegte. Dennoch würde er ihr gegenüber gar nichts zugeben. „Wie willst du dir sicher sein, dass sie tatsächlich Lady Elizabeth ist? Ihr Begleiter beharrt darauf, sie sei eine Hure aus London.“
„Er wird seine Gründe haben, darauf zu beharren“, entgegnete sie und legte mehr Rückgrat an den Tag, als er ihr je zugetraut hätte. „Außerdem hast du vergessen, dass ich mit meinem Bruder nach Averette gereist und den Damen dort begegnet bin. Es ist schon lange her, doch als sie mir sagte, wer sie ist, da wurde mir klar, warum sie mir so bekannt vorkam. Ich habe die von Lady Elizabeth mitgebrachten Beweise auch Lord Bernard gezeigt, und er fand sie sehr aufschlussreich. Wirklich sehr aufschlussreich.“
Ihre Worte trafen Wimarc mitten ins Herz, und er musste sich zwingen, sich nicht die Angst anmerken zu lassen, die ihm einen Schauer über den Rücken jagte. „Beweise?“, fragte er schnaubend. „Was für Beweise?“
„Korrespondenz, die du mit den anderen Verschwörern geführt hast. Die Briefe befanden sich in einem Geheimfach einer kleinen Truhe in deinem Privatgemach. Lady Elizabeth und ihr Begleiter haben diese Briefe entwendet.“
Echte Sorge erfasste Wimarc. Dort waren die Briefe versteckt, die ihn am stärksten belasteten. Die gleichen Briefe, mit denen er seine Mitverschwörer in Schach halten wollte, falls einer von ihnen sich Hoffnung auf eine Belohnung machte, wenn er ihn an den König verriet.
Wenn diese Briefe seinen Gegnern in die Hände gefallen waren, wenn Bernard sie gelesen hatte, dann schwebte er, Wimarc, in großer Gefahr. Bernard war reich und einflussreich, viele Lords würden auf ihn hören – und der König ebenfalls.
Seine Angst musste ihm anzusehen sein, denn als Roslynn weiterredete, wirkte sie noch selbstbewusster. „Glaubst du, Lizette ist völlig auf sich allein gestellt? Vergisst du, wen ihre Schwestern geheiratet haben? Ist dir nicht klar, dass sie ihnen mitteilen könnte, was du bereits getan hast und was du noch alles planst? Zu deinem großen Glück hast du etwas, das Lizette zurückbekommen möchte. Deshalb schlagen wir dir einen Tauschhandel vor. Du überlässt ihr alle noch lebenden Gefangenen aus deinem Verlies, und sie gibt dir die Briefe zurück. Außerdem kannst du mit all deinem Vermögen England verlassen, allerdings unter Androhung der Hinrichtung, solltest du je wieder zurückkehren.“
Er sollte sich von einer Frau geschlagen geben? Sich von ihr vorschreiben lassen, was er zu tun hatte? „Ich habe auch Freunde“, erwiderte er kalt, „die zu mir halten und diese Anschuldigungen abstreiten werden, ganz gleich, welche Pergamente sie vorlegen mag.“
„Selbstverständlich kannst du das Glück herausfordern und darauf hoffen, dass du trotz erdrückender Beweise dem Urteil des Königs entgehen wirst.“ Sie trat auf ihn zu und betrachtete ihn mit ihren zornerfüllten himmelblauen Augen. „Jedoch hat mir Lady Elizabeth zugesichert, wenn du dich weigerst oder wenn ihr Begleiter und sein Halbbruder bereits tot sind, dann wird sie so lange nicht ruhen, bis du hingerichtet worden bist. Und wenn sie dich dafür persönlich bis ans Ende der Welt verfolgen muss.“
Halbbruder? Bei Gott, war dieser widerliche Schurke etwa auch ein unehelicher Sohn des Earl of Pembroke? Nein, dafür war er doch viel zu alt …
In dem Moment begriff Wimarc, dass man ihn noch viel mehr als bislang vermutet zum Narren gehalten hatte. Dieser jüngere Mann war überhaupt nicht mit dem Earl verwandt!
Wut kochte in ihm hoch, wie er es noch nie erlebt hatte. Nein, er würde sie damit nicht davonkommen lassen! Es würde ihm schon etwas einfallen, um sich gegen diese verlogene Bande zur Wehr zu setzen.
Er überspielte seinen Zorn, wie er es so oft in seinem Leben getan hatte, ob er dabei seinen nutzlosen Vater oder seine jämmerliche Mutter vor sich gehabt hatte. „Und alles, was Lady Elizabeth dir als Gegenleistung zu bieten hat, ist irgendein Freundschaftsversprechen? John ist launischer als eine Frau. Heute haben die de
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