Ein Kuss für die Ewigkeit
neben der heißen Kohlenpfanne saß.
Drei Tage, seit dieser verdammte Fremde die Zellentüren in seinem Verlies geöffnet hatte. Drei Tage und Nächte, in denen der Schurke geprügelt wurde, nichts zu essen bekam und damit bedroht worden war, dass ihn noch mehr Schmerzen erwarteten, wenn er nicht verriet, wer er war und warum Elizabeth d’Averette ihn begleitete. Nicht zu vergessen die Frage, wohin sie geflohen war.
Der Mann beteuerte unentwegt, er sei Lord Gilbert of Fairbourne, und die Frau sei eine Hure.
War der junge Mann, den der angebliche Lord Gilbert zu retten versucht hatte, tatsächlich der uneheliche Sohn des Earl of Pembroke? Welch ein Faustpfand er darstellen würde, wenn das stimmen sollte! Für den Fall, dass es der Wahrheit entsprach, hatte Wimarc ihn in eine größere Zelle verlegen lassen, seine Wunden wurden versorgt, und er erhielt genug zu essen und zu trinken.
Gilbert – oder wer er auch sein mochte – dagegen nicht. Er saß in der kleinsten Zelle und hatte seit seiner Gefangennahme weder Nahrung noch einen Tropfen Wasser bekommen.
Aber wo steckte die Frau? Seit drei Tagen waren seine Männer nicht in der Lage gewesen, ihren Verbleib aufzuklären. Sie alle erwiesen sich als so nutzlos wie dieser Tor von Lindall. Während Wimarc mit dem Rubinring spielte, der einmal seinem schwachen, hassenswerten Vater gehört hatte, ging ihm die Erkenntnis durch den Kopf, dass er von Narren umgeben war.
Plötzlich hörte er ein leises Kratzen an der Tür, als würde eine Maus versuchen, in den Raum zu gelangen. „Mylord?“ Es war Greseld, deren Stimme leise und ängstlich klang.
„Was ist?“, brüllte er.
„Mylord, im Saal wartet ein Bote auf Euch.“
Wimarc stellte den Kelch weg und richtete sich auf. Vielleicht hatten seine Männer ja endlich eine Spur dieser Frau gefunden – oder die Frau selber. Womöglich war es eine Nachricht von seinen Verbündeten am Hof, oder es waren die Männer, die er nach Fairbourne entsandt hatte.
Er schob den Riegel zur Seite und riss die Tür auf. „Ein Bote von wem?“
„V-von Eurer Frau, M-Mylord“, stammelte Greseld. „Es geht um Lady Elizabeth d’Averette.“
Er stieß einen wüsten Fluch aus. Was in Gottes Namen hatte Roslynn mit Lady Elizabeth zu tun … es sei denn, das Weib hatte ebenfalls bei Lord Bernard Zuflucht gesucht. Das war nicht unwahrscheinlich, zumal Lady Elizabeth sich so entschieden auf Roslynns Seite und damit gegen ihn gestellt hatte.
Verdammt! Er hätte daran denken und einen seiner Männer zu Lord Bernards Burg schicken oder gleich selber dorthin reisen sollen. Mürrisch zwängte er sich an Greseld vorbei und eilte die Treppe nach unten.
Aber es war weder ein Soldat noch ein Diener, der an der Tafel auf dem Podest seines Saals auf ihn wartete, sondern Roslynn selber, umringt von Soldaten, die Lord Bernards Farben trugen. „Was machst du hier?“
Sie zuckte leicht zusammen, wich aber seinem Blick nicht aus. „Ich dachte, du würdest dich freuen, mich zu sehen. Ich bringe dir Neuigkeiten von Lady Elizabeth d’Averette.“
Er presste die Lippen zusammen und ballte die Fäuste. „Und?“
„Du hast sie als Lady Helewyse kennengelernt, als sie bei dir zu Gast war.“
Zum Teufel mit diesem verlogenen Mistkerl von Gilbert oder wer immer dieser Mann auch war! Dafür würde er ihm die Zunge herausreißen! Und dann würde er ihn ganz langsam töten und jeden Moment in vollen Zügen genießen.
Roslynn faltete die Hände, und als sie weitersprach zitterte ihre Unterlippe leicht. „Sie kam zu Lord Bernard und hat uns einige interessante Dinge über dich erzählt. Unerfreuliche und erschreckende Dinge.“
Wimarc hatte Mühe, seinen Zorn zu bändigen und nicht auf Roslynn loszugehen, die noch vor Kurzem jeden seiner Wünsche erfüllt hatte. „Dann hat sie also gestanden, dass sie eine Betrügerin ist, die sich aus Arglist als jemand anders ausgegeben hat. Offenbar kannst du ihr kein einziges Wort glauben, das über ihre Lippen kommt.“
„Aber genau das mache ich. Und du hast mich mit deinen schändlichen Plänen in große Gefahr gebracht. Zum Glück trifft mich keinerlei Schuld, und nachdem Lizette mir von deinem Verrat berichtet hatte, bot sie mir den Schutz ihrer Familie an, wenn ich ihr helfe – was ich auch tun werde.“
„Was für schändliche Pläne?“, fuhr er sie an. „Selbst wenn ich irgendetwas vorhätte, wie sollte sie davon wissen? Liebe Güte, Roslynn, wenn ich nicht einmal dich in meine angeblichen Pläne
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