Ein Kuss für die Ewigkeit
freundlich und aufmunternd an, wie er es schon lange nicht mehr … nein, ein solches Lächeln war ihm noch nie zuteil geworden, nicht einmal als Kind.
Aber sie begriff nicht, was er wollte. Sie wusste nicht, warum er aufstehen musste, was seine Pflicht von ihm verlangte. Er musste Lizette finden oder zumindest in Erfahrung bringen, was ihr zugestoßen war. Danach würde er nach Averette zurückkehren, entweder mit Lizette – oder aber nur mit der schrecklichen Nachricht von dem Überfall auf sie. In dem Fall würde er Verstärkung holen und mit der Suche nach ihr beginnen. „Bitte, Mylady …“
„Wenn Ihr unbedingt etwas sagen müsst, und ich sehe Eurem Blick an, dass ich Euch davon nicht werde abhalten können, dann wartet wenigstens, bis Ihr von Bruder Wilburs Medizin getrunken habt.“
Sie ließ ihm keine Gelegenheit für ein Widerwort, sondern drückte seinen Kopf an ihre Brüste und zwang ihn praktisch, das übelriechende Gebräu zu schlucken. Er hätte gewürgt und es ausgespuckt, doch ihr Griff war zu seiner Überraschung so fest, dass eine Gegenwehr gar nicht möglich war.
Anschließend half sie ihm, sich wieder hinzulegen, und stellte den schlichten Kupferbecher neben das Bett. Sie ließ die Hände gefaltet in den Schoß sinken und musterte ihn neugierig. „So. Und nun könnt Ihr mir verraten, was so wichtig ist, dass es nicht länger warten kann.“
Sie war nicht hübsch, jedenfalls würden die meisten Männer das so sagen. Aber er hatte in seinem Leben genug Schönheit erlebt, um zu wissen, wie vergänglich sie war. Lady Janes Gesicht strahlte Kraft und Geduld aus. So wie er hatte auch sie einiges an Leid durchgemacht. Sie hatte gelernt, damit zu leben und sich nicht unterkriegen zu lassen. Ganz so wie er.
Doch seine Pflicht galt zuallererst den Damen von Averette. „Ich bin Iain Mac Kendren, Garnisonshauptmann von Averette.“
„Averette?“, rief Jane erfreut und beugte sich vor. „Lady Adelaides Anwesen? Ich kenne sie vom Hof des Königs.“ Ihre Wangen röteten sich prompt. „Sie ist eine gute Freundin.“
Iain war froh, das zu hören, auch wenn er sich gleichzeitig umso schuldiger fühlte, dass er seine Schutzbefohlene eben nicht beschützt hatte. Nun würde er auch Lady Jane sein Versagen beichten müssen, was ihm nicht leichtfiel. Trotzdem kam es ihm nicht in den Sinn, ihr irgendetwas anderes als die Wahrheit zu sagen. „Ich begleitete ihre jüngere Schwester zurück nach Averette, als wir angegriffen wurden.“
Lady Jane riss entsetzt die Augen auf und presste eine Hand auf ihre Brust. „Elizabeth?“
„Ja. Sie wurde entführt. Ich muss eine Nachricht nach Averette und zu Lady Adelaide schicken.“
„Natürlich!“, rief Jane und sprang auf. „Ich werde das sofort veranlassen. Und an den Hof werde ich ebenfalls eine Nachricht senden, für den Fall, dass Adelaide sich dort aufhält. Gillian wird ja gewiss in Averette sein. Adelaide sagt, sie gehe nie von dort weg. Ich schreibe beiden und …“
„Mylady!“
Sie war bereits auf dem Weg zur Tür, als sein Ruf sie erreichte „Ja, bitte?“
„Ich möchte von hier aus eine Suche nach ihr beginnen.“
Sie lief zurück zum Bett und kniete sich hin, damit sie mit ihm auf Augenhöhe war. Als sie seine Hand ergriff, schaute er in ihr sorgenvolles Gesicht. „Aber selbstverständlich!“ Ihr mit einem Mal entschlossener Blick erinnerte ihn an die Damen von Averette. „Doch heute noch nicht. Dafür seid Ihr zu geschwächt. Ich werde mit Bruder Wilbur reden und ihn fragen, wann Ihr wieder reiten dürft.“ Dann wich ihre ernste Miene einem zuversichtlichen Lächeln. „Vielleicht ist Lady Elizabeth entkommen und hat anderswo Zuflucht gefunden. Vielleicht ist sie ja sogar zurück in Averette und macht sich Euretwegen Sorgen. Ich werde die Nachricht sofort abschicken. Euch steht alles Notwendige zur Verfügung, sollte sie tatsächlich spurlos verschwunden sein.“ Sie errötete und senkte die Lider, sodass ihre dunklen, langen Wimpern fast ihre Wangen berührten. „Ihr müsst auf Euch aufpassen, Iain Mac Kendren. Ich möchte nicht, dass es Euch wieder schlechter geht.“
Von Dankbarkeit überwältigt nahm er ihre Hand und küsste sie. „Ich danke Euch, Mylady. Für alles.“
„Oooh, ich küsste sie da und dort, und dann wieder. Ich küss te sie wieder und wieder. Oooh, ich küsste sie immer und im mer wieder.“
Lizette saß schlagartig aufrecht im Bett und lauschte. Das war Finn, der so laut und verkehrt sang wie ein
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