Ein Kuss für die Ewigkeit
volltrunkener Zecher. Und wenn sie sich nicht irrte, dann waren das auch seine stampfenden, unregelmäßigen Schritte, die aus dem Korridor an ihre Ohren drangen.
„Ach, küss mich wieder und wieder, rief sie. Oh, was soll ich sagen! Ich tat mein Bestes!“
Die Tür flog auf, und Finn kam hereingestolpert. In einer Hand hielt er noch einen Weinkelch, sein vom Mond beschienenes Gesicht zierte ein dümmliches Grinsen.
Er war nicht allein. Ellie gab sich alle Mühe, ihn zu stützen und gleichzeitig zu verhindern, dass er gegen die Wand stieß. Fast wäre es ihr sogar gelungen.
Während er sich bei Wimarc im großen Saal vergnügt hatte, war es ihr hier oben in ihrem Bett unmöglich gewesen, in den Schlaf zu finden. Unentwegt hatte sie sich Sorgen gemacht, was dort unten wohl vor sich gehen mochte! Sie war sich schon beinahe sicher gewesen, dass ihre Tarnung aufgedeckt und Finn längst in den Kerker geschleppt worden war! Mehr als einmal war sie aufgestanden und hatte nachgeschaut, ob der frische Mörtel noch immer das Loch in der Wand verschloss.
Und was machte Finn? Er betrank sich da unten und … und wer weiß, was sich dort noch alles abgespielt hatte!
„Mein Weib, da bin ich“, verkündete er so laut, als wolle er sie wissen lassen, dass der König eingetroffen war.
„Das sehe ich“, erwiderte sie schneidend und stieg aus dem Bett. Der Steinboden unter ihren Füßen war kalt, und ihr dünnes Unterkleid sorgte auch nicht für viel Wärme.
Trotzdem fror sie nicht, da sie vor Wut nahezu kochte. Eine Wut, die sie gar nicht erst zu verbergen versuchte, was Ellie wiederum veranlasste, sich scheinbar unterwürfig von Finn zu lösen, indem sie ihm ihren Arm entzog.
Er versuchte eine Verbeugung, die ihm aber missglückte. „Danke dir, mein reizendes Kind. Du warst mir eine große Hilfe.“
„Ja, vielen Dank“, presste Lizette hervor und warf der jungen Frau einen zornigen Blick zu, die zügig das Zimmer verließ und die Tür mit lautem Knall hinter sich zuwarf.
„Seid Ihr verrückt?“, fauchte sie Finn an, der gegen den Bettpfosten gelehnt dastand – und mit einem Mal nüchtern zu sein schien. „Ihr seid gar nicht betrunken?“
„Nein, auch wenn Wimarc sich viel Mühe gegeben hat.“
Sie wusste nicht, ob sie wütend oder erleichtert sein sollte, also entschied sie sich dafür, mürrisch zu sein. „Ich hoffe, Ihr wart Herr Eurer Sinne.“
„Die ganze Zeit, sonst würde ich längst irgendwo mit aufgeschlitzter Kehle liegen.“
Während er sie ansah, spürte sie auf einmal die Kälte und erinnerte sich daran, wie wenig sie am Leib trug. Schnell lief sie zurück zum Bett, nahm die Decke und ein Kissen und ordnete alles auf dem Boden an. „Wenigstens werden sich die Diener nicht wundern, wenn einer von ihnen hereinkommt und Euch auf dem Boden schlafend vorfindet.“
„Ich würde sagen, mittlerweile haben wir jeden davon überzeugt, dass unsere Ehe in Schwierigkeiten steckt.“
Sein Tonfall klang ruhig und unergründlich. Vielleicht war er noch wütend auf sie, doch das merkte man weder seiner Stimme noch seiner Haltung an, als er zum Fenster trat.
„Gut“, erwiderte sie.
Er wandte sich um und musterte sie eindringlich, sein Gesicht war in Schatten getaucht. „Die Art, wie Ihr mich geküsst habt, bevor Jacapo seine Axt warf, könnte allerdings einige Leute irritiert haben.“
Sein vorwurfsvoller Unterton entging ihr nicht. „Ich wollte Wimarc verunsichern“, log sie ihn an. „Er soll nicht glauben, ich wäre so leicht zu verführen. Aber was habt Ihr Euch eigentlich dabei gedacht, bei dieser Vorführung mitzumachen? Wimarc hätte die Männer bezahlen können, damit sie Euch etwas antun. Was, wenn die Euch getötet hätten? Was wäre dann aus mir und Eurem Bruder geworden?“
„Ich war zu keiner Zeit in Gefahr. Jacapo und ich sind alte Freunde. Als ich vor Beginn ihrer Darbietung das erste Mal die Tafel verließ, da fragte ich ihn, ob Wimarc von ihm etwas in dieser Art gefordert hatte. Er versicherte mir, dass nichts dergleichen der Fall war.“
„Jacapo weiß, wer Ihr wirklich seid?“, fragte sie erschrocken und legte sich ins Bett.
„Ja“, entgegnete Finn ganz ruhig. „Er dachte, ich sei hier, um den Mann auszurauben. Er warnte mich, das besser nicht zu versuchen, und ich sagte, ich würde auf seinen Ratschlag hören und bald wieder abreisen. Ich sagte ihm auch, Ihr wärt eine Kurtisane aus London, die ich angeheuert habe, um meinen Betrug glaubwürdiger zu machen.“
Eine
Weitere Kostenlose Bücher