Ein Kuss für die Ewigkeit
und bedachte sie mit einem verständnislosen Blick. „Himmel“, murmelte er. „Was sollte das sein?“
„Ich habe Euch Glück gewünscht“, flüsterte sie ihm zu. „Und ich will sehr hoffen, dass ich mich nicht von Euch verabschiedet habe!“ Mehr brachte sie nicht zustande, also machte sie kehrt und ging zurück zum Podest.
Erst als sie wieder saß, fiel ihr auf, dass Wimarc sie aufmerksam beobachtete. „Offenbar bringen Küsse Eure Augen zum Funkeln“, sagte er leise. „Ich wünschte, ich könnte das auch.“
Sie legte die Hände verschränkt in den Schoß und erwiderte nichts. Unterdessen hob Jacapo den Arm und schleuderte die Axt in Finns Richtung.
Genau auf seinen Kopf zu.
Lizette blieb nicht mal Zeit zum Schreien, da war das Geschoss auch schon an ihm vorbeigeflogen. Auch das nächste verfehlte ihn nur um Haaresbreite, während Lizette noch nicht einmal Zeit gehabt hatte, um nach Luft zu schnappen.
Neben ihr lachte Wimarc leise und höhnisch. „Seht Ihr, Mylady? Es war überflüssig, sich Sorgen zu machen.“
„Amüsiert Ihr Euch über meine Angst , Mylord?“
„Ich wollte Euch nur versichern, dass das nichts weiter als ein Spiel ist.“
„ Mir bereitet dieses Spiel aber kein Vergnügen!“, erwiderte sie, während weitere Äxte an Finn vorbeisurrten, der völlig regungslos dastand.
Erst als sie Wimarcs leicht gereizten Gesichtsausdruck bemerkte, erinnerte sie sich an die Rolle, die sie spielen sollte. Sie drehte sich weg und schniefte, als versuche sie, ihre Tränen zurückzuhalten.
Immer schneller und schneller sausten die Äxte durch die Luft; die Männer im Saal ließen sich von ihrer Begeisterung mitreißen. Lizettes Herz pochte so laut, dass es in ihren Ohren dröhnte. Wie nah konnten Jacapo und sein Bruder mit ihren Äxten an Finn herankommen, ohne ihn zu verletzen?
Schließlich war die Vorführung zu Ende, und die Gäste im Saal brachen in Jubel und Beifall aus. Lizette atmete erleichtert auf, und abermals bemerkte sie, wie Wimarc eine Hand auf ihr Knie legte.
„Ich hoffe, Ihr seid mir nicht böse, Mylady“, sagte er scheinbar besorgt.
Sie drehte sich zu ihm um und setzte ein zerknirschtes Lächeln auf. Die Worte blieben ihr fast im Hals stecken, aber wenn sie den Mann umschmeicheln musste, würde sie das auch tun. „Keineswegs, Mylord. Wie Ihr sagtet, es war überflüssig, sich Sorgen zu machen.“
Iain stöhnte leise. Er hatte das Gefühl, dass jeder Knochen in seinem Leib gebrochen, alle Muskeln und Sehnen gerissen waren. Aber diesmal war es anders als das letzte Mal, als er zu sich gekommen war. Er befand sich in einer warmen, trockenen Umgebung, und er lag auf etwas Weichem. Es duftete herrlich nach Lavendel, und es war ganz still um ihn herum.
Da war noch ein anderer Geruch, nach Medizin.
Vielleicht war er in einem Kloster, wo sich Ordensbrüder um ihn kümmerten. Irgendwie war es ihm gelungen, sich auf sein Pferd, das wie durch ein Wunder nicht weggelaufen war, zu setzen und weit genug zu reiten, um Hilfe zu finden.
Möglicherweise war Lizette auch hier.
Von dieser Hoffnung angespornt, schlug er die Augen auf, kniff sie aber gleich wieder zusammen, da er genau in die Flamme einer Kerze neben seinem Bett geblickt hatte, die ihn stark blendete. Trotz der Schmerzen versuchte er sich aufzusetzen.
Er spürte ein Paar Hände auf seinen Schultern, die ihn zurück auf das Bett drückten. „Das dürft Ihr noch nicht, Sir“, erklärte ihm eine Frauenstimme. „Bitte. Ihr seid schwer verletzt, und Ihr müsst Euch erholen.“
Dann tauchte das Gesicht einer Frau vor ihm auf, deren sanfte blaue Augen Mitgefühl ausstrahlten. „Ihr müsst ruhig liegen bleiben“, sagte sie. Ihre Stimme war so beruhigend und melodisch wie Musik.
Er musste ihr sagen, wer er war, und dafür sorgen, dass eine Nachricht nach Averette geschickt wurde, um von dem Angriff auf Lady Elizabeth’ Gefolge zu berichten.
„Ihr solltet besser nicht reden“, warnte die Frau ihn und griff dabei nach irgendetwas neben ihm. „Euer Hals ist noch ein wenig angeschwollen, vermutlich habt Ihr dort einen Schlag abbekommen. Zum Glück hat Euer Visier Euch das Leben gerettet.“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Ich bin Lady Jane de Sheddlesby, und Ihr befindet Euch in meinem Haus. Hier seid Ihr sicher, ganz gleich, wer Euch angegriffen hat. Ich habe hier für Euch etwas zu trinken. Es schmeckt nicht sehr gut, aber Bruder Wilbur ist davon überzeugt, dass es Euch guttun wird.“
Sie lächelte ihn so
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