Ein Kuss für die Ewigkeit
klatschte Wimarc in die Hände, woraufhin zwei Gaukler den Saal betraten. Die Männer waren groß und dunkelhäutig, wahrscheinlich Vagabunden, die mit ihrer Familie von einem Ort zum nächsten reisten, den Menschen die Zukunft voraussagten, musizierten, tanzten und andere Vergnügungen darboten, wenn sie dafür bezahlt wurden.
„Ich fand, wir könnten heute Abend alle etwas Unterhaltung gut gebrauchen“, erklärte ihr Gastgeber.
„Eine willkommene Abwechslung“, pflichtete Lizette ihm bei.
Nachdem sie sich vor Lord Wimarc verbeugt hatten, begannen die Männer mit ihrer Vorführung und ließen runde Holzstöcke so rasant durch die Luft wirbeln, dass das bloße Auge ihnen nicht mehr folgen konnte.
Lizette applaudierte, und die anderen Gäste im Saal jubelten und trampelten vor Begeisterung. Als die Gaukler dann von Hölzern zu Messern wechselten, ging ein Raunen durch die Menge. Lizette hielt gebannt den Atem an, da sie fürchtete, eines der Messer könnte im Publikum landen.
„Du musst keine Angst haben, Helewyse“, sagte Finn in einem herablassenden Tonfall zu ihr. „Ich bin mir sicher, diese Leute wissen, was sie tun. Solchen Männern wurde diese Begabung in die Wiege gelegt.“
„Euer Ehemann hat völlig recht“, bestätigte Wimarc und lächelte sie erneut an. „Diese Männer haben hier schon einmal ihre Kunststücke vorgeführt, und sie sind sehr gut darin. Wartet nur ab, bis sie die Äxte herausholen.“
Äxte?
„Wenn du mich entschuldigen würdest, ich werde bald wieder zurück sein“, sagte Finn plötzlich. „Dieser Wein läuft regelrecht durch.“
Es war nicht das erste Mal, dass Finn an diesem Abend den Saal verließ, und so wie zuvor hielt Lizette Ausschau nach Ellie, die sich aber auf dem Schoß eines Mannes mit kurz geschnittenem Haar vergnügte, dem ein Ohr fehlte. Eigentlich sollte sie gar nicht eine solche Erleichterung verspüren, dass sich Ellie noch im Saal aufhielt, während Finn hinausgegangen war, doch genau das tat Lizette. So war es auch schon zuvor gewesen.
„Habt keine Angst, Mylady“, beteuerte Wimarc. „Ich habe Ellie untersagt, sich Eurem Ehemann zu nähern, sonst wird sie das Brandeisen zu spüren bekommen.“
Es gefiel Lizette nicht, so etwas zu hören. Zwar war sie darüber verärgert gewesen, dass Ellie und Finn einander geküsst hatten, aber eine so harte Bestrafung hatte das Dienstmädchen dann doch nicht verdient.
„Ich finde, sie sollte einen Schmerz erfahren, der dem Euren entspricht.“
„Könntet Ihr sie nicht einfach fortschicken, bis wir abreisen?“
Wimarc betrachtete sie, als sei sie ein Kind, das die Spielregeln nicht verstanden hatte. „Nun, wenn sie Euren Gatten in Ruhe lässt, müssen meine Männer nicht auf ihr Spielzeug verzichten.“
Zweifellos betrachtete er alle Frauen so, ganz gleich welchen Status sie besaßen: Sie waren ein Spielzeug zu seiner Unterhaltung, das er wegwarf, wenn er genug davon hatte. In diesem Punkt glich er den meisten Männern, die Frauen als Spielzeug, als Leibeigene oder als mögliche Mütter für ihre Erben ansahen, als Belustigung oder Mittel zum Zweck oder Handelsware.
Das traf auch auf viele der Männer zu, die erfolglos um Adelaide geworben hatten. Sobald sie von ihr abgewiesen worden waren, versuchten sie es einfach bei ihren Schwestern. Zum Glück war ihr Vater nicht von seiner Einstellung abzubringen gewesen, dass seine älteste Tochter als Erste heiraten sollte, um als gutes Beispiel für die anderen voranzugehen.
Adelaide hatte keine Bedenken gehabt, mit diesen Männern ihr Spiel zu treiben und mal vorzugeben, deren Aufmerksamkeit würde ihr schmeicheln, und mal so zu tun, als sei sie zu dumm, ihre wahren Absichten zu durchschauen.
„Na gut, Mylord“, erwiderte Lizette schließlich. „Letztlich ist das Euer Haushalt, nicht meiner.“
„Nun habe ich Euch verärgert“, entgegnete Wimarc mit dem Anschein echter Bestürzung. „Wenn es Euch lieber ist, dass ich das Mädchen wegschicke, Mylady, dann werde ich das machen.“
Lizette fühlte sich versucht, ihn genau dazu zu veranlassen, doch sie wusste auch, dass Finn recht hatte. Ellie konnte ihnen womöglich behilflich sein, allein schon dadurch, dass sie vielleicht über wichtige Informationen verfügte.
Also reagierte sie mit einem wehmütigen Lächeln und einem nachsichtigen Kopfschütteln. „Nein, das wird nicht nötig sein. Es tut mir leid, wenn ich solches Theater darum gemacht habe. Mir ist klar, Männer haben ihre Bedürfnisse, und
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