Ein Kuss für die Ewigkeit
hinlegte, war er sofort eingeschlafen.
Zum ersten Mal seit Ryders Gefangennahme gab es eine echte Hoffnung, seinen Bruder zu retten und unbehelligt aus Castle de Werre zu entkommen.
Er hätte Lizette davon erzählt, aber als er aufstand, um mit den anderen auf die Jagd zu gehen, da schlief sie noch fest.
Vor ihnen schlichen die Jäger durch den Wald, von denen Wimarc behauptete, dass sie einen Eber riechen konnten, lange bevor er ihnen über den Weg lief. Hinter ihnen befand sich eine Handvoll von Wimarcs Männern, die sich sichtlich auf die Jagd, vielleicht aber auch nur auf das Töten freuten. Bei ihnen war der Hundeführer, der mehrere große Hunde an der Leine hatte. Jedes der Tiere schien ähnlich wie die Männer darauf versessen zu sein, an diesem sonnigen und warmen Septembertag eine Beute zu erlegen. Wimarc ritt auf einem stattlichen schwarzen Wallach, sein kurzer Mantel gehörte mit zu den edelsten Kleidungsstücken, die Finn je gesehen hatte. Er war aus weicher grauer Wolle und mit Fuchspelz besetzt.
Finn selber hatte auch ein ausgesucht gutes Pferd bekommen; gekleidet war er in ein kurzes dunkelgrünes Wams, das Wimarc ihm geliehen hatte. Dazu trug er eine braune Wollhose und seine eigenen Lederstiefel. Wimarc hatte ihm neue Stiefel angeboten, doch Finn lehnte unter dem Vorwand ab, sie würden ihm nicht passen.
„Ihr wirkt heute Morgen ausgeruhter“, stellte Wimarc fest. „Ich hoffe, das ist einem lohnenswerten Waffenstillstand zu verdanken.“
Finn lächelte. „Euer Ring als Geschenk wurde mit einem Strahlen angenommen.“
„Ich freue mich immer, wenn ich meinen Freunden helfen kann.“
Finn entging nicht der seltsame Unterton in der Stimme seines Gastgebers, und ihm wurde klar, dass es sich dabei nicht bloß um eine beiläufige Bemerkung gehandelt hatte. „Ich hoffe, Ihr werdet mich immer als Freund betrachten.“
„Ich glaube, das werde ich.“ Wimarc warf ihm einen wohlgesinnten Blick zu. „Wie ich höre, ist der König für die Wildschweinjagd nicht zu begeistern.“
„Ich würde sagen, ihn interessiert nichts, was mit irgendwelchen Anstrengungen verbunden ist. Außer, er nimmt seine Frau mit in sein Bett“, erwiderte Finn wie jemand, der wusste, wem er sich anvertrauen konnte. „Deshalb ist auch sein jüngster Angriff auf Frankreich fehlgeschlagen. Er war zu sehr damit beschäftigt, sich mit Isabella zu vergnügen.“
„Mir wurde berichtet, sie soll eine rechte Schönheit sein.“
„Schön und reizend, und anders als seine Mutter keine Frau, die versuchen wird, sich gegen ihn zu behaupten.“
Wimarc machte den Mund auf und lachte auf diese seltsam tonlose Art. „Eleanor hätte sich gegen den Teufel persönlich behauptet! Selbst in ihrem hohen Alter war sie eine großartige Frau. Zu schade, dass John so wenig von ihr hat. Er ist so unstet wie ein Wetterhahn.“
„Außer wenn es um seine Ländereien in Frankreich geht“, erwiderte Finn. „Er ist ziemlich entschlossen, sie zurückzubekommen.“
„Ich fürchte, er wird bei dem Unterfangen eher ganz England verlieren. Würdet Ihr nach Frankreich in die Schlacht ziehen, wenn er einen weiteren Feldzug beginnt?“
„Bei einer solchen Unternehmung möchte ich mein Leben lieber nicht aufs Spiel setzen.“
„Seine Verbündeten werden reichlich belohnt.“
„Solange sie in seiner Gunst stehen“, hielt Finn dagegen. „Aber wie Ihr selber gesagt habt, ist der König ein unsteter Mann, und dazu auch noch ehrlos. Seht Euch doch nur an, was er Armand de Boisbaston zugemutet hat, als er ihn im Verlies eines französischen Adligen dahinvegetieren ließ.“
„John hat de Boisbaston für diesen Ungemach nach seiner Rückkehr angemessen entschädigt, indem er ihm das Land und die Hand von Adelaide d’Averette gab“, erklärte Wimarc.
Finns Miene bekam einen verächtlichen Ausdruck. „Meinetwegen kann er sie haben. Ich bin mit Helewyse zufrieden, vor allem nach der letzten Nacht“, ergänzte er mit einem Augenzwinkern.
„Zweifellos hofft John, sich mit einer solchen Heirat Armands Loyalität zu sichern“, merkte Wimarc an. „Und auch die seines Bruders Bayard de Boisbaston, nachdem er einverstanden war, dass der Gillian d’Averette heiraten durfte.“
Beinahe wäre Finn aus dem Sattel gefallen. Bayard de Boisbaston hatte Gillian d’Averette geheiratet? Wie war das möglich? Das war gegen das Gesetz, wenn das stimmte, was er gehört hatte. „Die beiden sind Brüder. Die Kirche würde bei einem solchen
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