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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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schlichen auf ihre
stille Art, die Vampire sich im Verlauf der Jahrhunderte angeeignet hatten,
bemüht, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Zuerst war ich überrascht, aber dann
begriff ich, dass dieser Prozess natürlich für das gesamte Königreich von
Interesse war. Ich hatte die Nachricht von der Verhandlung nicht verbreiten
lassen und war viel zu beschäftigt gewesen, um darüber nachzudenken, wie
neugierig unsere Untertanen sein würden. Ich hatte gedacht, die Nachricht würde
sich viel langsamer verbreiten, erst nach dem Urteilsspruch, aber natürlich
wurde der Termin auch ohne moderne Technik von den Mitgliedern der Clans weitergetragen.
    Ich nahm
mir einen zusätzlichen Moment Zeit, einigen von ihnen in die Augen zu sehen.
    Dieselben
Vampire haben gesehen, wie ich bei Claudius Beerdigung zusammengebrochen bin.
    Und
jetzt sind sogar noch mehr Vampire hier.
    Ohne weiter
zu zögern oder abzuwarten, ob jemand von den Ältesten etwa Einwände hätte, ging
ich wieder direkt zu Lucius' Stuhl – dem Sitz der Macht – und ließ mich nieder.
    Mit
hocherhobenem Kopf ließ ich den Blick langsam von links nach rechts wandern und
schaute nacheinander allen Ältesten in die Augen, wobei ich schnell über Dorin
hinwegging, weil ich seine Furcht nicht sehen wollte, die ansteckend war, und
ein bisschen länger bei Flaviu verweilte, denn ich wollte, dass er genau sah,
was ich verkörperte:
    Macht.
    Er hielt
meinem Blick stand und grinste sogar ein bisschen, aber das war okay. Mir war
klar, dass ein kleiner Sieg in der Ratsversammlung nicht ausreichen würde, um
die Monate wiedergutzumachen, in denen ich mich versteckt hatte. Es reichte mir
vorerst, dass ich ein wenig Respekt in den Gesichtern der anderen Ältesten
gesehen hatte.
    Um nicht
noch mehr Zeit zu verschwenden, wandte ich mich an die Menge und verkündete mit
klarer Stimme, die nichts von der Angst verriet, die ich tief in mir verschlossen
hatte und die ich niemals wieder in der Öffentlichkeit zeigen würde: »Führt den
Angeklagten herein.«
    Ich
schwankte kein bisschen – ich zuckte noch nicht einmal mit der Wimper, obwohl
alles in mir schrie –, als Lucius auf den ausgetretenen Fleck in der Mitte des Raumes
geführt wurde.

Kapitel 107
    Mindy
    Ich weiß
nicht, wie Jess es
hinkriegte, sich so zusammenzureißen, als Lukey mit den Händen in Ketten in
den überfüllten Gerichtssaal gebracht wurde. Keine Ahnung, was die Wächter
dachten, wo er hinlaufen sollte, weil, er sah so aus, als würde er es kaum bis
in die Mitte des Raumes schaffen, in den ich mich hineingeschlängelt hatte,
indem ich ungefähr hundert Vampire zur Seite geschubst hatte. Als ich einen
Platz ergattert hatte, wünschte ich mir allerdings fast, ich hätte es nicht
getan.
    »Armer
Lucius!«, wimmerte ich. Jess hatte mir gesagt, dass er fast sterben würde, wenn
er kein Blut trank, aber ich hatte es mir bis dahin wohl einfach nicht
vorstellen können, wie das aussehen würde. Und er sah entsetzlich aus.
    Jess zuckte
aber noch nicht mal mit der Wimper. Sie sah ihren Mann einfach nur an, der so
sehr versuchte, er selbst zu sein, aber vielmehr aussah wie Raniero, als er
noch ein Surfer war. Es war, als wenn die beiden die Plätze getauscht hätten.
Lucius' Schultern hingen herunter, seine schönen schwarzen Haare waren eine
Katastrophe, er brauchte dringend eine Rasur und seine Klamotten waren
schmutzig. Als er schließlich die Augen öffnete und versuchte umherzublicken,
als wollte er allen zeigen, dass er immer noch das Sagen hatte ...
    Ich schaute
wieder zu Jess. Wie schaffte sie es bloß, mit anzusehen wie er darum kämpfte,
immer noch ... Lucius zu sein, ohne in Tränen auszubrechen?
    Aber Jess
kämpfte auch. Sie kämpfte für ihn und ihre Augen waren wie aus Eis. Sie waren
wie aus schwarzem Eis, alles Braun war irgendwie daraus verschwunden.
Ich hatte sie noch nie so gesehen.
    »Es ist
offensichtlich, dass Lucius Vladescu nicht in der Lage ist, für sich selbst zu
sprechen«, sagte sie und machte eine Pause, um einem der Onkel – dem, der Fabio
hieß – einen Blick zuzuwerfen, der ihn auf der Stelle hätte töten können.
Selbst ich schrumpfte ein bisschen zusammen. »Denn er wurde ohne die
notwendige Nahrung in Isolationshaft gehalten. Und weil ich seine Frau bin und
nicht berechtigt, einen Urteilsspruch zu fällen, werde ich an seiner Stelle
sprechen, seine Zeugen aufrufen und seinen Fall präsentieren.«
    Alle waren
ganz offensichtlich total geschockt und der alte Vampir, der genauso aussah

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