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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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die Ältesten dazu
bringen, vernünftigere, wohlüberlegte Urteile zu sprechen.«
    Raniero
nickte nachdenklich. »Lucius sagt, dass deine logische Art zu denken unseren
Clans nützlich sein könnte.«
    Wir sahen
uns über den Schnee hinweg an und dann sagte ich leise, aber bestimmt: »Wenn
ich aus dem Bett aufstehen und mich meinen Ängsten stellen kann, dann kannst du
dich auch mit deiner Vergangenheit auseinandersetzen.«
    Ein
Windstoß fegte über uns hinweg und ich sah zur Gruft der Vladescus, in die ich
mich immer noch nicht hineingewagt hatte. Bin ich eine Heuchlerin ... ?
    Als ich
mich wieder Raniero zuwandte, hatte er den Friedhof endlich betreten. Er wies
mit dem Kopf auf den neuen Grabstein. »Bringen wir es hinter uns, Antanasia.«
    Ich ging
vor, ohne etwas zu sagen. Als wir Claudius Grabstätte erreicht hatten, warf
Raniero Lucius' Umhang auf den Boden und rammte die Schaufel in den Schnee und
die darunterliegende Erde.
    Obwohl die
Erde wahrscheinlich gefroren war, war sie in dem frischen Grab immer noch
relativ locker, und Raniero war stark. Er atmete noch nicht einmal besonders
schwer, während er arbeitete, und brauchte nur ein paar Minuten, bis er mit der
Schaufel auf Holz stieß. Innerhalb von einer halben Stunde hatte er den Sarg
freigelegt.
    Er kniete
neben der schmalen Ausgrabungsstelle, fasste mit den Fingern unter den Rand des
Ebenholzdeckels und blickte mich an. »Bist du bereit, Antanasia? Es ist kalt
und es ist noch nicht viel Zeit vergangen, also wird der Verwesungsprozess
noch nicht sehr weit fortgeschritten sein. Aber der Anblick wird trotzdem nicht
schön sein.«
    Das wusste
ich. Und ich wusste, was das letzte Mal passiert war, als ich in diesen Sarg
geschaut hatte. Aber ich musste sichergehen. »Okay, mach ihn auf.«
    Er ruckelte
am Deckel und ich zuckte zusammen, denn der Sarg ließ sich leichter öffnen als
gedacht. Ich beugte mich vor und zwang mich hineinzusehen. Zum Glück roch
Claudius Leiche bei der eisigen Kälte nicht ganz so entsetzlich. »Nimm das
Leichentuch weg, damit wir die Wunde sehen können«, wies ich Raniero an.
    Raniero zog
wortlos das Tuch beiseite und ich drehte mich weg – nicht weil ich zu
verängstigt war, um hinzusehen, sondern weil ich es, auch wenn ich Claudiu
verabscheute, respektlos fand, seine nackten, knochigen Schultern anzusehen.
Ich schämte mich beinahe für ihn. »Sag mir, was du siehst.«
    Ranieros
Stimme war gedämpft, weil sein Kopf nun in das Grab gebeugt war. »Vielleicht
kannst du mir sagen, wonach ich suchen soll.« Aber das musste ich gar nicht beantworten.
Noch ehe ich etwas sagen konnte, gab er leise einen italienischen Ausdruck der
Überraschung von sich. »Mavalà.«
    Etwa eine
Stunde später hatten wir Claudiu Vladescu wieder begraben und machten uns auf
den Rückweg.
    Wir
stapften durch die weißen Schneeverwehungen, und als Raniero das Eisentor
hinter uns schloss, sah ich zum Himmel hinauf und hoffte, dass es noch mehr
schneien würde, damit das Grab aussah, als hätten wir es niemals berührt ...
nur für den Fall, dass wir es noch einmal öffnen mussten.

Kapitel 104
    Antanasia
    Warum sind wir hier?«, fragte ich
Raniero. Ich tastete nach dem Pflock in der Tasche meines Umhangs. Obwohl ich
beschlossen hatte, ihn ab sofort immer dort zu tragen, hatte ich mich noch
nicht ganz daran gewöhnt. »Ich dachte, wir wären fertig mit unserem Training.«
    Wir waren
vom Friedhof aus direkt zur camera de miza gegangen und Raniero war die
ganze Zeit über schweigsam gewesen. Als ich die Kerzen anzündete, ging er in
dem kleinen Raum hin und her, aber nicht so wie beim ersten Mal, als wir uns
hier getroffen hatten. Er sah zwar immer noch aus wie ein Löwe, aber mehr als
wäre er auf der Jagd und hätte seine Beute schon in Sicht.
    »Raniero?«
    Ich holte
ihn aus einem Tagtraum zurück, der tiefer zu sein schien als der Schlaf, aus
dem ich ihn vorher geweckt hatte. »Si?«
    »Warum sind
wir hier?«
    »Ich muss
mir ...«, er ging zu dem Kasten, in dem Lucius' Pflock lag, und öffnete den
Deckel mit Fingern, die immer noch voller Friedhofserde waren, »... dies hier
ansehen.«
    Er holte
Lucius' Waffe hervor und hielt sie sich vor das Gesicht, dann fuhr er prüfend
mit einem Finger über die übereinandergeschichteten Blutspuren. Als wenn er sie
abmessen würde.
    Ich konnte
immer noch ein wenig den Gestank von Claudiu riechen und wollte wie immer
zurückweichen. Aber der Killer, der so viel über Wunden und Pflöcke und Blut
wusste, wich dem

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