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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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Schlafzimmer sein konnte, denn das lag nicht weit von Mindys Gästezimmer
entfernt. Es gab zwar keinen Grund zu flüstern, aber trotzdem senkte ich meine
Stimme, als ich fragte: »Lucius, wo gehen wir hin?«
    Er
antwortete nicht, sondern drückte nur meine Hand. Seine Finger waren
angespannt.
    »Lucius?«,
fragte ich noch einmal, nachdem wir bestimmt
weitere fünf Minuten dunkle Gänge durchquert hatten. Ich hatte inzwischen das
Gefühl, dass wir uns abwärts bewegten, auch wenn die winzigen Stufen so willkürlich
verteilt schienen, dass es schwer zu sagen war.
    Ich wollte
wirklich nicht ängstlich sein – mein Mann war schließlich bei mir, der mich mit
seinem Leben beschützen würde
–, aber die Gänge wurden immer dunkler und rochen immer moderiger, als wäre
dies ein Bereich der Burg, in den sich nur selten ein Vampir wagte. »Wo sind
...?«
    Doch bevor
ich meine Frage beenden konnte, blieb Lucius abrupt stehen und ich konnte
direkt vor meiner Nase eine sehr schmale Tür erkennen. Sie sah beinahe aus wie
ein Spalt in der Mauer. Wie der Deckel eines Sarges, der an die Wand genagelt
war. Unter der Tür drang schwaches Licht nach außen. Wahrscheinlich war Lucius
schon eher hier gewesen, um das, was drinnen auf mich wartete, zu beleuchten.
    Das fahle
Licht hatte etwas Unheilvolles, es erinnerte mich an die höllischen Flammen im
Gerichtssaal, sodass ich instinktiv versuchte, meine Finger aus Lucius' Griff
zu lösen, um ein Stück zurückzuweichen.
    Doch er
hielt mich fest und sagte: »Ich muss dir etwas zeigen, Antanasia.« Er machte
eine Pause und fügte dann beinahe widerwillig hinzu: »Ich hätte es dir schon
längst zeigen sollen, vielleicht sogar schon, bevor du mich geheiratet hast.«
    Ehe ich
noch etwas sagen konnte, öffnete er die Tür und schob mich durch den hohen,
schmalen Eingang. Seine Hand lag beruhigend auf meinem Rücken, aber es verschlug
mir trotzdem den Atem, als mein Blick auf das fiel, was er mir zeigen wollte,
und ich wich unwillkürlich zurück. Leise rief ich aus: »Lucius ... wo sind wir
hier?«

Kapitel 33
    Antanasia
    Als
Amerikanerin, die
schon Schwierigkeiten hatte, sich die Namen ihrer Urgroßeltern zu merken,
konnte ich es kaum fassen, wie weit Lucius' Abstammungslinie zurückreichte.
Ich hatte zwar bei unserer Hochzeit im von Lucius so hoch geschätzten dicken
Abstammungsbuch unterschrieben und damit meinen Namen einer langen Reihe
Untoter hinzugefügt, die Tausende von Jahren zurückging, aber ich hatte bisher
noch nicht begriffen, dass ich jetzt zu einer Familie gehörte, die Zeit in
Jahrtausenden maß und noch lebende Familienmitglieder hatte, die mit
Aristoteles oder Heinrich VIII. oder Hannibal per Du gewesen waren.
    Nein, ich
erkannte erst, was Begriffe wie Geschichte, Vermächtnis und Geburtsrecht für
einen Vampir bedeuteten, als sie sich mir in Form von Pflöcken darstellten.
    »Lucius,
das ist ...« Beeindruckend? Unglaublich? Widerlich?
    »Ja, die camera
de miza – der Raum der Pflöcke – ist all das«, stimmte er mir zu. Zweifellos
hatte er meine Gedanken gelesen, wie ich es schon vorher manches Mal vermutet
hatte. »Sie ist all das und noch so viel mehr für mich.«
    Der Raum
war ziemlich klein und bot gerade genug Platz für zwei oder drei Personen und
einen Tisch in der Mitte, aber was der Kammer an Platz fehlte, machte sie in
Waffen wieder wett. Alle paar Zentimeter steckte ein Pflock in einer Halterung
an der Wand. Die Spitzen zeigten alle nach
unten, sodass der gesamte Raum aussah wie der Oberkiefer eines Weißen Hais.
Vielleicht sogar noch unheimlicher. Ich hatte irgendwie das Gefühl, bei
lebendigem Leib aufgefressen zu werden, als ich mich einen Schritt vorwagte,
unsicher, aber gleichzeitig auch neugierig.
    Ich bin
in einem Museum der Vernichtung.
    »Jeder
dieser Pflöcke gehörte einmal einem männlichen Vladescu, der vernichtet wurde«,
erklärte mir Lucius, während er hinter mich trat und mir eine Hand auf die
Schulter legte. »Jede Waffe war einstmals ein hoch geschätztes Besitztum.« Er
zeigte an mir vorbei auf einen kleinen Schnipsel vergilbten Papiers unter
einem der Pflöcke. »Siehst du? Der Name des Besitzers und das Datum seiner
Vernichtung.«
    Der Raum
war nur schwach von zwei Kerzen beleuchtet und ich beugte mich vor, um den
Zettel zu lesen, aber der Name war in einer lang vergessenen Vorform des
Kyrillischen geschrieben und ich konnte nur die Jahreszahl entziffern: A.
D. 53.
    Ich
bemerkte auch den unverkennbaren Fleck, der bis zur Hälfte der

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