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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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Gerüchteküche.
    Lucius
lehnte sich zurück und sagte: »Die Versammlung ist vertagt.«
    Ich wollte
gerade aufatmen, aber natürlich war meine Erleichterung voreilig gewesen.
    »Was genau
werden diese ›Ermittlungen‹ beinhalten?«, fragte Flaviu Vladescu. »Und wer
wird sie leiten?«
    Oh,
nein.
    Ich wandte
mich Flaviu zu und das Herz rutschte mir in die Hose. Er hatte immer im
Schatten seines älteren Bruders Claudiu gestanden, aber jetzt war anscheinend
seine Zeit gekommen, genauso wie Claudiu nach Vasiles Tod aufgestiegen war. Der
knochige Vampir mit der Hakennase saß schon ein wenig aufrechter da als sonst
und trommelte mit seinen dünnen, knorrigen Fingern auf dem Tisch, wie es sein
Bruder immer getan hatte. Und vor ihm Vasile.
    Hatte
Flaviu vielleicht etwas mit Claudius Vernichtung zu tun? Ich betrachtete den
jüngeren Vampir, der seinen neuen Status sichtlich genoss, während er vorgab zu
trauern, und mein Verdacht kam mir gar nicht mal so abwegig vor.
    »Wie du
zweifellos wissen wirst, sind unsere Strafgesetze sehr umfangreich«, belehrte
Lucius seinen Onkel. »Ermittlungen
wurden dagegen bisher geradezu vernachlässigt. Schon ein bloßer Verdacht war
meist ausreichend, um die Meute zu entfesseln und ›Recht‹ sprechen zu
lassen.« Er sah zu mir. »Antanasia und ich möchten ein zeitgemäßeres,
empirisches Protokoll einführen. Wir bitten nur um etwas mehr Zeit, um
besprechen zu können, was als Nächstes geschehen soll, damit wir euch darüber
abstimmen lassen können.«
    Ich zog
zwar nicht gerne die Aufmerksamkeit auf mich, aber ich nickte unterstützend.
Wir waren uns auf jeden Fall einig, dass das Vampirrecht zu viel Gewicht darauf
legte, Rache zu üben und den Angeschuldigten so schnell wie möglich – mit dem
Pflock – den Prozess zu machen. Und das, was einer Polizei noch am ähnlichsten
war, waren Vampire, die anscheinend mehr so etwas wie Kopfgeldjäger waren und
die als Qualifikation lediglich einen möglichst rücksichtslosen Charakter
aufweisen mussten.
    »Sei
versichert, dass Claudius Vernichtung nicht ungesühnt bleiben wird«, fügte
Lucius hinzu.
    Aber Flaviu
machte nicht den Eindruck, als stellte ihn diese Antwort zufrieden. Er sah
ziemlich verärgert aus und warf einen herausfordernden Blick in die Runde.
»Traut sich denn keiner von euch auszusprechen, was wir alle denken? Dass
derjenige, der behauptet, an das ›Recht‹ zu glauben, derjenige ist, der
zuletzt mit dem Ermordeten im Streit gesehen wurde?«
    Ich fühlte
Panik in mir aufsteigen und bemühte mich sehr, sie niederzukämpfen. So hatte
es gestern auch angefangen.
    »Sei
vorsichtig, wen du hier beschuldigst«, unterbrach ihn Lucius und warf seinem
Onkel einen warnenden Blick zu. »Dies ist weder der Ort noch die Zeit dafür.
Ich verspreche dir, wir werden feststellen, wer diese Tat begangen hat.«
    »Aber
wie?«, fragte Flaviu nach. »Wie soll dieser ›empirische Prozess‹ aussehen?«
    Lucius
öffnete bereits den Mund, um zu antworten, aber bisher hatten wir keinen Plan
und ich befürchtete, dass die ganze Situation außer Kontrolle geraten würde,
wie es am Tag zuvor mit Claudiu passiert war. Und obwohl ich bisher kaum ein
Wort während der Treffen mit den Ältesten gesprochen hatte, platzte ich jetzt
mit Ylenias Idee heraus: »Zuerst werden wir alle Ältesten auffordern, ihren
Pflock vorzuzeigen.«
    Flaviu
schien überrascht zu sein, dass ich überhaupt etwas sagte, aber dann drehte er
sich schnell zu mir und fragte: »Und wann, Antanasia?«
    Darüber
hatte ich nicht nachgedacht, aber ich musste etwas antworten. Je eher, desto
besser, nahm ich an. »Morgen. Wir werden uns morgen zur gleichen Zeit wieder
treffen.«
    Es
herrschte Totenstille am Tisch. Ich dachte, sie wären alle sprachlos, dass ich
endlich mal irgendetwas von mir gegeben hatte.
    Und dann,
anstatt meinen Vorschlag abzuweisen – oder mich gar auszulachen, wie ich es
eigentlich fast erwartet hätte –, hörte ich plötzlich zustimmendes Gemurmel und
einige nickten sogar.
    Trotz der
entsetzlichen Umstände verspürte ich ein Gefühl der Erleichterung, das fast an
Stolz grenzte.
    Ich dachte,
ich hätte als Prinzessin endlich mal etwas richtig gemacht, und sah Lucius an,
um seine Bestätigung zu bekommen. Aber als sich unsere Blicke trafen, wurde mir
sofort klar, dass er meinen Vorschlag nicht so großartig fand. Er unterstützte
mich zwar nach außen, indem er sagte: »Wir werden es machen, wie Antanasia es
sagt, und uns morgen zur Abenddämmerung wieder

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