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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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schauen zu müssen. »Warum heute?«
    Lucius'
Blick war nicht gerade beruhigend. Er war so düster wie die Atmosphäre dieses
Ortes, an dem wir uns befanden. Dann nahm Lucius meine Hände, sodass ich mich
wieder an unsere Hochzeit erinnert fühlte. Wir standen da wie Braut und
Bräutigam. Aber auch daran wollte ich auf einem Friedhof nicht denken.
    »Antanasia«,
sagte er, »was uns in den kommenden Stunden – und vielleicht Wochen – bevorsteht, kann sehr schlimm werden.« Er drückte meine Hände und für einen
kurzen Moment schaute er zu den Mausoleen hinüber, deren Anblick ihm so viel
weniger auszumachen schien als mir. »Und bis wir herausfinden, wer Claudiu
vernichtet hat, musst du so stark und standhaft sein wie die Steine um uns
herum, Tochter der furchtbaren Mihaela Dragomir.«
    Lucius
liebte Gleichnisse und Symbolik, aber in dem Augenblick ging er mir damit
gewaltig auf die Nerven. Und ich schämte mich ein wenig für den Vergleich mit
meiner mächtigen Mutter, denn es wurde langsam klar, dass ich überhaupt
nicht war wie sie.
    »Können wir
uns nicht etwas mehr Zeit lassen?«, fragte ich. »Das Treffen einfach
verschieben? Es wäre ja nicht so, als ob wir weglaufen würden.«
    Aber Lucius
schüttelte den Kopf. »Nein, Jessica. Wir wollen eine neue Ordnung unter den
Vampiren einführen. Wir sind uns doch darin einig, dass wir Rechtsstaatlichkeit
brauchen. Wie würde es aussehen, wenn ich mich der Ordnung, die wir schaffen
wollen, entziehen würde?«
    Irgendwie
war ich gerade gar nicht mehr so glücklich darüber, dass ich – zumindest
theoretisch – zugestimmt hatte, dass die althergebrachten Strukturen unserer
Familienclans modernisiert werden mussten.
    »Ein
Herrscher, der gegen seine eigenen Gesetze verstößt, ist kein Prinz, sondern
ein Despot«, fügte Lucius hinzu. »Und wir wollen doch keine Gewaltherrscher sein,
oder?«
    Die Tränen
brannten mir in den Augen. »Ich weiß nicht«, murmelte ich.
    Warum
musste Lucius Vladescu gerade jetzt mit seiner Rechtsstaatlichkeit anfangen?
Damals in Pennsylvania hatte er noch die ganze Zeit von Adel und
Alleinherrschaft gesprochen und davon, dass die »Bauern« eine »starke Hand«
bräuchten. Aber meine Adoptiv-Familie hatte ihn verändert. Wir hatten einem
Prinzen beigebracht, seine Wäsche zusammenzulegen, und jetzt war alles anders.
    Lucius
lächelte, als ob er meine Gedanken lesen konnte. Dann zog er mich zu sich heran
und sagte: »Weine ruhig, Jessica, weine jetzt, damit es nicht passiert, wenn
ich abgeführt werde. Denn so etwas wie eine Kaution gibt es in unserer Welt
leider nicht. Ich werde zweifellos inhaftiert werden, denn es geht um die
Vernichtung eines Ältesten und die Beweislage ist eindeutig. Das ist leider
auch unser Gesetz.«
    »Zweifellos«,
stimmte ich zu, als wenn es total klar wäre. Aber seine Worte hallten in meinem
Kopf wider. Abgeführt ... Er wird vor meinen Augen abgeführt werden ...
    Ich hatte
Angst um ihn. Würde er wieder auf diesem ausgetretenen
Fleck in der Mitte des Gerichtssaals stehen? Würde es wirklich so weit kommen?
Und ein kleinerer Teil von mir hatte auch Angst um mich selbst. Ich hatte Angst
davor, alleine zurückzubleiben, ohne ihn regieren zu müssen. »Und wenn wir
nicht herausfinden, wer es war?«, fragte ich. Ich brachte die Worte kaum über
die Lippen.
    Lucius
legte sanft die Hand unter mein Kinn und sagte: »Wir werden die Wahrheit
herausfinden. Am Ende siegt immer die Wahrheit.«
    Meine
Adoptiv-Eltern hatten ihm auch einen Fernseher gegeben ...
    »Wir sind
hier aber leider nicht bei Law Et Order«, rief ich ihm ins Gedächtnis.
»Und ich weiß auch gar nicht, wo ich überhaupt damit anfangen soll, nach der
Wahrheit zu suchen. Besonders wenn du nicht da bist, um mir zu helfen.«
    Lucius lächelte
wieder. »Eines der ersten Dinge, die ich an dir mochte, war deine Intelligenz,
Jessica. Deine Intelligenz und deine Fähigkeit, Ställe auszumisten«, grinste
er. Dann wurde er wieder ernst. »Und wie wir beide wissen, kenne ich mich – ob
es uns gefällt oder nicht – ganz hervorragend auf dem Gebiet der
hinterhältigen Verschwörung aus. Gemeinsam werden wir herausfinden, wer Claudiu
vernichtet hat. In der Hinsicht wird meine Inhaftierung vielleicht sogar von
Vorteil sein, denn so habe ich genügend Zeit und Ruhe, um nachzudenken und
damit der Intrige auf die Schliche zu kommen.«
    »So viel
zur Vertrauenswahl und unserer Krönungsfeier«, brachte ich hervor und wischte
eine Träne weg, die mir über das

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