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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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uns
doch einfach die Zeit zusammen genießen, okay?«
    »Ich werde
es versuchen.« Ich konnte allerdings nicht verstehen, wie er in seiner Situation
noch irgendetwas genießen konnte. Ich zitterte in meiner Daunenjacke, denn mir
war auf einmal furchtbar kalt. Kalt vor Angst.
    Vielleicht
können wir ja einfach so lange weiterreiten, bis wir in ein anderes Land
kommen. Moldawien ist nicht weit und niemand wird dort nach uns suchen.
    Die
nächsten zwanzig Minuten oder so ritten wir schweigend weiter und ich hatte
schon die Hoffnung, dass wir tatsächlich zur Grenze unterwegs waren, aber dann
trat die Stute unter dem dichten Baumkronendach hinaus auf eine düstere graue
Lichtung und ich begriff, wo wir uns befanden. Und wie in der Nacht zuvor, als
Lucius mir den Raum mit den vielen Pflöcken gezeigt hatte, wich ich
unwillkürlich zurück – dieses Mal, um mir von Lucius' Körper Halt geben zu
lassen, denn dieser Ort ...
    Dieser Ort
ließ mich auf eine ganz andere Art zurückschrecken.

Kapitel 37
    Antanasia
    Die
schwarze
Eisenpforte zum Friedhof, auf dem unsere beiden Familien begraben lagen, stand
in krassem Gegensatz zu dem weißen Schnee. Lucius hatte den Riegel schon
entfernt und streckte seine Hand nach mir aus, doch ich konnte mich nicht
überwinden einzutreten. »Bitte, Jessica. Es gibt hier nichts zu befürchten.«
    Oh, aber
da ist ...
    Mir blieb
jedoch nichts anderes übrig. Zögerlich ging ich auf den Prinzen zu, der mir
immer noch geduldig die Hand entgegenhielt. Sobald ich durch das Tor getreten
war, bemerkte ich, dass im Reich der Vampire selbst der Tod noch das Leben
widerspiegelte. Ich musste nicht einmal fragen, welches der beiden größten
Mausoleen – die ganz offensichtlich die Grabstätten der Königsfamilien waren – den Vladescus gehörte und welches den Dragomirs.
    Die
Vladescus – oder zumindest ihre Könige und Königinnen – hatten ihre letzte
Ruhestätte in einem spitz aufragenden Bauwerk aus schwarzem Marmor gefunden,
das unserer gotischen Burg, die ich noch schemenhaft am Horizont sehen konnte,
ähnelte.
    Und meine
Eltern ... Mir war sofort klar, dass ihre Leichname in der kleineren,
dezenteren weißen Marmorgruft lagen, die ich am anderen Ende des Friedhofs
sah.
    Ich blieb
wie angewurzelt stehen. Auch Lucius hielt inne und sagte mit ehrfürchtiger
Stimme: »Sogar im Tod sind wir immer voneinander getrennt gewesen. Als Vampire
leben wir ohnehin schon fernab der Menschen und sind gezwungen, unsere Toten
an diesem abgeschiedenen Ort hoch in den Bergen zu begraben. Aber auch
innerhalb dieses Friedhofs sind wir voneinander getrennt. Deine Familie liegt
so weit weg von meiner, als wäre es unmöglich für uns, jemals die Erde
miteinander zu teilen.« Er sah mich an. »Das erschien mir einst ganz
selbstverständlich – bis ich mich in dich verliebt habe.«
    Ich wurde
es nie müde zu hören, dass Lucius' Liebe zu mir den Hass auf meine Familie, der
ihm scheinbar angeboren gewesen war, mit einem Schlag überwunden hatte. Aber
ich wollte mich dem hier nicht stellen. Nicht jetzt.
    Lucius
setzte sich wieder in Bewegung, doch ich rührte mich nicht vom Fleck. »Ich mag
nicht weitergehen«, sagte ich.
    Er blieb
stehen und ich befürchtete schon, er würde meine Weigerung nicht akzeptieren
und darauf bestehen, dass wir zu den Familiengräbern gingen. Seit jener Nacht
damals in Pennsylvania, als er mir sein von ihm so geschätztes
Abstammungsbuch gezeigt hatte, hatte er mich gedrängt, mich mit dem Verlust
meiner Eltern und mit unserer möglichen gemeinsamen Zukunft auseinanderzusetzen.
Als ich bei unserer Hochzeit in dem Abstammungsbuch unterschrieben hatte, war
ich damit diesem Ort schon einen Schritt näher gekommen.
    Aber jetzt
stellte ich mich stur. »Kein Stück weiter. Nicht heute.«
    Ich habe
schon genug zu ertragen. Ich kann mich jetzt nicht auch noch mit der
Vernichtung meiner Eltern beschäftigen. Oder mit dem, was uns beiden zustoßen
könnte ... Theoretisch sind wir vielleicht unsterblich, aber wir können auch
genauso gut hier enden.
    Für einen
Augenblick sah es aus, als wollte Lucius widersprechen, aber dann nickte er.
»Natürlich. Wenn du dazu bereit bist.«
    Vielleicht
nie. Wie bei der Gerichtsverhandlung, an der ich nicht teilnehmen konnte, und
dem Urteil, das ich nicht fällen konnte ... vielleicht nie.
    »Warum sind
wir hier?«, fragte ich und suchte in seinem Gesicht nach einer Antwort.
Möglicherweise wollte ich aber auch nur vermeiden, weiter auf die Grabstätte
meiner Eltern

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