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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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umherflogen.
    Vampire
waren von Natur aus kalt, aber wir waren trotzdem keine Eisbären und brauchten
bei einem Schneesturm mehr als ein T-Shirt am Leib. Ich sah auf seine nackten
Arme. Die Tattoos würden ihn auch nicht warm halten.
    Was hat
es mit diesen Tätowierungen auf sich? Und warum will er nicht reinkommen?
    Plötzlich
fiel mir etwas ein, das ich ganz vergessen hatte, seit ich Claudius Blut an
Lucius' Pflock gesehen hatte. Warum ist Ranieros Waffe in diesem Raum der
vernichteten Vampire – und über und über mit Blut bedeckt?
    »Ähm, ich
möchte nicht unhöflich erscheinen«, unterbrach ich die Unterhaltung, die ich
nicht wirklich verstand, »aber warum genau ist Raniero eigentlich hier?«
    Lucius
griff wieder nach den Zügeln der Stute. »Tut mir leid, dass ich es versäumt
habe, dir zu sagen, dass er kommt. Ich hatte ein wenig befürchtet, dass er sich
meiner Anweisung widersetzen würde, was mich in die schwierige Lage gebracht
hätte –«
    »– mich
wegen Ungehorsams vernichten zu müssen«, beendete Raniero den Satz. »Also tue
ich ihm doch den Gefallen und folge Prinz Lucius' Ruf.« Er wandte sich mir zu
und ich konnte wirklich nicht sagen, ob er es ernst meinte, als er hinzufügte:
»Ich ziehe es vor, meine besten Freunde nicht dazu zu zwingen, mich zu töten.
Ich möchte niemandem Leid zufügen!«
    Meine
Verwirrung wurde nur noch größer. »Also warum...?«
    Lucius
klatschte der Stute auf das Hinterteil und schickte sie in ihren Stall.
»Antanasia, du weißt ja, wie das Gesetz ist. Man wird mich verhaften. Und
obwohl du bereits in deine Rolle hineinwächst« – aber klar doch – »wirst
du jemanden brauchen, der dich beschützt«, sagte er. »Und zwar besser, als
Emilian es kann.« Er sah zu Raniero, der schlotternd dastand und die Hände
wieder tief in den Hosentaschen vergraben hatte. »Ich vertraue Raniero, dass
er auf dich aufpasst.«
    Die
Vorstellung, dass Lucius tatsächlich eingesperrt werden könnte, entsetzte mich.
Aber als ich Raniero ansah, musste ich fast lachen. Er sollte mich
beschützen? Er war wirklich noch weniger Furcht einflößend als der Taco auf
seinem T-Shirt.
    Dann fiel
mir sein Pflock wieder ein und ich versuchte, in dem dämmrigen Licht die
seltsamen Tattoos auf seinem Arm zu erkennen. Irgendetwas war da ... und vielleicht
ergab Lucius' verrückter Plan ja doch irgendeinen Sinn.
    »Antanasia,
macht es dir etwas aus, wenn ich eben allein mit Raniero spreche, während wir
hineingehen?« Lucius blickte zwischen uns hin und her. »Ihr werdet noch genug
Gelegenheit haben, euch besser kennenzulernen, aber dies könnte meine einzige
Gelegenheit sein, ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Beim Frühstück können
wir dann gemeinsam darüber sprechen, was als Nächstes passieren wird.«
    Mein Herz
zersprang beinahe bei dem bloßen Gedanken daran, was als Nächstes passieren
würde, aber ich gab mir Mühe, genauso stoisch wie Lucius zu wirken. »Klar. Kein
Problem.«
    Lucius
legte Raniero eine Hand auf die Schulter und führte ihn zur Burg, die er aus
irgendeinem Grund nicht hatte betreten wollen, und die beiden unterhielten sich
in einer mir unverständlichen Mischung aus Rumänisch, Italienisch und Englisch
mit vielleicht auch noch ein bisschen Deutsch dazwischen.
    Ich folgte
ihren Spuren im Schnee und mein Blick wanderte hin und her zwischen Lucius'
geradem Rücken, seinem langen schwarzen Umhang und gepflegtem schwarzem Haar
und Ranieros hängenden Schultern, absolut unangebrachten Shorts und seiner
unordentlichen, von der Sonne ausgeblichenen Lockenmähne.
    Der
Kontrast war enorm, doch sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und
unterhielten sich problemlos in diesem Mischmasch von Sprachen – und
körperlich waren sie eindeutig gleich gebaut. Raniero war nur ein wenig kleiner,
was wahrscheinlich an seiner Haltung lag, denn eigentlich hatte er den
gleichen schlanken, muskulösen Körper wie Lucius.
    Trotzdem
konnte ich mir nicht vorstellen, dass Raniero mich so würde beschützen können
wie Lucius.
    Der Sturm
wurde schlimmer und ich zog meinen Umhang enger um mich.
    Ich konnte
mir sowieso nicht vorstellen, dass Lucius nicht mehr da sein könnte, um mich zu
beschützen. Ich konnte nicht ohne ihn regieren. Ich würde als Prinzessin
vernichtet werden.
    Vielleicht
nicht buchstäblich, aber im übertragenen Sinne.
    Als wir nah
genug bei der Burg waren, dass man sie trotz des wirbelnden Schnees ganz
deutlich erkennen konnte, bemerkte ich eine Bewegung in einem der Fenster,

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