Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
Vom Netzwerk:
früher von deinem Freund erzählt?«
    Weil ich ihn mir erst später ausgedacht habe.
    »Ich weiß es nicht. Ich schätze, ich hatte Angst davor.«
    »Angst? Wieso?«
    Renee überlegte. »Nach dem, was ich im Diner zu dir gesagt hatte, fürchtete ich mich vor deiner Reaktion, wenn ich dann doch nicht... wenn ich es doch nicht tun wollte.«
    »Was hast du gedacht, wie ich reagieren würde?«
    Renee schwieg.
    »Glaubst du, ich hätte dir wehgetan? Hast du wirklich davor Angst gehabt?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nun, du hast recht laut herumgeschrien ...«
    »Richtig. Ich habe dich angeschrien. Weil du mich wahnsinnig gemacht hast. Weil du mir nicht die Wahrheit sagen wolltest. Aber mehr habe ich nicht getan.« Er hielt inne. »Mehr als schreien würde ich niemals tun.«
    Renee hörte den beleidigten Unterton in seiner Stimme, und plötzlich wurde ihr klar, was er ihr damit sagen wollte. Dass er trotz seiner Wut ganz anders als ihr erfundener brutaler Freund war. Und als sie sich erinnerte, wie er sie geküsst hatte, wusste sie, dass er ein Mann war, der nicht nur seinen Spaß haben wollte, sondern genauso gerne Vergnügen bereitete.
    »Und ganz gleich, was du mir im Diner versprochen hast«, fügte er hinzu, »ich hätte dich niemals zu etwas gezwungen, das du nicht willst.«
    Und wenn ich es jetzt doch will?
    Der Gedanke war so klar und deutlich, dass Renee einen Moment lang befürchtete, sie könnte ihn laut ausgesprochen haben. Es war völlig verrückt. Nachdem sie jetzt wusste, dass er kein sexbesessenes Monstrum war, schien sie nur noch daran denken zu können, endlich Sex mit ihm zu haben. Sie wollte es eigentlich gar nicht tun. Zumindest nicht alles. Aber sie fragte sich, was geschehen würde, wenn sie näher an ihn heranrückte, eine Hand auf seine Wange legte und ihn küsste. Nur ein Kuss, um die Erinnerung zu beleben, wie wunderbar es gewesen war. Was würde er dann tun?
    Nachdem sie zuvor so heftig protestiert hatte, würde er morgen früh vermutlich an der nächsten Polizeiwache vorbeifahren und sie direkt in die Irrenanstalt einliefern.
    »Lass nicht zu, dass Männer dir wehtun«, sagte John. »Das musst du dir nicht gefallen lassen.«
    Die Besorgnis, die sie aus seinem schroffen Tonfall heraushörte, steigerte ihr schlechtes Gewissen in ungeahnte Höhen. »Ich weiß«, sagte sie leise. »Ich werde mich daran halten. Von nun an.«
    Er stieß einen verzweifelten Seufzer aus, als glaubte er ihr kein Wort, als könnte er stundenlange Vorträge über dieses Thema halten, während er genau wusste, dass es sinnlos war.
    »Gute Nacht, Alice«, flüsterte er. Dann schloss er die Augen und schwieg. Minuten später hörte sie ihn ruhig und gleichmäßig atmen. Er war eingeschlafen.
    Renee drehte sich herum und sah ihn an. Sie wollte die Gelegenheit ausnutzen, ihn ausgiebig zu betrachten, ohne dass er ihren Blick mit Wut oder Mitleid erwiderte oder sie befürchten musste, er könnte sie bei einer Lüge ertappen. Die Entspanntheit seines Gesichts im Schlaf verstärkte das Feuer noch, das ihn so attraktiv machte, und sie atmete seinen Anblick in tiefen Zügen ein. Auf einmal war die Vorstellung, dass er sie berührte, gar nicht mehr Furcht einflößend, jetzt sehnte sie sich nur noch danach.
    Ihre Erinnerungen an sexuelle Intimitäten beschränkten sich auf ein paar Jungen, die keine Ahnung vom Sex gehabt hatten. Ganz im Gegensatz zu John - falls die Art, wie er küsste, irgendwelche Rückschlüsse erlaubte. Erneut gab sie sich betörenden Fantasien hin und stellte sich vor, wie es wäre, mit einem richtigen Mann Sex zu haben. Nicht mit einem Jungen, der fertig war, bevor sie überhaupt gemerkt hatte, dass es losgegangen war.
    Mit einem richtigen Mann.
    Sie verspürte ein so heftiges Begehren, dass es schmerzte. Sie hatte im Laufe der Jahre viele Freunde gehabt, aber wenn sie feststellten, dass sie wirklich Nein meinte, wenn sie Nein sagte, waren sie wieder auf Abstand gegangen.
    Es war ja nicht so, dass sie gar keinen Sex wollte. Was sie nicht wollte, waren die Konsequenzen, die sich aus dem Sex ergaben. Nicht nur die Probleme mit Schwangerschaft, AIDS und sonstigen ansteckenden Krankheiten. Sie erinnerte sich noch gut an die Gelegenheiten, wo sie sich jungen Männern hingegeben hatte, ohne etwas zurückzubekommen, und an die Scham und Einsamkeit, die sie anschließend empfunden hatte. Eine solche Enttäuschung wollte sie nie wieder erleben. Nachdem sie vor acht Jahren aufgewacht war, hatte sie sich geschworen,

Weitere Kostenlose Bücher