Ein Kuss und Schluss
hier war.«
»Der Kopfgeldjäger?«
»Ja. Ich weiß nicht, wie er sie gefunden hat, aber er hat sie gefunden. Irgendwie hat sie es geschafft, ihm zu entwischen, aber ich bin mir nicht sicher, was jetzt geschieht.« Sie seufzte. »Wenn sich nur aufklären würde, wer wirklich den Supermarkt überfallen hat, könnte sie wieder nach Hause kommen.«
»Ich glaube kaum, dass das geschehen wird.«
»Aber du glaubst doch, dass sie unschuldig ist, oder?«
»Natürlich. Aber sämtliche Beweise sprechen gegen sie.«
Paula wusste, was er meinte. Vor Gericht hätte Renee wahrscheinlich keine Chance. Aber das wollte Paula nicht hören. Sie wollte die Wahrheit nicht sehen, sondern nur daran glauben, dass alles gut werden würde.
»Wo ist sie jetzt?«, fragte Tom. »Immer noch in diesem Motel?«
»Nein. Ich weiß nicht, was sie gerade macht. Ich weiß nur, dass sie sehr aufgeregt klang.«
Tom strich Paula eine Haarsträhne von der Wange und zog sie an sich, um ihren Kopf an seine Schulter zu legen. Sie musste sich jeden Tag von neuem zwicken, bevor sie glauben konnte, dass ein so hinreißender Mann wie Tom tatsächlich an ihr interessiert war. In der Highschool war sie immer das Mädchen gewesen, das für alle der beste Kumpel, aber für keinen Jungen eine feste Freundin gewesen war. Typen wie Tom hatten sie nie eines zweiten Blicks gewürdigt.
Paula wusste nicht, warum Renee ihn nicht mochte, abgesehen von ihren falschen Vorstellungen, was die anderen Frauen betraf, mit denen er sich angeblich traf. Er war ganz anders als sein Cousin Steve, aber sie glaubte nicht, dass Renee das jemals einsehen würde.
Vor neun Monaten hatten Tom und Steve ein Apartment bezogen, nicht weit von Renees Wohnung entfernt. Wenige Monate vorher hatten sie noch zusammen in einer Band gespielt. Irgendwann hatten sie erkannt, dass sie mit ihren Auftritten niemals über die Clubs von Tolosa, Texas, hinauskommen würden, und die Gruppe aufgelöst. Tom hatte sich Arbeit gesucht und auf das Junior College vorbereitet, doch Steve war in der Clubszene geblieben, schlug sich mit Gigs als DJ durch und verspielte den größten Teil seiner Gage.
Dann hatte Renee eine Party veranstaltet und beide eingeladen. Mindestens ein halbes Dutzend Frauen hatten an diesem Abend nur Augen für Tom gehabt, doch es war Paula gewesen, die er später in sein Apartment mitgenommen hatte. Er hatte für sie Gitarre gespielt und mit seiner unglaublichen Tenorstimme alberne Liebeslieder gesungen. Wenn sie nicht längst in ihn verknallt gewesen wäre, hätte er sie damit rumgekriegt.
Ungefähr zur gleichen Zeit waren Renee und Steve zusammengekommen. Sie hatten sich nach wenigen Monaten getrennt, aber Paulas Beziehung zu Tom war immer intensiver geworden. Anfangs hatte sie ständig auf den großen Knall gewartet, dass Tom aufwachte und erkannte, dass er mit einer völlig durchschnittlichen Frau ging, während er jederzeit eine viel aufregendere haben konnte. Aber es war nicht geschehen. Und jetzt, mehrere Monate später, konnte sie ihm allmählich glauben, wenn er sagte, dass er sie wirklich liebte.
Tom war ehrgeizig und strebte nach Höherem, ganz im Gegensatz zu Steve. Warum wollte Renee das nicht sehen? Okay, Tom war einige Monate arbeitslos gewesen, und sie hatte ihm finanziell unter die Arme gegriffen, aber da er aufs College ging und sich weiterbilden wollte, hatte sie es gerne für ihn getan. Eines Tages würde er ihr alles zurückzahlen. Schließlich liebten sie sich!
»Tom?«
»Ja?«
»Hast du schon darüber nachgedacht, ob du bei mir einziehen willst? Wenn du dein Apartment aufgibst, könntest du ein paar Hunderter pro Monat sparen. Ich weiß, dass es für dich schwierig geworden ist, die Miete zusammenzubekommen, seit Steve ausgezogen ist.«
»Nein. Ich weiß, dass es billiger für mich wäre, die Wohnung aufzugeben, aber das kann ich einfach nicht machen.« Er schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich hasse es, dir Geld zu schulden. Es ist nur so, dass ... es ist nicht einfach für mich, wieder auf die Beine zu kommen. Das ist alles.«
»Schon gut. Ich weiß, dass du mir das Geld zurückzahlen wirst, wenn du es hast.«
»Ich habe das bestimmte Gefühl, dass ich schon sehr bald zu Geld kommen könnte. Und dann ...«
»Ich sagte doch, dass du dir deswegen keine Sorgen machen musst. Ich werde dir helfen, solange du Unterstützung brauchst.«
Tom nahm sie in die Arme, küsste ihr Haar und drückte sie an sich. »Paula?«
»Ja?«
»Liebst du mich?«
Sie löste
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