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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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Prozession der Frauen zu bedeuten hat, die während der Nachtstunden durch seine Wohnung marschiert? Was soll ich daran falsch verstanden haben? Ich habe es gesehen, Paula! Ich schwöre bei Gott...«
    Renee holte tief Luft. Jetzt war eigentlich nicht der günstigste Zeitpunkt, um über Paulas Liebesleben zu diskutieren.
    »Es tut mir Leid, Paula. Wirklich. Ich habe nicht das Recht, so mit dir zu reden.«
    »Schon gut. Schließlich hattest du in letzter Zeit ziemlichen Stress. Das wird es sein. Tom hat dem Kerl nicht gesagt, wo du bist. Glaub mir.«
    Renee seufzte schwer. Vielleicht hatte Paula Recht. Vielleicht hatte Leandro nur einen sechsten Sinn oder etwas in der Art. Ein Bluthund, der direkt aus der Hölle kam, musste einfach ein gutes Gespür haben.
    »Wie bist du ihm entkommen?«, fragte Paula.
    Renee schloss die Augen, als sie an ihren Versuch dachte, sich als Brandstifterin zu betätigen. »Das spielt jetzt keine Rolle. Ich konnte ihm entwischen, und jetzt bin ich mit dem Wagen eines Polizisten unterwegs ...«
    »Du fährst einen Polizeiwagen?«
    »Nein. Sein privates Auto. Er weiß nicht, dass ich es mir nur ausgeborgt habe, also muss ich es schnell wieder loswerden, damit er nicht ...«
    »Einen Moment. Erzähl mir etwas mehr über diesen Polizisten.«
    Renee seufzte. Er ist einfach umwerfend und kann fantastisch küssen. Und wenn er noch einmal in meine Nähe kommt, bin ich tot.
    »Später. Im Augenblick wollte ich ... wollte ich nur ...« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich glaube, ich wollte einfach nur eine freundliche Stimme hören.«
    »Wohin fährst du jetzt? Willst du immer noch nach New ...?« Paula verstummte plötzlich. »Nein - sag es mir nicht! Jemand könnte mein Telefon abhören.« Sie keuchte. »Vielleicht haben sie dadurch herausgefunden, wo du warst. Du hast mich von diesem Motel aus angerufen.«
    Darüber hatte Renee noch gar nicht nachgedacht. »Glaubst du wirklich? O Gott - könnte man auch diesen Anruf zurückverfolgen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht wäre es besser, wenn du dich auf den Weg machst. Ruf mich wieder an, wenn du dich sicherer fühlst, ja? Damit ich weiß, wie es dir geht, okay?«
    »Ja. Okay. Mach ich.«
    Paula hängte ein. Renee behielt das Handy noch einen Moment am Ohr und lauschte auf das Tuten. Dann legte sie das Telefon weg, während ihr wieder Tränen in die Augen stiegen. Selbst wenn sie bis New Orleans kam, ohne geschnappt zu werden, selbst wenn sie eine neue Identität annahm, eine Arbeit bekam, einen netten Mann kennen lernte und heiratete und wieder so etwas wie ein normales Leben führte - es würde trotzdem eine Lüge bleiben.
    Sie würde für immer auf der Flucht sein.
    In ihrem Bauch breitete sich ein leeres Gefühl aus, das nichts mit Hunger zu tun hatte. Es war schon verdammt schwer gewesen, sich selbst endlich als normalen Menschen zu akzeptieren, nachdem sie von ihrer alkoholabhängigen Mutter während ihrer gesamten Kindheit zu hören bekommen hatte, dass sie eine vollkommen nutzlose Kreatur war. Sie hatte einen großen Teil ihres Lebens ohne Selbstwertgefühl verbracht, so dass es ein übermenschlicher Kampf für sie gewesen war, sich selbst vom Gegenteil zu überzeugen.
    Aber dann hatte sie sich in Tolosa Schritt für Schritt eine eigene Existenz aufgebaut. Sie hatte ein Leben geführt, wie sie es sich als Kind und Jugendliche niemals hatte vorstellen können, ein ordentliches, ehrenwertes Leben mit einem guten Job, guten Freunden, einer anständigen Wohnung. Und sie hatte die Fähigkeit erlangt, anderen Leuten in die Augen zu schauen und sich nicht vor dem zu fürchten, was sie sahen, wenn sie sie betrachteten.
    All das war jetzt vorbei.
    Paula Merani legte das Telefon auf den Tisch zurück und lehnte sich mit dem Kopf gegen das Rückenteil des Sofas. Sie hatte keine Ahnung, was mit Renee los war. Sie wusste nur, dass es nicht gut klang und dass sie sich große Sorgen zu machen schien. Paula kam sich so hilflos vor, weil sie nur herumsitzen und nichts tun konnte, um ihr irgendwie zu helfen.
    »Das war Renee, nicht wahr?«
    Paulas Kopf fuhr herum. Tom stand in der Tür und stützte sich mit einer Hand am Rahmen ab. Er trug nur eine abgerissene Levi‘s, und selbst wenn der Atomkrieg ausgebrochen wäre, hätte Paula nicht aufgehört, ihn anzustarren. Er war groß, hatte schlanke und glatte Muskeln, grüne Augen und flachsblondes Haar, das wie Gold schimmerte.
    »Ach, Tom. Renee hatte Ärger mit diesem schrecklichen Mann! Der gestern Abend

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