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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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»Vielleicht«. Wie zum Teufel war er also auf die Idee gekommen, dieses Wort in den Mund zu nehmen? Es wurde Zeit, dass er sich wieder in einen Polizisten verwandelte, dass er sich distanzierte, um die Ungewissheiten aus seinem Kopf zu vertreiben. Aber er war ihr immer noch so nahe, dass er genau spürte, wie sich ihre Brust hob und senkte. Entweder war dieser Fall eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, oder Renee Esterhaus war die größte Betrügerin, mit der er jemals zu tun gehabt hatte. Und die Tatsache, dass er nicht entscheiden konnte, wie es sich damit verhielt, machte ihn fertig.
    Sein Blick fiel auf ihre Lippen. Lippen, die vielleicht die Wahrheit sagten oder ihn vielleicht anlogen, weil sie ihre Haut retten wollte. Die erhitzte Aggression zwischen ihnen hatte sich in kürzester Zeit verflüchtigt, und nun schien jede weitere Sekunde, die verstrich, an den Rändern zu verschwimmen, als würde er sich durch einen Traum bewegen.
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte er. »Ich muss dich ausliefern.«
    »Ich weiß«, flüsterte sie. Behutsam löste sie ihre Hände aus seinem Griff und legte sie flach auf seine Brust. »Aber könntest du nur für eine Minute ... so tun, als müsstest du es nicht tun?«
    Verdammte Scheiße!
    Sie lehnte sich gegen ihn und schob die Hände höher hinauf, bis sie seinen Hemdkragen erreichten. Dann überschritt sie diese Grenze und legte die Hände um seinen Hals. Er blinzelte überrascht, aber irgendeine Kraft, die er nicht verstand, hielt ihn davon ab, sich ihr zu entziehen. Ein langer, atemloser Moment verging, in dem er sie nur ansah. Er wusste genau, was sie wollte, und dieses Wissen machte ihn fix und fertig. Sie kam ihm ein paar Millimeter näher, bis ihre Brüste ihn berührten. Dann strich sie mit ihrer Zungenspitze über seine Lippen, und er spürte die Feuchtigkeit.
    Eben noch war er der Superbulle gewesen, der sich nichts vormachen ließ, und nun starrte er auf ihre Lippen, als läge er verdurstend in der Wüste und hätte einen Becher mit frischem, kühlem Wasser entdeckt. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, wäre eine solche Verkomplizierung der Situation, die ihn mitten zwischen die Augen traf. Wenn sie sich rückwärts auf ein Bett aus Kiefernnadeln fallen ließ und ihn mit sich zog, wusste er, dass er nicht in der Lage wäre, auch nur den leisesten Protest zu äußern.
    Doch als er über diesen Ablauf nachdachte, schob sich wieder eine Wahrheit in den Vordergrund, die er bereits völlig verdrängt hatte.
    Das hatte er schon einmal erlebt.
    Gestern im Diner.
    Langsam wurde die Erinnerung schärfer. Gestern im Diner waren ihre Augen begierig gewesen, ihre Lippen hungrig, ihre Berührung viel versprechend und ihr Kopf voller Hintergedanken. Er hatte an heißen Sex gedacht und sie an Flucht.
    Mit einem Schlag setzte Johns Vernunft wieder ein, und er wartete, bis sein Gehirn die Hose verlassen und sich wieder zurück in den Kopf begeben hatte. Er konnte nicht glauben, wie idiotisch er sich benahm.
    Es wurde Zeit, dass sie damit aufhörte, ihm den Kopf zu verdrehen. Er musste ihr klar machen, dass er unter gar keinen Umständen daran interessiert war, den Kuss zu wiederholen, mit dem sie ihn im Diner überfallen hatte, ganz gleich, wie aufregend es für ihn gewesen sein mochte. Er musste ihr klar machen, dass er hier der Boss war - und nicht eine hübsche blonde Verbrecherin mit einem Körper, bei dessen Anblick sich jeder Pfarrer den Kragen abreißen und seinen Gelübden entsagen würde. Und ihm selbst wurde urplötzlich klar, dass alles nur ein Trick war, mit dem sie ihn bewegen wollte, sie laufen zu lassen. Aber damit würde sie nicht durchkommen.
    Es wurde Zeit, das Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
    Mit einer schnellen Bewegung packte er wieder ihre Handgelenke und drückte sie an den Baum zurück. Er hielt ihre Arme fest, drängte sich näher an sie heran, schmiegte sich an ihren Körper und blickte ihr lang und lüstern in die Augen.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, Schätzchen, würde ich meinen, dass du von mir geküsst werden möchtest.« Sie starrte zu ihm hinauf, die Augen aufgerissen. Seine Lippen näherten sich ihren. »Und ich meine, dass diese Idee nicht schlecht klingt.«
    Renee wand sich in seinem Griff, aber er hielt sie unerbittlich fest.
    »Aber außer einem Kuss gibt es noch viele andere Sachen, die gar nicht schlecht klingen. Wie wäre es, wenn ich jetzt das Versprechen einfordere, das du mir gestern gegeben und bisher nicht eingelöst

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