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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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möglich die Vernehmungen, Fingerabdrücke, Leibesvisitationen und so weiter hinter mich bringen, wenn du nichts dagegen einzuwenden hast.«
    Sie machte kehrt und marschierte weiter, ohne sich zu vergewissern, dass er ihr folgte. Er starrte ihr nach und schien sich nicht von der Stelle rühren zu können.
    Ich hätte nicht auf deinen Wagen, sondern auf dich gezielt.
    Gestern Nacht hatte er sich so sehr wegen seines Wagens aufgeregt, dass er sie einfach nur für verrückt erklärt hatte, ohne einen Moment über den Grund nachzudenken, warum sie seinen Wagen und nicht ihn angegriffen hatte. Warum hatte sie ihn nicht erschossen, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatte? Selbst wenn sie ihm nur eine Kugel ins Bein gejagt hätte, wäre er nicht mehr in der Lage gewesen, ihr zu folgen. Sie hätte in seinen Wagen springen und ohne Schwierigkeiten entkommen können. Es hätte Stunden oder vielleicht Tage gedauert, bis er in die Zivilisation zurückgekehrt wäre. Bis dahin hätte sie längst über alle Berge sein können.
    Aber das hatte sie nicht getan. Stattdessen hatte sie ein Loch in sein Auto geschossen.
    Er setzte sich in Bewegung und blieb mehrere Schritte hinter ihr, während in seinem Kopf nur noch Verwirrung herrschte. In ihren klaren blauen Augen hatte er sehr vieles gesehen, aber er musste sich eingestehen, dass darunter keine einzige Lüge gewesen war.
    Es ist alles nur ein Trick. Mehr nicht. Bring sie ins Gefängnis. Bring die bösen Menschen hinter Gitter; dann kannst du nachts ruhig schlafen.
    In diesem Fall war die Sachlage sogar viel klarer als in den meisten anderen. Er musste gar nicht entscheiden, ob Renee verdächtig war und sie in Gewahrsam genommen werden sollte. Das hatte bereits ein anderer Polizist entschieden, und angesichts der Beweislage hatte es kaum etwas abzuwägen gegeben. John musste sie nur von A nach B bringen, und damit war seine Arbeit erledigt. Er hatte eine klare, unmissverständliche Verantwortung, die keinen Raum für Zweifel ließ. Aber warum erkannte er überall Grauabstufungen, wenn er Renee ansah?
    Weil ihm zum ersten Mal die vage Idee kam, dass sie unter Umständen vielleicht doch die Wahrheit gesagt haben könnte.
    Nachdem sie weitergegangen waren, dauerte es mindestens zwanzig Minuten, bis Renees feuerrote Wangen verblassten. Noch nie hatte sie sich so abgrundtief geschämt. Sie hatte sich noch nie einem Mann so an den Hals geworfen, wie sie es bei John getan hatte. Als er sich dann abgewendet, sie verhöhnt und angedeutet hatte, dass sie ihn lediglich mit Sex bestechen wollte, hatte sie diesen Moment als die größte Demütigung ihres Lebens empfunden.
    Nein. Die größte Demütigung war der Augenblick gewesen, als sie mit der ganzen erbärmlichen Wahrheit herausgeplatzt war.
    Er war ihr so nahe gewesen, als er sie gegen den Baum gepresst hatte, dass sie fest davon überzeugt gewesen war, er werde sie auf der Stelle nehmen. Und plötzlich hatte sie in einer Vision all die Jahre im Gefängnis gesehen, die ihr bevorstanden. Auf einmal hatte sie das verzweifelte Verlangen nach heißem, überwältigendem Sex verspürt. Sie wollte es noch einmal erleben, bevor man sie während der besten Jahre ihres Lebens wegsperrte. Sie hatte nur gewollt, dass John seine Drohung wahr machte, dass er für ein paar Minuten vergaß, dass er Polizist war, und in ihr dieselben Gefühle wie letzte Nacht erweckte, als er sie geküsst hatte. Und das hatte er getan. Für einen Moment. Sie spürte immer noch seinen warmen Atem an ihrem Hals, seine Lippen auf ihrem Mund, seine Berührung, die jeden Nerv ihres Körpers erregt hatte. Ihr Gesicht wurde schon wieder rot, wenn sie nur daran dachte.
    Aber diese Erinnerung stimulierte und beschämte sie gleichzeitig, weil sie jetzt wusste, dass es gar nicht echt gewesen war. Selbst wenn er sie gewollt hätte, wäre es eine unglaubliche Dummheit gewesen, mit ihm zu schlafen. Er hatte bestimmt keinen Schutz dabei, und sie erst recht nicht. Hätte sie es trotzdem getan? Hätte sie alles in den Wind geschlagen, was sie sich jemals geschworen hatte dass sie ein anständiges Leben führen wollte, wozu unter anderem gehörte, Sex nicht als bloßen Freizeitsport zu betreiben?
    Okay, in diesem Fall lagen mildernde Umstände vor. Sie sollte einen erheblichen Teil ihres jungen Lebens in einem gottverdammten Gefängnis verbringen, ohne jemals Sex mit einem richtigen Mann erlebt zu haben. Sie hatte nur gewollt, dass John ihr etwas gab, an das sie sich erinnern konnte, wenn

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