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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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einen Schlag auf den Hinterkopf versetzt, aber Renee verzichtete darauf, sie auf diese Inkonsequenz hinzuweisen.
    John kam zurück und setzte sich wieder neben sie. Renee hatte keine Ahnung, was hier gespielt wurde, außer dass sie endlich die Gelegenheit erhalten hatte, etwas zu essen. Und von den Personen in ihrer Umgebung ahnte niemand, wer sie wirklich war. Sie warf John einige fragende Blicke zu, die er geflissentlich ignorierte. Ihre zaghafte Hoffnung erhielt neue Nahrung. Wenn er diesen Leuten erzählte, was sich in der vergangenen Nacht wirklich zugetragen hatte, wäre er verpflichtet, sie ins Gefängnis zu bringen. Doch im Augenblick wusste niemand, dass sie sich der Verhaftung entzogen hatte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob die Leute wussten, dass John ein Bulle war.
    Hieß das, er hatte die freie Wahl?
    Sie hatten gerade ihre Mahlzeit beendet, als Stan mit seinem Abschleppwagen auf den Parkplatz rollte. John bezahlte und führte Renee nach draußen.
    »Du hast ihnen nichts erzählt«, sagte sie, als sie zur Tür hinaus waren. »Warum?«
    »Das hier ist kein Fernsehkrimi, Renee. Es gibt keinen Grund, warum ich mehr Unruhe als nötig in das Leben dieser Leute bringen sollte.«
    Er sprach in überzeugendem Tonfall, aber irgendwie klangen seine Worte nicht völlig aufrichtig. Sie waren die einzigen Gäste gewesen, also hätten sie weder das Leben irgendwelcher Leute noch den Geschäftsbetrieb gestört. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass Harley, der dental beeinträchtigte Sadomasochist, mit heller Begeisterung reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sie eine flüchtige Verbrecherin war. Er hätte zusammen mit Marva ein Bier aufgemacht, sich zurückgelehnt und die Show verfolgt. Sie hätten noch mindestens ein Jahr lang von ihrem Prominentenstatus gezehrt und die Geschichte jedem Redneck im Umkreis von hundert Kilometern aufgetischt.
    Was war also der wahre Grund, dass John nichts gesagt hatte?
    »Sind Sie Stan?«, begrüßte John den verdreckten, drahtigen Schimpansen, der aus dem Abschleppwagen stieg.
    »Ja. Wo ist Ihr Auto?«
    »Es steht noch vor der Hütte im Wald. Direkt am Lake Shelton.«
    »Springen Sie rein.«
    Stan kehrte in die Fahrerkabine zurück. John nahm Renee am Arm und folgte ihm. »Meine Anweisung gilt nach wie vor«, sagte er leise. »Halt auf jeden Fall den Mund.«
    Sie stieg ein und setzte sich. Und sie hoffte, dass die Sprungfedern, die aus dem zerfetzten blauen Vinylüberzug ragten, kein Loch in ihre Jeans rissen.
    Dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Vielleicht machte John ihr falsche Hoffnungen, damit sie sich zusammenriss. Auf dem Weg von der Hütte zum Diner hatte sie ihm so viel Ärger gemacht, dass er jetzt genug davon hatte. Er ließ sie in dem Glauben, er hätte sich die Sache anders überlegt und wollte sie nicht mehr ausliefern, damit sie tat, was er ihr sagte.
    Nein. Das ergab keinen Sinn. Nachdem sie jetzt in die Zivilisation zurückgekehrt waren, musste er sich nicht mehr alles von ihr gefallen lassen. Er musste ihr nur die Hände fesseln, vielleicht auch die Füße - oder sogar den Mund zukleben, wenn er es für nötig hielt und sie vor den Stufen der Polizeiwache von Tolosa abliefern.
    Aber das schien nicht sein Plan zu sein.
    »Also, was für ein Problem haben Sie mit Ihrem Wagen?«, fragte Stan, schaltete in den ersten Gang und trat aufs Gaspedal, bis der Motor laut aufheulte.
    »Alice hat eine kleine Schießübung veranstaltet und sich etwas vertan.«
    Stan grinste. »Sie hat auf Ihren Wagen geschossen?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Reifen?«
    »Kühler.«
    »Keine gute Idee, einer Frau eine Waffe in die Hand zu geben«, sagte Stan und schüttelte traurig den Kopf. »Ich kenne keine Einzige, die eine Scheunenwand treffen könnte.«
    Sexistische Sau , dachte Renee, doch dann lächelte sie freundlich. »Eigentlich bin ich eine ausgezeichnete Schützin, Stan.«
    »Wollen Sie mich verarschen?«, sagte er mit quiekender Stimme und hyänenartigem Lachen. »Sie haben den Kühler getroffen!«
    »Ich habe auf den Kühler gezielt.«
    John legte eine Hand auf Renees Schenkel und drückte mit den Fingern zu. »Alice ...«
    »Weil ich es nicht ertragen konnte, auf ... das eigentliche Ziel zu schießen.«
    John warf ihr einen schnellen Blick zu, dann wandte er sich ab. Der Druck seiner Hand ließ nach, aber er ließ sie auf ihrem Bein liegen.
    Renee senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Und ich glaube, das Ziel weiß ganz genau, warum.«
    Er spannte die Finger an, fast wie

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