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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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und raste mit sechzig oder mehr Sachen davon. Weg von der Polizeiwache.
    »John?«
    »Sag jetzt nichts!«
    »Aber ...«
    »Willst du ins Gefängnis?«
    »Natürlich nicht, aber ...«
    »Dann sag jetzt nichts!«
    Okay. Kein Problem. Sie hätte sich die Lippen zunähen und die Stimmbänder entfernen lassen, wenn das die Voraussetzung gewesen wäre, nicht ins Gefängnis zu kommen.
    Nicht ins Gefängnis?
    Renee konnte es nicht fassen. Hatte er es sich wirklich anders überlegt? Und wenn ja, wohin fuhren sie jetzt?
    John folgte der Straße einige Kilometer weit, bis er schließlich nach Tolosa Heights gelangte, einem älteren Stadtteil mit bejahrten, aber ordentlichen Geschäftsfassaden, dazwischen hin und wieder ein Schnellrestaurant oder ein Bürogebäude.
    Dann bog er ab und kam in ein Wohngebiet mit Ziegelhäusern, die in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts erbaut worden waren. Es war dunkel geworden, aber die Straßenlampen erhellten die ruhige, idyllische Vorstadt. Die Bäume befanden sich im fließenden Übergang von Herbst zu Winter und klammerten sich verzweifelt an ihre letzten Blätter. Ein älteres Paar, das sich sorgsam gegen die kühle Nachtluft eingemummt hatte, spazierte über den Bürgersteig, gefolgt von einem Boston-Terrier. Es war eine Szene wie aus einem Norman-Rockwell-Bild. Leider war Renee nicht in der richtigen Stimmung, um es genießen zu können, da es in ihrem Kopf eher wie auf einem Gemälde von Pablo Picasso aussah.
    Wohin brachte er sie nur?
    John fuhr langsamer, dann griff er hinter die Sonnenblende und zog einen automatischen Garagenöffner hervor. Schließlich verließ er die Straße und rollte die Auffahrt zu einem kleinen roten Ziegelhaus mit schwarzen Fensterläden hinauf. Der Bürgersteig vor dem Haus wurde von einer Hecke aus Kreppmyrten gesäumt.
    Er drückte den Knopf auf der Fernbedienung, und die Garagentür schwang auf. Er fuhr den Explorer in die Garage, verschloss die Tür wieder und schaltete den Motor ab. Die plötzliche Stille war überwältigend.
    »Wo sind wir?«, fragte Renee.
    »Zu Hause.«
    »Wessen Haus?«
    »Meins.«
    Renee konnte es nicht glauben. John hatte sie in sein Haus gebracht?
    »Warum sind wir hier?«
    Er antwortete nicht. Er ließ sie aussteigen, schloss die Hintertür ab und führte sie in die Küche. Das Haus schien in einer Zeitschleife hängen geblieben zu sein, da sich die cremegelb gehaltene Einrichtung seit dem Einbau in den fünfziger Jahren nicht verändert hatte. Er sagte ihr, dass sie ihre Schuhe ausziehen sollte, und tat dasselbe. Sie hatte kaum ihre Füße befreit, als er sie am Arm packte und durch das Wohnzimmer zerrte. Flüchtig sah sie ein paar modernere Elemente - neu lackierte Bodendielen aus Hartholz, Jalousien und ein oder zwei folkloristische Läufer bevor es weiter durch einen Korridor ging und er sie in ein Schlafzimmer dirigierte. Wie es aussah, war es sein Schlafzimmer - sparsam möbliert, eine Kommode und ein Bett mit einer marineblauen Tagesdecke.
    Er holte etwas aus einer Schublade der Kommode. Renee erschrak heftig, als sie sah, was es war.
    Handschellen.
    Bevor sie irgendwie reagieren konnte, ließ er eine Schelle um ihr linkes Handgelenk zuschnappen. Das Metall fühlte sich kalt wie Eis an.
    »Bitte, John! Keine Handschellen. Ich verspreche, dass ich nicht weglaufen werde.«
    »Doch, das wirst du tun. Bei der ersten Gelegenheit, die sich dir bietet.«
    Er führte sie zum Bett, zwang sie, sich darauf zu setzen, dann schloss er den zweiten Ring der Handschellen um einen Bettpfosten.
    »John! Bitte! Nicht schon wieder. Nicht, nachdem ich schon letzte Nacht ans Bett gefesselt war!«
    »Gut. Dann bringe ich dich ins Gefängnis. Da gibt es eine sehr nette Pritsche für dich, an der bereits dein Name steht. Da musst du keine Handschellen tragen.«
    »Schon gut. Ich habe nur so dahingeredet. Die Handschellen gefallen mir richtig gut.«
    »Ich weiß eben, wie du es am liebsten magst.« Er ging zur Tür.
    »Moment mal! Wohin gehst du? Du kannst mich hier doch nicht einfach allein lassen!«
    Er verließ das Zimmer und ließ mit einem kräftigen Schlag die Tür hinter sich zufallen.
    »John!«
    Seine Schritte entfernten sich durch den Korridor. Dann war es still.
    Renee betrachtete lange die Handschellen, schließlich blickte sie wieder zur Tür.
    Was zum Teufel war gerade geschehen?

9
    John ging in die Küche zurück und kramte in einem Schrank, bis er die extragroße Packung Aspirin gefunden hatte. Er schüttete sich

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