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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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einem breiten Grinsen an, hob eine Hand und schlug ein. Mit demselben Grinsen wandte er sich John zu.
    »Darf ich vorstellen: Mrs. Bunch. Sie lässt sich nichts gefallen.«
    John sah die alte Dame an und staunte immer noch über ihre gelungene Dirty-Harry-Imitation. »Nichts für ungut, Ma‘am, aber Sie würden doch bestimmt nicht auf Kinder schießen, nur weil sie in einer Zeitschrift geblättert haben.«
    »Nein, verdammt, natürlich nicht.« Sie kicherte. »Aber sie haben sich vor Angst in die Hosen gemacht - oder etwa nicht?«
    So ziemlich jeder, der in den Lauf einer Waffe blickte, würde sich in die Hose machen, insbesondere wenn die Person, die die Waffe hielt, eine sehr große Schraube locker hatte.
    »Wissen Sie«, sagte Trudy, »diese Gegend war früher mal richtig nett. Als die Kinder noch Respekt hatten. Jetzt haben sie nur noch eine große Klappe, genauso wie mein Ahmed.«
    »Äh ... aber Sie würden niemals mit einer Waffe auf mich zielen, nur weil ich in einer Zeitschrift lese. Das gehört zu den ... wie sagt man? ... Privilegien, die mir zustehen.«
    »Privilegien, dass ich nicht lache! Wenn du heute wieder so lange wie gestern auf dem Klo herumhängst, werde ich ein Loch in die Tür schießen.«
    John warf einen Fünfer auf den Tresen, um das Getränk und die Chips zu bezahlen. »Wissen Sie, Mrs. Bunch, die Räuberin hätte beinahe einen schweren Fehler begangen, als sie sich mit Ihnen anlegte. Sie kann sich glücklich schätzen, dass Sie ihr nicht den Kopf weggeschossen haben.«
    »Das können Sie laut sagen. Wenn ich an jenem Tag die Waffe bei mir gehabt und sie nicht unter den Tresen gelegt hätte, würde jetzt überall Blondinenhirn an den Kartoffelchipstüten kleben.«
    John konnte es gar nicht abwarten, in die Doritos zu beißen. »Gab es einen bestimmten Grund, warum die Räuberin auf Sie geschossen hat?«
    »Ich wollte nach der Pistole greifen. Ich bin etwas langsamer als vor ein paar Jahren, aber ich war der Meinung, dass ich es mit ihr aufnehmen konnte.« Sie klopfte auf die Wölbung unter ihrem Kittel. »Seitdem habe ich mein Baby immer bei mir. Lieber würde ich ohne Unterhosen herumlaufen.«
    John verspürte wenig Neigung, sich dieses Bild in allen Details auszumalen. »Und was glauben Sie, warum überhaupt jemand auf die Idee kommt, eine so nette Dame wie Sie ausrauben zu wollen?«
    »Wahrscheinlich hatte sie vor, sich ein paar neue Klamotten zu kaufen. Kann ich verstehen, weil die Sachen, die sie anhatte, aussahen, als stammten sie aus dem Garagenflohmarkt einer Nutte. Ich schätze, inzwischen hat sie ihr Ziel erreicht und ist völlig neu eingekleidet worden - auf Kosten des Staates Texas.«
    Trudy lachte mit rauer Stimme und wiederholte das Schlag-ein-Spiel mit Ahmed. Schon nach kurzer Zeit konnte John so viel Fröhlichkeit nicht mehr ertragen.
    Er verließ den Supermarkt und kehrte zum Explorer zurück. Seine Einkäufe warf er auf den Rücksitz. Er machte sich ein paar Notizen auf einem Block, dann holte er sein Adressbuch aus dem Handschuhfach und blätterte es durch. Schließlich nahm er sein Handy und wählte Leo Botsteins Privatnummer. Jemand antwortete mit verschlafener Kater stimme.
    »Leo. Ich bin‘s, John DeMarco.«
    Ein lautes, gequältes Stöhnen. »Mann, hör auf, so ins Telefon zu brüllen!«
    Anscheinend hatte John sich richtig erinnert, was den Termin von Botsteins Pensionierungsfeier betraf. Wahrscheinlich hätte sogar eine tickende Uhr wie ein Presslufthammer in seinen Ohren gedröhnt.
    »DeMarco«, sagte er. »Was zum Henker willst du?«
    »Ich brauche ein paar Informationen. Du hast einen Raubüberfall in einem Supermarkt an der Griffin Street aufgenommen. Eine ältere Dame wurde angeschossen. Eine Blondine wurde verhaftet. Wie ist der Stand der Ermittlungen?«
    »Ich hab eine Neuigkeit für dich. Ich bin vor siebzehn Stunden in den Ruhestand versetzt worden. Das bedeutet, dieser Fall ist mir jetzt scheißegal.«
    »Mensch, Leo, das heißt also, es ist dir auch scheißegal, wenn ich jetzt allen Leuten erzähle, was am Silvesterabend mit der Prostituierten und dem Dobermann vorgefallen ist?«
    Schweigen.
    »Du bist ein Arschloch, DeMarco.«
    »Erzähl mir einfach was über diesen Fall.«
    John hörte einen schweren, alkoholisierten Seufzer. »Die Ermittlungen sind abgeschlossen.«
    »Welche anderen Verdächtigen hast du befragt?«
    »Es gibt keine. Ich hatte die Beute aus dem Überfall, eine Augenzeugin und einen rauchenden Colt. Warum soll ich nach etwas suchen,

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