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Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Titel: Ein Kuss unter dem Mistelzweig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Clements
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Schäferhund auf sie zugeschossen und schnupperte ihr energisch an Füßen und Beinen herum. »Hey, hey hey!«, rief sie, als der Hund mit der Schnauze ihre Kniekehlen anstupste und sie damit beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. Laurie klammerte sich an Patricks Arm, um nicht hinzufallen.
    »Und das«, erklärte Patrick, ging in die Hocke, um dem Hund das Fell zu kraulen, und wurde von oben bis unten abgeschleckt, »ist Gadget.«
    »Der ist schon hier im Pub, seitdem er ein kleiner Welpe war«, wandte sich Graham an Laurie. »Ohne Gesellschaft würde er eingehen. Der liebt Menschen einfach. Ich glaube, er denkt tatsächlich, er sei auch ein Mensch.«
    Gadget bellte zur Bestätigung und schnüffelte dann an Patricks Ohr herum.
    »Wo war ich?«, lachte Patrick. »Ach so: Die Küche ist noch geöffnet, oder? Ich hätte gerne eine Lasagne. Laurie, was möchtest du?«
    Laurie dachte einen Moment lang an die Diät, die sie in London normalerweise hielt – und die aus Sushi und einer Cola light bestand. »Für mich das Gleiche, bitte.«
    Als Graham kam, um die leeren Teller abzuräumen, war Laurie schon leicht beschwipst. »Das war wirklich lecker«, erklärte sie Graham und lehnte sich in den abgenutzten Samtsessel zurück. »Vielen Dank.«
    »So«, ergriff Patrick das Wort, nachdem Graham wieder gegangen war. »Jetzt verrat mir mal, was eine Frau wie du in einem Dorf wie Skipley macht?«
    Laurie lächelte. »Keine Ahnung. Ich denke, ab und an braucht jeder einmal eine kleine Auszeit.«
    Sie trank einen Schluck. »Wie lautet deine Entschuldigung? Bist du von hier?«
    »Aus dem Dorf? Nein«, erwiderte Patrick. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Haben wir es denn eilig?« Laurie warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es nicht mal eine Rolle spielte, wie spät es war. In Skipley gab es einfach keinen Grund zu hetzen.
    »Okay.« Er trank einen Schluck und rutschte auf seinem Sitz herum. »Ob du es glaubst oder nicht – ich komme aus einem sogar noch kleineren Dorf. An der Bahnlinie entlang, wahrscheinlich bist du auf dem Weg hierher daran vorbeigekommen. Das Dorf besteht nur aus ein paar Häusern und einem Tante-Emma-Laden. Ich habe mich bei einer Bank in Leeds beworben und habe die Stelle bekommen, deswegen bin ich weggezogen. Dort habe ich gutes Geld verdient – ich hatte meine eigene Wohnung, mein eigenes Leben, Freunde.«
    Laurie zog die Augenbrauen hoch. »Das klingt, als hättest du es geschafft. Aber was ist passiert? Was hat dich dann hierher verschlagen?«
    »Jack«, erwiderte Patrick.
    Oh nein! Er ist schwul, dachte Laurie enttäuscht. Kein Wunder! Es hatte auch alles viel zu perfekt ausgesehen.
    Patrick war ihr enttäuschter Gesichtsausdruck offenbar nicht entgangen, da er schnell die Erklärung nachlieferte. »Mein Bruder. Jack ist zwar zehn Jahre jünger als ich, aber wir haben uns immer sehr gut verstanden. Er ist entspannt, lässig, witzig. Oder zumindest war er das.« Patrick sah sie gedankenverloren an.
    »Durch meinen neuen Job in der Stadt habe ich ihn nicht mehr so oft gesehen. Und letztes Jahr, da war er sechzehn, hat sich seine Freundin von ihm getrennt, und das hat ihn schwer mitgenommen. Er hat angefangen zu trinken, das Haus nicht mehr verlassen und aufgehört, sich um sich selbst zu kümmern. Eines Nachts ist er einfach verschwunden. Die Polizei hat eine Weile lang nach ihm gesucht, aber sie haben dann irgendwann aufgegeben. Sie haben gemeint, ihnen seien die Hände gebunden, wenn er nicht gefunden werden wolle. Aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass er es doch wollte. Dass er uns brauchte. Darum habe ich mir bei der Arbeit freigenommen und angefangen, nach ihm zu suchen.«
    »Woher wusstest du, wo du anfangen solltest?«, fragte Laurie.
    »Das wusste ich nicht. Er hatte sich mit den meisten seiner Freunde zerstritten, also konnte ich von ihnen auch keine Hinweise bekommen. Ich hatte so ein Bauchgefühl, dass er sich möglicherweise in meiner Nähe aufhalten könnte. Darum habe ich in den Obdachlosenheimen in der Innenstadt von Leeds angefangen.«
    »Und …?«, ermunterte Laurie ihn weiterzureden.
    »Ich habe ihn gefunden«, fuhr Patrick fort. »In der Anlaufstelle, die Andy jetzt leitet. Das war kein schöner Anblick. Jack hatte viel getrunken und wochenlang unter freiem Himmel geschlafen – aber jetzt war er in Sicherheit, Gott sei Dank. Andy hat uns geholfen, für Jack einen Platz in einem Förderprogramm zu bekommen – das hat ein Jahr gedauert, aber

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