Ein Kuss unter dem Mistelzweig
geworden. Kann ich dich später zurückrufen?«
»Klar, Liebes, natürlich.« Ihre Mutter klang ein wenig gekränkt. »Lass uns später telefonieren.«
Laurie begann den Morgen mit ihrer gewohnten Sonntagmorgens-Kater-Routine: Ein dickes Sandwich aus Toast mit Butter und ein ausgiebiges Bad mit einer Ausgabe der Grazia , die der örtliche Zeitungshändler speziell für sie besorgt hatte. Als sie in den Badeschaum eintauchte, musste sie an Patricks Nachricht denken. War es wirklich eine gute Idee, ihn anzurufen? Oder würde doch alles nur auf eine Enttäuschung hinauslaufen?
Sie dachte an den Sommer zurück, an Jay. Doch die Dinge hatten sich verändert. Da bei ihr nun keine Arbeit mehr auf dem Plan stand, hatte sie genügend Raum und Zeit, sich um jemanden in ihrem Leben zu kümmern. Sie war jetzt stärker geworden.
Sie wollte dieser Beziehung eine Chance geben. Patrick war zwar nicht der Typ Mann, auf den sie normalerweise stand – er war vor allem jünger als sie –, doch in seiner Gegenwart fühlte sie sich gut, entspannt. Sie knetete sich Shampoo ins Haar und dachte daran, wie Patrick es berührt hatte und wie aufgeregt sie dabei gewesen war. Jay hatte alles hinter sich gelassen, und nun war sie bereit, das Gleiche zu tun.
K apitel 20
Dienstag, 12. Dezember
»Immer noch keine Veränderung«, berichtete Rachel Laurie am Telefon.
»Oh Gott, Rachel, das tut mir wirklich leid.«
»Es ist ziemlich hart, Bea so zu sehen. Man fühlt sich so machtlos! Wir können nur weiter mit ihr reden und hoffen, dass sie uns irgendwie hört und dadurch stärker wird. Laurie, es tut mir leid, dass ich dich das fragen muss, aber würde es dir etwas ausmachen, wenn wir noch eine weitere Woche – vielleicht auch länger – bleiben könnten?«, fuhr Rachel fort. »Ich kann nicht genau sagen, bis wann genau, aber vielleicht bis zum 20. Dezember? Danach könnten wir in ein Hotel umziehen. Es ist nur … Wir wären gern hier bei ihr.«
»Natürlich! Bitte bleibt und nehmt euch so viel Zeit, wie ihr braucht«, erwiderte Laurie. »Macht euch um mich keine Sorgen, mir geht es hier sehr gut.«
»Hallo Leute!«, rief Jay und steckte seinen Kopf zur Wohnzimmertür herein. Zak schaute von seinem Dinosaurier auf, den er gerade ausmalte, und Milly von ihren Hausaufgaben. »Toll, beinahe ein volles Haus«, fuhr Jay fort. »Habt ihr Lust auf eine Herausforderung?«
Milly kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Auf welche Herausforderung?«
»Es geht um eine Überraschung für Lily«, erklärte Rachel, setzte sich aufs Sofa und deutete auch Jay an, doch Platz zu nehmen.
»Eine Überraschung!«, rief Zak begeistert und sprang auf.
Jay ließ sich neben Rachel nieder, während sich Zak auf die Sofalehne quetschte. »Genau. Wir wollen ihre Wohnung reparieren und alles wieder schön herrichten.«
»Zak, erinnerst du dich noch an die Tapete, die sich von der Wand löst? Und an den kaputten Boden?«, fragte Rachel.
»Klar«, nickte Zak. »Lily war deswegen ganz traurig.«
Rachel wandte sich an Milly. »Die Stadt hat an den Elektroleitungen gearbeitet und es noch nicht geschafft, die dadurch entstandenen Schäden zu beseitigen.«
»Ich habe schon mehrfach versucht, sie zu überreden, mich alles reparieren zu lassen«, fuhr Jay fort. »Aber sie hat immer darauf bestanden, dass das nicht nötig wäre. Jetzt ist sie aber ein paar Tage fort, weil sie sich um eine Freundin kümmert, die gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden ist. Ich habe den Schlüssel zu ihrer Wohnung – wir alle haben für den Notfall einen Ersatzschlüssel. Ich war sammeln, und alle im Haus haben Geld gespendet, damit wir ihr eine schöne Tapete kaufen können. Außerdem habe ich schon ein paar Regale gebaut, die ihre kaputten ersetzen sollen. Die können wir dann auch einbauen. Was wir jedenfalls jetzt gebrauchen können, sind ein paar Leute, die mit anpacken – sowie ein bisschen Fachkenntnis, was die Inneneinrichtung angeht. Außerdem brauchen wir ein großes, buntes Banner, mit dem wir Lily bei ihrer Rückkehr willkommen heißen können. Meint ihr, ihr könntet uns dabei helfen?«
»Klar!«, erwiderte Milly. »Das können wir doch, oder, Mum?«
Milly, Rachel, Jay und Zak begutachteten Lilys Küche und das Wohnzimmer. Milly deutete auf die Stellen, an denen die Tapete zerrissen war. »Keine Ahnung, ob wir eine Tapete mit einem exakt gleichen Sonnenblumenmuster finden? Die ist wirklich hübsch, sieht aber auch schon ziemlich alt aus, oder? In der Nische
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