Ein Kuss unter dem Mistelzweig
gern mit Zak machen.«
»Es wäre mir eine Ehre«, antwortete Lily. »Und das Timing hätte nicht besser sein können. Ich habe gerade für heute fertiggebacken. Ich habe nämlich meinen berühmten Karibischen Weihnachtskuchen gebacken.« Sie atmete tief durch die Nase ein. »Riecht doch nur mal diesen Duft – mmmh, mmmh.«
Im Wohnzimmer setzte Lily ihre Lesebrille auf und beugte sich über den Couchtisch, um Zak dabei zu helfen, die richtigen Teile zu finden.
Rachel beobachtete Zak und die lächelnde Lily, während sie am Puzzle arbeiteten, wie Zak es normalerweise an Weihnachten mit Bea tat. Rachel versetzte dieser Anblick einen Stich – dies hätte auch eine Szene im Cottage sein können, nur eben nun mit Lily an Beas Stelle. Sie musste an Bea denken, die reglos im Krankenhaus lag. Als Rachel klar wurde, dass sie vielleicht nie mehr einen Familiengeburtstag mit ihr würden feiern können, hatte sie mit einem Mal einen dicken Kloß im Hals. Könnten die Erinnerungen, die sie im Augenblick an Bea hatte, unter Umständen die einzigen bleiben? Ohne jede Vorwarnung liefen Rachel plötzlich die Tränen über die Wangen.
Lily bemerkte, dass sie weinte. »Alles okay, Liebes?«, flüsterte sie ihr lautlos über Zaks Kopf hinweg zu.
Rachel biss sich auf die Lippe und wischte die Tränen weg, nickte kurz und zwang sich zu einem Lächeln. Sie kam sich ziemlich lächerlich vor – da saß sie nun in der Wohnung einer Fremden und heulte.
»Zak«, ergriff Lily sanft das Wort. Sein Blick schoss vom Puzzle zu ihr hoch. »Wo du jetzt schon mal hier bist, junger Freund, kann ich dich da um einen Gefallen bitten? Du weißt doch sicherlich noch, dass ich dich wegen dieser Computersache gefragt habe, nicht wahr? Meinst du, du könntest dir das mal anschauen gehen?«
Zak nickte und sprang auf. »Klar.«
»Deine Mum und ich werden so lange an dem Puzzle weiterarbeiten«, fuhr Lily fort. »Der Computer ist in der Küche, er steht auf der Theke.«
Zak sprang auf, doch bevor er in die Küche lief, drehte er sich noch einmal zu Rachel um. Diese versuchte, ihn so normal wie möglich anzuschauen. »Ich installiere ihr Skype«, erklärte er stolz, bevor er davonstürzte.
»Mein Sohn hat mir einen Laptop zum Geburtstag geschenkt«, erklärte Lily und beugte sich vor. »Er hat gesagt, dass wir uns darüber dann unterhalten können und ich die Enkelkinder sehen kann, zu Hause in Trinidad.« Lily zuckte mit den Schultern und lächelte. »Ich habe nur noch nicht herausgefunden, wie ich damit irgendetwas anderes machen kann, als Mails zu verschicken.«
»Oh.« Rachel trocknete sich ihre Tränen, wobei ein Anflug von Stolz sie beinahe ihre Trauer vergessen ließ. »Zak ist ein kleiner Computerexperte, er wird das für Sie erledigen.«
»Er meinte, das sei eine Kleinigkeit.« Lily grinste. »Ha! Das werde ich ja gleich sehen. So, meine Liebe«, fuhr sie im Flüsterton fort. »Jetzt reden Sie mal mit Tante Lily. Was ist los? Ist alles in Ordnung?«
»Oh, ja, alles gut.« Rachel richtete sich auf ihrem Stuhl auf.
»Geht es Ihnen wirklich gut? Ihre Freundin Laurie hat mich nämlich gebeten, ein Auge auf Sie zu haben – und für meinen Geschmack sehen Sie nicht so aus, als sei alles in Ordnung.«
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Rachel und nahm das mit Monogrammen versehene weiße Stofftaschentuch entgegen, das Lily ihr reichte. »Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle, wo wir uns doch gerade erst kennengelernt haben.« Rachel schüttelte den Kopf, doch Lily lächelte und ermunterte sie mit einem Kopfnicken weiterzuerzählen.
»Diese Warterei ist einfach nur so schwer zu ertragen«, stellte Rachel fest. »Die Ungewissheit, ob Bea wieder aufwachen wird oder nicht. Und die Tatsache, dass die Kinder ihre Großmutter so sehen müssen.«
»Schwere Zeiten stellen eine Familie auf eine harte Probe, nicht wahr?«, erwiderte Lily.
Rachel nickte und musste an die Anspannung denken, die ihre Beziehung zu Aiden belastete, während sie beide versuchten, so normal wie möglich weiterzumachen.
»Aber je mehr Sie alle jetzt zusammenhalten, Rachel, desto stärker werden Sie hinterher sein. Das kann ich Ihnen garantieren. Und Zak – er ist ein ziemlich schlaues Kerlchen, nicht wahr?«
Rachel lächelte. »Das ist er. Und Sie haben recht.« Sie holte tief Luft. »Bea würde es nicht gefallen, wenn sie wüsste, wie viel Sorgen wir uns um sie machen.«
»Geschafft!«, rief Zak und kam mit Lilys Laptop in den Händen ins
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