Ein Kuss unter dem Mistelzweig
das hinter ihr geführt wurde.
»Milly, hast du nochmal was von diesem Typen gehört?«, hörte Rachel Nikki flüstern. »Von dem bei euch zu Hause?«
»Ja«, murmelte Milly. »Jede Menge sogar. Aber pssst! Meine Mutter ist in der Nähe. Ich erzähle dir später davon, okay?«
Rachel runzelte die Stirn. Ein Typ – zu Hause in Skipley? Sie hatte also recht gehabt mit ihrer Vermutung, dass da irgendetwas im Busch war. Aber warum bloß hatte Milly ihr so gar nichts davon erzählt?
K apitel 21
Mittwoch, 13. Dezember
»Wie wäre es mit einem Spaziergang heute?«, fragte Patrick.
»Klar«, erwiderte Laurie und versuchte, sich in Zurückhaltung zu üben. Während sie normalerweise alle unnötigen Fußwege möglichst vermied, konnte sie es jetzt gar nicht abwarten, Patrick wiederzusehen. Außerdem hatte sie nach all den genähten Kleidungsstücken für die Modenschau am Samstag schon beinahe das Gefühl zu schielen. Eine Pause und ein wenig frische Luft würden ihr sicherlich guttun.
»Prima. Es gibt hier einen Fußweg, der zu der Ruine einer Windmühle hinaufführt«, erklärte er. »Von da aus hat man einen herrlichen Blick auf das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Der Schnee schmilzt zwar jetzt schon ein bisschen weg, aber es sieht von dort oben alles immer noch wunderschön aus. Soll ich so um die Mittagszeit herum bei dir vorbeikommen?«
Hastig stellte Laurie ein Outfit zusammen, das nach »Country Chic« aussah und in dem sie sich zudem auch bewegen konnte. Sie entschied sich für eine hautenge Jeans, Gummistiefel und einen eng anliegenden schwarzen Kaschmirpullover mit einer Weste aus Fellimitat. Darunter trug sie ihre roten Lieblingsdessous.
Patrick stand um die Mittagszeit vor ihrer Tür. Er beugte sich vor und gab ihr zur Begrüßung einen Kuss auf den Mund. Konnten sie nicht einfach …? Sie drehte sich um und warf einen Blick auf die Treppe. Der Weg zum Schlafzimmer war ganz kurz! Aber nein, ermahnte sie sich. Nur, weil sie bei seinen Berührungen, seinem Kuss und seinem Duft dahinschmolz – es war wahrscheinlich wirklich besser, nichts zu überstürzen.
Laurie erhaschte einen Blick auf Patricks silberfarbenen Audi, der draußen in der Einfahrt parkte.
»Wir fahren also zu diesem Weg hin, oder?«, fragte sie. Gut – andererseits aber auch wieder schlecht. Man fährt immer nur zu einem Spaziergang mit dem Auto hin, wenn der Spaziergang wirklich richtig, richtig lang ist.
Patrick sah zu ihr herüber und lächelte. »Ja, der ist ein ganzes Stück von hier entfernt«, erwiderte er. Lautes Gebell ertönte aus dem Auto, und Laurie entdeckte, dass der Schäferhund aus dem Pub auf der Rückbank saß. »Ich habe mir Gadget ausgeliehen«, erklärte Patrick, »um uns zu begleiten.«
Laurie zog überrascht die Augenbrauen hoch. Für einen Hund war Gadget wirklich ein feiner Kerl. Aber Hunde, Matsch und ihre Designerjeans waren wie ein Rezept für ein großes Desaster. Konnten sie für dieses Date nicht ganz normal irgendwo hingehen, zum Beispiel Mittagessen?
»Der Weg ist wirklich herrlich«, versicherte Patrick ihr. »Es wird dir gefallen, das verspreche ich dir.«
Sie gingen zum Auto und stiegen ein. »Wie es aussieht, hast du ja ein anstrengendes Wochenende vor dir. Wie laufen denn die Vorbereitungen für die Modenschau?«
»Prima, vielen Dank«, erwiderte Laurie. »Ich habe immer noch alle Hände voll zu tun, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Gehst du am Freitag zu Dianas Umtrunk?«
»Auf jeden Fall!«, nickte Patrick. »Ich liebe Weihnachtsfeiern!«
Während der Fahrt aus dem Dorf hinaus schwiegen Patrick und Laurie, doch die Atmosphäre im Auto war entspannt. Um sie herum fing der Schnee allmählich an zu schmelzen, doch auf den Bäumen und Feldern lag immer noch eine dicke weiße Schneedecke, die mit schwarzen Amseln gesprenkelt war. Heimlich schaute Laurie zu Patrick hinüber – er musste sie, betrunken, wie sie gewesen war, neulich Nacht ins Bett gebracht haben; sie dachte an die Spur von Kleidungsstücken, die sie dabei hinterlassen hatte. Normalerweise hätte sie sich wegen so etwas in Grund und Boden geschämt, doch aus irgendeinem Grund war es ihr nicht peinlich. Es war einfach keine große Sache – vielleicht fühlte sich so »Entspannen« an?
Sie hielten an einer Parkbucht in der Nähe eines Hügels an. Zuerst ließen sie Gadget aus dem Auto, bevor Patrick dann Laurie an die Hand nahm und sie zu einem Aussichtspunkt am Rand der Straße führte. Verschneite Felder und Hügel
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