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Ein Kuss von dir

Ein Kuss von dir

Titel: Ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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und schmalen Lippen litt sowie einem Vater, der von ihr verlangte, sich konservativ zu kleiden und niemals, niemals Make-up aufzulegen.
    Offenkundig hatte sie sich von der Fuchtel ihres Vaters befreit, denn sie trug heute Abend kreisrunde Rougetupfer auf den Wangen und Farbe auf dem Mund. Sie hatte sich die Haare schneiden und über der breiten Stirn kräuseln lassen, und sie hatte ungefähr zwanzig Kilo zugelegt, das meiste davon am Hintern.
    »Horatia?« Eleanor zwinkerte erstaunt.
    Horatia klatschte in die beringten Hände. »Sie erinnern sich an mich!«
    Horatia war eines der Mädchen gewesen, die Stunden mit dem Versuch verbracht hatten, sich in Madelines Freundeskreis zu arbeiten. Sie hatte keinen Erfolg gehabt, aber sie hatte Madelines Gesellschafterin stundenlang mit ihren Ambitionen in den Ohren gelegen. Sie würde Eleanor mit Sicherheit erkennen, und Eleanor sagte sich, dass es besser war, die Sache hinter sich zu bekommen, und zwar auf der Stelle, damit dieses enervierende Warten ein Ende nahm. Sie reckte das Kinn, stellte sich breitbeinig hin und wartete, dass Horatia sie ansah, sie richtig ansah, und entdeckte, dass sie nicht die Duchess war.
    Stattdessen plapperte Horatia: »Ich habe Lord Huward geheiratet. An einem furchtbaren Tag, Sie hätten den Regen erleben sollen, und alle haben sie gesagt, dass es ein schlechtes Zeichen sei. Aber wir haben zwei Söhne, also haben sie sich wohl geirrt, schätze ich, und ich bin jetzt Lady Huward. Aber Sie und ich waren die besten Freundinnen, bevor Sie England verlassen haben. Sie erinnern sich doch, oder?«
    Eleanor erinnerte sich daran, dass Horatia unzusammenhängend im Kreis zu plappern pflegte. Sie erinnerte sich, dass Horatias Geplauder einen gequält aufschreien lassen wollte. Sie erinnerte sich nicht mehr daran, wie unachtsam Horatia war.
    Horatia blickte zu ihr auf, und ihre Miene blieb gelassen. »Der Kontinent scheint Ihnen gut getan zu haben. Sie sehen wunderschön aus. Nicht dass Sie vorher nicht schön gewesen wären, aber ein bisschen dürr. Jetzt haben Sie richtig runde Wangen. Ist das die neue Haarmode aus Frankreich?«
    Eleanor fuhr zusammen. Die letzte Stunde über hatte sie ihr Haar ganz vergessen. Sie berührte die kurzen Enden mit den Fingerspitzen. Sie hatte sich noch nicht an den Schnitt gewöhnt; sie würde sich vermutlich nie an den Schnitt gewöhnen. Aber wenn er sie davor bewahrte, erkannt zu werden, war er es wert, dass sie ihr schönes, hüftlanges Haar geopfert hatte. Ihr Haar … ihre einzige Eitelkeit.
    Sie schaute Mr. Knight an. Der Haarschnitt hatte ihn wütend gemacht. Zu ihrem Erstaunen hatte sie diese Wut genossen.
    Warum, verstand sie nicht. Normalerweise verursachten ihr solche Szenen Magenschmerzen und ließen sie auf und davonlaufen wollen. Aber als Mr. Knight auf sie zugestürmt war, hatte sie nur eines gedacht: Es berührt ihn tief genug, mir eine Szene zu machen.
    Ihre eigene Reaktion war die interessante gewesen.
    Seine war faszinierend.
    Horatia brabbelte weiter: »Aber nach Frankreich sind Sie vermutlich nicht gefahren. Dieser furchtbare Napoleon. Denkt er eigentlich immer nur an sich selbst?«
    Wie konnte es sein, dass Horatia den Unterschied zwischen Madeline und Eleanor nicht sah? Hatte sich Eleanor in vier Jahren so verändert? Oder hatten die Jahre Horatias Erinnerung verwischt, und sie sah nur, was man ihr präsentierte?
    Horatias Knopfaugen schossen zu Mr. Knight, und sie legte das Erstaunen an den Tag, das sie Eleanor gegenüber vermissen ließ. »Guten Abend, ich habe Sie gar nicht da stehen sehen. Wie konnte ich nur den bestaussehenden Gentleman der Saison übersehen? Ich weiß es nicht. Lord Huward sagt, ich würde noch meinen Kopf vergessen, wäre er nicht auf meinem Hals befestigt, aber ich sage immer, Huie – ich nenne ihn Huie – Huie, das ist absurd, jedermanns Kopf ist am Hals befestigt, und er sagt, das ließe sich ändern. Er ist ja so witzig!«
    Eleanor riskierte einen Blick in Mr. Knights Richtung, und seine Miene, in der sich Horror und Faszination mischten, ließ sie in ersticktes Gelächter ausbrechen.
    Es war vermutlich die Erleichterung, die sich entlud, aber Mr. Knights sich verdunkelnder Blick trug nur noch zu ihrer Heiterkeit bei. Er verbeugte sich und murmelte: »Sie entschuldigen uns.« Dann geleitete er sie weg. »Das soll eine Freundin von Ihnen sein?«, fragte er.
    Eleanor hatte Schwierigkeiten, ernst zu sein. »Nein, machen Sie sich nicht lächerlich. Sie ist jemand, die die

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