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Ein Kuss von dir

Ein Kuss von dir

Titel: Ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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würde sie Madeline zu einer Lachnummer machen.
    Endlich erreichten sie den glänzenden schwarzweißen Marmorboden. All die starrenden Augen wandten sich ab.
    Das Stimmengewirr kehrte zurück. Eleanor bekam wieder Luft.
    Lord und Lady Picard begrüßten ihre Gäste, die Lady eine formvollendete Gastgeberin, der Lord ein formvollendeter Narr.
    Eleanor hatte die Picards vor vier Jahren während Madelines erster Ballsaison kennen gelernt. Lady Picard hatte Madelines Gesellschafterin kaum Beachtung geschenkt, aber Lord Picard hatte mehr als nur einen Blick riskiert. Er hatte sie anzüglich angegrinst, wie er es mit jeder jungen Lady tat – allerdings nicht ins Gesicht. Eleanor war sicher, dass die beiden nicht erkennen würden, wer sie war. Würden sie erkennen, wer sie nicht war?
    Sie machte sich auf alles gefasst, doch Lady Picard betrachtete sie ohne die leiseste Spur des Erkennens. »Mylady, wie freundlich von Ihnen, unseren Ball zur ersten Gesellschaft zu machen, die Sie nach Ihrer Rückkehr nach England besuchen. Und mein lieber Mr. Knight, ich hatte so gehofft, dass Sie kommen« – sie klimperte mit den Wimpern – »und meinen Abend vollkommen machen.«
    Er verbeugte sich. »Ich hätte diesen Ball um nichts in der Welt versäumen wollen.«
    »Nein, gewiss nicht. Den ersten Ball mit Ihrer neuen Verlobten.« Lady Picard weidete sich förmlich an Eleanor, bemerkte aber offenkundig keine Veränderung. Eleanor hatte die erste Hürde genommen. »Was für eine Überraschung, heimzukehren und von dieser Verlobung zu erfahren, nicht wahr, Euer Gnaden?«
    Die Frage ließ Eleanor mit den Zähnen knirschen. »Seine Gnaden, der Duke of Magnus, hat für seine Tochter stets nur das Beste im Sinn.«
    Es hörte sich mehr wie eine Retourkutsche und weniger wie eine Antwort an, und Lady Picard lächelte schmallippig.
    »Lady Glasser, wie schön, Sie zu sehen. Sie sind Gast Ihrer Nichte?«
    »Und ihre Anstandsdame«, sagte Lady Gertrude mit Nachdruck. »Ich bin Tag und Nacht in ihrer Nähe. Ich lasse sie keine Minute allein.«
    Lady Picard sah Mr. Knight bewundernd an. »Was für eine gute Idee. Mr. Knight ist ein überaus gefährlicher Mann.«
    »Wie können Sie so etwas sagen? Ich bin ein Lamm«, protestierte Mr. Knight.
    Sowohl Lady Gertrude als auch Lady Picard kicherten.
    Eleanor konnte nicht einmal lächeln. Ein Lamm. Absurd. Er war ein Wolf, der sich nicht einmal die Mühe machte, seine Fangzähne und Klauen zu verbergen – und sein ruchloses Wesen. Und wenn hier irgendjemand erfuhr, dass sie in seinem Haus wohnte, dann waren Lady Gertrudes Beteuerungen allesamt für die Katz, und Eleanor war ruiniert. Wohin sie auch sah, sah sie nur Schwierigkeiten, und all diese Schwierigkeiten hatten mit Mr. Knight zu tun.
    Und was noch schlimmer war, wenn sie ihn ansah, sah sie nicht mehr den Emporkömmling aus Amerika. Egal, wie sehr er sie ausspionierte, bedrohte oder nötigte. Er sah heute Abend atemberaubend aus. Er trug formelle schwarze Kniehosen und einen modisch geschnittenen schwarzen Gehrock, wie es jeder Mann hätte tragen sollen – aber dazu mangelte es den meisten Männern an der Figur. Seine schneeweiße Halsbinde war in einen raffinierten Knoten geschlungen. Die seidene Weste zeigte ein goldenes Fleur-de-lis-Muster auf blauem Untergrund, und seine Schuhe waren schlicht und dunkel. Mr. Knight brauchte keine hohen Absätze, er überragte die anderen Männer sowieso. Er war, in ihren Augen, der perfekte Mann, und – Eleanor sah sich um – sie war nicht die einzige Frau, die so dachte. Mr. Knight zog jede Menge aufreizende, laszive Blicke auf sich.
    »Euer Gnaden, wie fanden Sie Europa?«, fragte Lady Picard.
    »In Aufruhr«, sagte Eleanor.
    »Dieser schreckliche Napoleon.« Lady Picard reckte die Stupsnase. »Ich gebe etwas später eine kleine Soiree, nur für uns Frauen. Da können Sie uns alles von Ihren Abenteuern erzählen.«
    »Das wäre entzückend.« Eleanor plante, zu dem Zeitpunkt schon längst wieder fort zu sein.
    In Richtung der Treppe hinter sich gestikulierend sagte Mr. Knight mit fragendem Unterton: »Der Prinzregent scheint sehr spät zum Ball zu kommen, anderenfalls müssten Sie ja eine Menge Leute wieder fortschicken.«
    »Oh, du meine Güte«, murmelte Lady Gertrude.
    Eleanor hielt den Atem an und betete, dass Lady Picard so tat, als verstehe sie, was er meinte.
    Stattdessen runzelte sie offenkundig verwirrt die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
    »Man darf nicht nach dem Prinzregenten erscheinen

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