Ein Kuss von dir
wirbelte herum und sah einen schwarzen, räudigen Hund von mittlerer Größe auf dem Reitweg herumschleichen, während sich ein temperamentvoller Hengst näherte. Der modisch gekleidete Jüngling im Sattel beachtete den Hund nicht. Er würde den Hund überrennen.
Mit einem Schrei riss seine Verlobte sich von ihm los und stürzte auf den Reitweg zu.
Der Reiter schrie gellend auf und zerrte an den Zügeln.
Entsetzt stieß Remington einen Warnruf aus und hetzte ihr nach.
Sie hatte den Hund um den Bauch herum gepackt.
Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang sie dem Reiter aus dem Weg und rollte, den Hund in den Armen, im Gras ab.
Der Reiter kämpfte mit dem sich aufbäumenden Pferd.
Der Hund jaulte laut. Er wand sich aus Eleanors Umklammerung und humpelte weg, um sich, nicht weit entfernt, ins Gras zu kauern.
Auf den Knien an ihre Seite rutschend, wollte Remington wissen: »Sind Sie verletzt?« Sein Herz pochte, und er hätte sie am liebsten durchgeschüttelt. Oder umarmt. Er wusste nicht, welches von beidem.
»Es geht mir gut.« Sie mühte sich ab, sich aufzusetzen.
Aus Angst, sie sei doch verletzt und habe es noch nicht bemerkt oder wolle es nicht zugeben, versuchte er, sie unten zu halten.
Sie schlug seine Hände fort und krabbelte auf den zusammengekauerten Hund zu. »Hast du dir wehgetan, du Schöner, du?«, flötete sie.
Schöner? Der Hund war nichts als ein räudiger Köter. Aus zwei oder drei Steinwürfen Entfernung sah er wie ein Schäferhund aus, den man zu heiß gewaschen hatte und der deshalb um die Hälfte eingelaufen war. Das schwarz und braun gefleckte Fell war stumpf, der Bauch eingesunken, und die Kreatur verströmte den Geruch verfaulenden Abfalls, vermutlich vom Stöbern nach Essensresten.
Als die Duchess sich dem Hund näherte, fletschte er die Zähne und knurrte.
Sie streckte, die Finger nach unten, die Faust nach ihm aus. »Du armes kleines Ding.«
»Seien Sie vorsichtig«, warnte Remington scharf. Verdammtes Weib, sie lief von einer Gefahr in die nächste.
»Bin ich.« Aus dem Knurren wurde ein Winseln, und Madeline kraulte den Hund unterm Kinn. »Er beißt mich schon nicht.«
Offenkundig hatte sie Recht, denn der Köter schaute die Duchess mit braunen Augen an und vergrub seine Schnauze an ihrer Brust, als sie ihm den Kopf streichelte.
Sie fuhr mit dem Finger das linke Hinterbein entlang. Der Hund winselte, und sie sagte leise: »Er ist verletzt.«
Remington hätte am liebsten gesagt, dass ihm das egal sei, aber er konnte es nicht. Er mochte Tiere, aber zur Hölle noch mal! Sie hatte sich für dieses da fast umbringen lassen.
Remington hörte hinter sich Stiefel stampfen. Der Jüngling stolzierte auf sie zu und klopfte mit der Peitsche auf die behandschuhte Handfläche. »Lady!« Er war weiß, und er zitterte. »Was zum Hades sollte das, Lady? Ich hätte Sie fast über den Haufen geritten.«
Remington erhob sich, um ihm entgegenzutreten, aber bevor er noch etwas sagen konnte, schoss die Duchess wie von der Tarantel gestochen in die Senkrechte. »Was das sollte? Was haben Sie denn getan? Sie hätten fast diesen Hund niedergetrampelt.« Ihre Wangen und ihre Nasenspitze glühten vor Zorn scharlachrot. Ihre Augen blitzten blau. Sie hatte einen Schmutzfleck auf der Wange, und ihr Hut saß schief, aber das spielte keine Rolle, weil sie diesen Köter, den sie nie zuvor gesehen hatte, jetzt mit der gleichen Leidenschaft verteidigte, mit der sie ihn am Morgen geküsst hatte.
Verdrießlich und schuldbewusst sagte der Bursche: »Aber es war doch nur ein verflohter Streuner. »Doch dann zeigte ihre Schönheit Wirkung. Er merkte auf, straffte Schultern und Rücken und starrte sie mit atemloser Begeisterung an. »Ich denke, wir kennen uns möglicherweise, auch wenn ich mich nicht ganz erinnern -«
Sie wütete weiter. »Hat man Ihnen das in der Kinderstube beigebracht? Wehrlose Tiere niederreiten?«
Remington trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. Das Bürschlein hatte schlechte Karten.
Sie zog die Augen zusammen. »Warten Sie eine Sekunde. Ich kenne Sie. Sie sind Lord Mauger!«
»Ja, der … der bin ich. Viscount Mauger, untertänigst zu Ihren Diensten.« Er nahm den Hut ab, verbeugte sich, um auf die Schönheit, die da vor ihm stand, doch noch einen guten Eindruck zu machen, wenn auch verspätet. »Und Sie sind …«
Sie war weder beeindruckt noch interessiert. »Ich kenne auch Ihre Mutter, und sie hätte Ihnen die Ohren lang gezogen.«
Mauger stieg ein dumpfer
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