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Ein Kuss von dir

Ein Kuss von dir

Titel: Ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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nicht bewusst. Sie war reich, aber nicht gierig. Sie war schüchtern, aber beim Reiten furchtlos. Und für einen räudigen Hund konnte sie brüllen wie ein Löwe.
    Ihretwegen hatte er sich sein bestes Paar Schuhe von scharfen Hundezähnen verkratzen lassen. Ihretwegen hatte er alle Rosenarrangements von rot auf gelb umbestellt. Ihretwegen verwendete er viel zu wenig Zeit darauf, den nächsten Schritt seines Rachefeldzuges zu planen und viel zu viel Zeit, sich die Hochzeitsnacht auszumalen. Eine Nacht voller seidener Laken, feinem Essen und unglaublich sanfter Verführung.
    Jetzt aber, endlich … Er gab Bridgeport ein Zeichen und machte sich auf den Weg. Die Duchess beobachtete ihn mit feierlicher Miene, als er durch den Saal auf sie zukam. »Sie sehen heute Abend wundervoll aus«, sagte er.
    »Danke, Sir. Was kann ich für Sie tun?«
    »Kommen Sie mit mir.«
    Als wisse sie von seinen Plänen, legte sie, wie zum Gebet, die Hände aneinander. »Muss ich?«
    Die Frau, die da vor ihm stand, hatte sich während der letzten drei Tage so verändert. Sie hatte sich das Haar abgeschnitten. Sie fürchtete sich nicht mehr davor, in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Ihre helle Haut schien wie von innen zu leuchten. Sie wurde von Tag zu Tag schöner, und er würde sie niemals gehen lassen. »Es ist zu spät, einen Rückzieher zu machen.«
    Sie seufzte zittrig. »Ich fange an zu fürchten, das ist die Wahrheit.«
    Er bot ihr seinen Arm und geleitete sie zu der Plattform, auf der das Orchester spielte. Die Musiker erkannten das vereinbarte Zeichen und ließen eine Fanfare hören.
    Die Gäste drehten sich lächelnd um. Sie glaubten zu wissen, was er ankündigen wollte – eine Verlobung.
    Aber sie wussten nicht alles. Niemand außer Bridgeport, der Remington behilflich gewesen war, die Sache zu arrangieren, wusste Bescheid, und Remington selbst. Remington half Madeline die Stufen hinauf. Sie warf ihm einen verängstigten, Hilfe suchenden Blick zu, doch er schenkte ihr keine Beachtung. Er stellte sich zu ihr und zog eine kleine Schatulle aus der Jackentasche. Das letzte bisschen Geplapper verstummte. Er richtete die Stimme bis in den hintersten Winkel des Saals und sagte mit theatralischem Gestus: »Ich danke Ihnen allen dafür, dass Sie heute Abend hierher gekommen sind, um mit mir meine Verlobung mit Madeline de Lacy, der Marchioness of Sherbourne und künftigen Duchess of Magnus zu feiern. Es ist mir eine große Ehre, ihr meinen Ring an den Finger zu stecken -«, er öffnete die Schatulle und zeigte ihr einen prachtvollen, in einen Strudel aus Gold gefassten Saphir, »den ich als eine Huldigung an ihre schönen Augen ausgesucht habe.«
    Als er ihr den Handschuh von der Hand zog, klatschten die meisten Gäste in die Hände.
    Ein paar nicht. Obwohl sie keine Einladung hatte, war Lady Shapster schon früh erschienen und hatte übertrieben viel Zeit darauf verwendet, seine Duchess zu beobachten. Remington mochte ihre bösen, zu Schlitzen gezogenen Katzenaugen nicht, und er hatte dafür gesorgt, dass Madeline keine Sekunde lang mit ihr allein war.
    Lord Fanthorpe applaudierte gleichfalls nicht.
    Das überraschte Remington nicht. Im Club und auf dem Ball der Picards ignorierte ihn der alte Mann mit akribischer Eiseskälte. Fanthorpe war einer der Männer, der zwar Remingtons Champagner trank und an seiner Tafel aß, ihn aber nicht in der feinen Gesellschaft willkommen heißen wollte.
    Doch die Hand der Duchess und die Zustimmung des Prinzregenten machten ihn zu einem Mitglied der Gesellschaft … Und endlich würden die Leiden seiner Schwester gesühnt sein, und sein Vater konnte in Frieden ruhen.
    Als Remington Madelines nackte Hand hob, um ihr den Saphir an den Mittelfinger zu stecken, fühlte er, wie sie die Muskeln spannte und kurz versuchte, sich gegen das Brandzeichen zu wehren.
    Er sah zu ihr auf und sah die Panik in ihren Augen. Die Realität hatte sie letztlich eingeholt. Mit einem dunklen, vertraulichen Wispern sagte er: »Versuchen Sie ja nicht, sich zu wehren. Ich werde Ihnen meinen Ring anstecken.«
    Ihr Widerstand brach zusammen. Sie senkte den Blick und wartete demütig darauf, dass er die Tat vollendete …
    Doch zu seiner eigenen Verblüffung musste auch er einen Moment lang zögern.
    Der Ring hätte seiner Mutter gehören sollen. Das Mädchen hätte seine wahre Liebe sein sollen.
    Aber dieser Traum war vor zwanzig Jahren in einer Feuersbrunst gestorben, und nichts konnte diesen Traum – oder seine Familie –

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