Ein Kuss von dir
langem Finger auf Eleanor. »Sie streben gar nicht danach, diese Frau zu heiraten.«
Eleanor wollte sich auf sie stürzen, sie und diesen grässlichen, glatten, anklagenden Ton zum Schweigen bringen.
Mr. Knight fletschte die Zähne, und seine Stimme war kaum hörbar. »Sagen Sie mir nicht, wonach ich strebe. Sie wissen nichts über mich oder mein Streben. Jetzt wollen Sie bitte gehen. Ich bringe Sie zur Tür.«
»Was für ein Auftritt«, murmelte Beau Brummel. »Traurig, dass eine anerkannte Schönheit sich der Niedertracht hingibt.«
Mr. Knight hörte es nicht, aber Lady Shapster. Sie warf Eleanor einen giftigen Blick zu und sagte, als Mr. Knight sie hinauseskortierte: »Ich verspreche Ihnen, es wird Ihnen noch Leid tun, mich so gedemütigt zu haben.«
Mr. Knight antwortete: »Zu Ihrer eigenen Sicherheit, Mylady, sagen Sie besser kein Wort mehr.«
Eleanor holte bebend Luft. Sie hatte ihrer Stiefmutter die Stirn geboten und war ungeschoren davongekommen.
Solange sie ihr nicht als Eleanor gegenübertrat, war es kein wirklicher Sieg, und im Moment war sie Lady Shapster dankbar. Lady Shapster hatte Mr. Knight abgelenkt und Eleanor damit die Chance gegeben, kurzfristig der erdrückenden Aufmerksamkeit zu entgehen. »Entschuldigen Sie mich. Ich sehe da eine Freundin, die ich begrüßen muss.«
»Natürlich, Liebes.« Lady Gertrude tätschelte Eleanors Hand. »Gehen Sie, und machen Sie sich frisch.«
»Danke, das werde ich.« Eleanor bemühte sich, nicht zu schnell davonzuhasten, denn sie wusste sehr genau, dass jeder sie beobachtete. Und sie strengte sich an, einen geradlinigen Weg einzuschlagen, denn sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie hinwollte. Sie wusste nur, sie musste fort.
Bevor sie, zum ersten Mal überhaupt, einen hysterischen Anfall erlitt.
Die offene Tür zum Garten versprach frische Luft und den Schutz der Dunkelheit, also steuerte sie darauf zu – und hörte aus der Pflanze neben der Terrassentür ein Zischen kommen.
»Psst.«
Sie schaute sich um, sah aber niemanden.
»Psst, Miss.«
Sie ging um den Pflanzentrog herum und sah einen rothaarigen Mann beinahe am Boden kauern. Mit einem Schlag verwandelte sich die Angst, die sie erfüllte, in Hoffnung. Dickie Driscoll hatte sie noch nie im Stich gelassen. Er würde sie auch jetzt nicht im Stich lassen. »Dickie! Was machen Sie da?«
»Sie retten.« Dickie spähte durch die Pflanze auf die Tanzfläche, wo die Paare sich beim Menuett verbeugten. »Das ist meine erste Gelegenheit, Sie zu holen, ohne dass Mr. Knight oder seine Handlanger mir dazwischengeraten. Kommen Sie.« Er nahm ihre Hand, stand auf und eilte verstohlen auf den Garten zu. »Lassen Sie uns gehen.«
»Oh ja! Gehen wir!« Sie folgte ihm in die Dunkelheit und genoss die Freiheit. »Ich will hier weg, ich muss hier weg, bevor … Ich muss weg.«
»Still«, mahnte Dickie leise, während er sie die Stufen hinuntergeleitete. »Knights Männer sind überall. Es war schwierig genug, hier reinzukommen, und ich habe keine Lust, wieder rausgeworfen zu werden.«
»Sie meinen, wie an dem Tag, als sie uns dabei erwischt haben, wie wir aus den Stallungen gelaufen kamen?«
Der Gartenweg war finster, aber sie hörte Dickies Stimme. »Das war kein Spaß, Miss Eleanor.«
Sie erstarrte. »Seine Männer haben Ihnen doch nicht wehgetan, oder?«
»Nein, Mr. Knight hat Order gegeben, dass sie es bleiben lassen, und das haben sie auch, jedenfalls fast.«
Sie wurde langsamer. »Also hat Mr. Knight sein Versprechen gehalten.« Er hatte versprochen, Dickie nicht wehzutun.
Sie hatte versprochen, nicht fortzulaufen.
Aber Mr. Knight hatte ihr nicht gesagt, dass sie sofort heiraten würden!
»Beeilen Sie sich, Miss Eleanor!«, drängte Dickie.
Und was, wenn Mr. Knight ihr nicht alles erzählt hatte? Sie hatte nicht danach gefragt. Sie hatte ihm lediglich versprochen, nicht fortzulaufen. Sie hatte an ihr Versprechen keine Bedingungen geknüpft. »Dickie.« Widerstrebend blieb sie stehen. »Ich kann nicht.«
»Was soll das heißen, Sie können nicht?« Dickie zog heftiger. »Das ist kein Spiel, Miss. Ich habe ihn gehört. Er hat die Hochzeit für übermorgen angekündigt. Und Ihre Gnaden ist nirgends in Sicht. Ich weiß nicht, wo sie ist, aber ich weiß, dass wir da ein Problem haben.«
»Ich verstehe das, glauben Sie mir, Dickie, ich verstehe das. Aber Tatsache ist, dass ich Mr. Knight versprochen habe, nicht noch einmal davonzulaufen.« Eleanor musste bleiben. Sie hatte ihr Wort
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