Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
seiner Geliebten machen.
Als die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch summte, waren Blakes Gedanken noch immer bei June Lyndon.
„Ihr Vater ist auf dem Weg zu Ihnen, Mr. Cocharan.“
Blake blickte auf den Vertrag vor ihm. Er brauchte bestimmtnoch eine Stunde, bis er damit fertig war. „Danke.“ Er hatte den Knopf der Sprechanlage noch nicht ganz losgelassen, da wurde die Tür schon geöffnet, und Blake Cocharan der Zweite betrat das Bürozimmer.
In Gestalt und Aussehen glich er seinem Sohn. Sport und viel Bewegung hatten seinen Körper gestählt. Sein dunkles Haar zeigte graue Strähnen unter seiner Kapitänsmütze, doch seine Augen blickten lebhaft und jung. Sein Schritt war der eines Mannes, der es gewöhnt war, auf dem schwankenden Deck eines Schiffes Halt zu finden. Wenn er lächelte, verschwanden die Fältchen, die Sonne und Wind auf seinem Gesicht eingegraben hatten. Er reichte seinem Sohn die Hand.
„B.C.“, begrüßte Blake seinen Vater. „Bist du auf der Durchreise?“
„Ich bin auf dem Weg nach Tahiti, zum Segeln.“ B.C. grinste. „Möchtest du nicht mitkommen, sozusagen als meine Mannschaft?“
„Geht nicht, für die nächsten beiden Wochen bin ich schon ausgebucht.“
„Du arbeitest viel zu hart, mein Junge.“ B.C. ging zu der Bar am anderen Ende des Zimmers hinüber und goss sich einen Bourbon ein. Dann lachte er leise und goss auch für seinen Sohn ein Glas ein.
„Das habe ich von dir gelernt“, erklang die Stimme des Jüngeren.
„Ja. Fünfundzwanzig Jahre lang habe ich zehn Stunden am Tag gearbeitet. Und so hat es mein alter Herr ebenfalls gemacht – und du tust es jetzt auch.“ Er wandte sich zu seinem Sohn um. Es war, als blickte er in einen Spiegel, und er hatte das Gefühl, sich selbst wie zwanzig Jahre zuvor zu sehen. „Ich habedir schon einmal gesagt, du kannst dein Leben nicht in Hotels verbringen.“ Er nippte an seinem Bourbon. „Du kriegst nur Magengeschwüre davon.“
„Bis jetzt habe ich noch keine.“ Blake beobachtete seinen Vater. Er kannte ihn viel zu gut, hatte unter ihm gelernt, beobachtete, wie er verhandelte und Geschäfte abschloss. Er war vielleicht auf dem Weg nach Tahiti, doch hatte er nicht umsonst in Philadelphia seine Reise unterbrochen. „Bist du wegen der Aufsichtsratssitzung hier?“
B.C. nickte, dann hatte er ein Schälchen mit gesalzenen Mandeln in der Bar gefunden. „Ab und zu muss ich ja auch noch einmal meine Meinung sagen.“ Er steckte zwei Mandeln in den Mund und kaute darauf. „Wenn wir die Hamilton-Hotelkette kaufen, dann bedeutet das, dass wir zwanzig Hotels mehr haben und über zweitausend Angestellte mehr. Das ist ein großer Schritt.“
Blake zog die Augenbrauen hoch. „Ein zu großer Schritt?“ Lachend ließ B.C. sich in einen Sessel sinken. „Das habe ich nicht gesagt, und das glaube ich auch nicht. Und offensichtlich glaubst du es auch nicht.“
„Nein.“ Blake winkte ab. „Hamilton ist eine gute Hotelkette, leider war das Management nicht gut. Wenn du nach Tahiti fährst, kannst du dir das dortige Hamilton-Hotel gleich einmal genauer ansehen.“
Grinsend lehnte B.C. sich in seinem Sessel zurück. Der Junge ist schlau, dachte er zufrieden, na ja, das hat er wohl von mir.
„Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Übrigens soll ich dich von deiner Mutter grüßen.“
„Wie geht es ihr?“
„Bis zum Hals steckt sie im Augenblick wieder in einerKampagne, um irgend so eine Ruine zu retten. Wir treffen uns nächste Woche auf der Insel. Sie ist ein toller Steuermann, deine Mutter.“ B.C. freute sich schon darauf, eine Zeit lang mit seiner Frau allein zu sein. „Und was macht dein Liebesleben, Blake?“
Blake war solche Fragen von seinem Vater gewöhnt, deshalb amüsierte ihn diese Frage eher. „Angemessen, danke.“
B.C. lachte auf, dann trank er sein Glas leer. „‚Angemessen‘ ist eine Schande für den Namen Cocharan. Was wir tun, tun wir in großem Ausmaß.“
„Davon habe ich schon gehört.“ Blake zündete sich eine Zigarette an.
„Die Geschichten stimmen alle“, erklärte sein Vater. „Eines Tages werde ich dir einmal die Geschichte der Tänzerin in Bangkok erzählen, damals, anno 39. Übrigens – ich habe gehört, du hast hier Veränderungen geplant?“
„Das Restaurant.“ Blake nickte und dachte wieder an June. „Es verspricht … faszinierend zu werden.“
„Ich stimme dir zu, ein wenig neuen Glanz könnte es schon gebrauchen“, begann B.C. vorsichtig. „Und ich höre, du hast
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