Ein Land, das Himmel heißt
Land …« Dann war die Verbindung unterbrochen.
»Was ist?«, fragte Nils. »Du bist schneeweiß geworden.«
Sie schüttelte nur den Kopf, während sie die Nummer der Polizei eintippte. Die Polizei meldete sich. Mit knappen Worten berichtete sie, was Patrick gesagt hatte, und gab die Adresse der Farm an.
Nils hörte angespannt zu. »Ich begleite dich«, sagte er nur. Sie nickte dankbar. Den Stein, der noch zu ihren Füßen lag, und die Warnung auf dem Zettel hatten sie vergessen. Nils hämmerte inzwischen an Axels Tür, der verschlafen öffnete. »Zieh dich an«, befahl er seinem Kameramann.
Sie rannte hinüber zum Haupthaus, lief in ihr Zimmer, steckte die Hauswaffe ein und lief zu ihrem Wagen. Nils und Axel keuchten heran. Keine zehn Minuten nach Patricks Anruf rasten sie in ihrem Geländewagen vom Hof. Jill gab Nils ihr Handy. »Bitte ruf Marius Konning an.« Sie diktierte ihm die Nummer. »Sag ihm, wo wir hinfahren, sag ihm, was los ist, sag ihm, dass wir ihn als Arzt brauchen.«
»So, und nun die Farmervereinigung«, sagte sie, als er das Gespräch beendet hatte.
»Farmervereinigung, haben die eine Bürgerwehr gebildet?«, fragte er, während er wählte.
»Weiß ich nicht, aber alle kennen sich. Wenn ein Hilferuf kommt, sind sie da. Vielleicht können die die Straßen absperren, um die Kerle zu fassen.« Als Nils alle Anrufe gemacht hatte, erklärte sie kurz, was Patrick gesagt hatte.
»Mit anderen Worten: Landbesetzer sind bei ihnen eingedrungen, haben ihn, seine Mutter und vermutlich seinen Bruder angeschossen. Hat er etwas über den Rest der Familie gesagt?« Nils stützte sich mit Beinen und Armen an den Seiten ab, um nicht gegen die Tür geschleudert zu werden. Axel auf dem Rücksitz umklammerte seine Kamera.
Sie konnte nur den Kopf schütteln, denn das war es, was ihr so furchtbare Angst machte. »Wenn das Popi mit seinen Leuten war, bring ich ihn um, das verspreche ich!«
»Das wäre Unsinn«, widersprach Nils, »das wäre, als ob du einen Kopf der Hydra abschlägst. Es wächst immer wieder ein neuer nach. Du hast mir selbst gesagt, dass seine Leute gefährlich sind. Du solltest dich mit ihm einigen, sonst wirst du nie in Frieden hier leben können.«
»Mit Popi einigen? Ihm den größten Teil meines Landes überlassen? So weit kommt’s noch!« Das Blut schäumte in ihren Adern, aber ihr Kopf war klar. Schweigend fuhren sie weiter, bis sie die Abbiegung zu der Farrington-Farm erreichten. Das Tor war zerstört, hing nur noch in seinen Angeln. Sie fuhr langsamer.
»Die Polizei ist schon da«, rief Axel, »ich kann das Blaulicht sehen.«
»Gott sei Dank«, murmelte Jill und trat aufs Gas. Der Polizeiwagen, ein geländegängiger Wagen mit vergittertem Abteil, stand mitten auf dem Hof, die Fahrertür stand offen, das Blaulicht flackerte über das Haus, das völlig dunkel war. »Hört ihr was?«, flüsterte Jill, griff in ihr Handschuhfach und nahm die Autowaffe heraus, sie hielt die Hauswaffe in der Faust. »Hier«, sie reichte sie Nils, »kannst du etwas damit anfangen?« Leise stieg sie aus.
Er antwortete nicht, aber seine Art, die Waffe zu handhaben, gab ihr die Antwort. Er prüfte nur kurz, ob sie geladen und entsichert war, und folgte ihr. »Axel, bleib im Auto, setz dich ans Steuer, falls wir es eilig haben«, flüsterte er, »bleib hinter mir, Jill.«
Doch sie stand schon an der offenen Eingangstür, wollte eben eintreten, als sie über einen Körper stolperte. Sie unterdrückte einen Entsetzensschrei. Es war der Polizist, ein junger Zulu. Seine Uniformbrust war eine nasse, glänzende Fläche. Er war von Kugeln durchsiebt, aber er atmete noch, allerdings sehr flach und unregelmäßig.
Nils hielt sie am Arm fest, legte einen Finger auf die Lippen. Sie lauschten. Erst hörte sie nur das Schrillen der Zikaden, irgendwo schlug ein Fensterladen. Dann aber war da noch etwas. Ein Tier wimmerte, und ihr fielen die drei Hunde der Farringtons ein, der vierte war vor einiger Zeit einem Schlangenbiss zum Opfer gefallen. Keiner der großen Ridgebacks war zu sehen. Sie schlich zurück zum Auto, gab Axel ihr Telefon, sagte ihm kurz, was sie gefunden hatten. »Ruf die Polizei noch einmal an. Drück die Wahlwiederholung. Wir brauchen mehrere Krankenwagen.«
Bestrebt, keinen Laut zu machen, schlichen sie und Nils weiter. In der Eingangshalle lagen zwei von Angelicas Hunden. Jemand hatte sie geköpft. Das Abendessen kam ihr hoch, sie presste ihre freie Hand vor den Mund, würgte, schluckte. Die Hand,
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