Ein Land, das Himmel heißt
abzulaufen. »Mum lag schon im Gang … und … sie antwortete mir nicht … die Kerle waren bei Craig, dann kamen sie wieder …« Er schluchzte auf.
Die Erwachsenen hielten ihn, schwiegen und warteten, bis er weitersprechen konnte. »Ich hab Dads Gewehr genommen und einfach auf sie geschossen … zwei haben furchtbar geschrien, und plötzlich war überall Blut … dann sind sie abgehauen, und ich hab die Hunde gefunden.« Seine Augen rollten zurück, und Jill fing ihn auf.
»Jill? Wo seid ihr?« Marius Konnings Stimme kam vom Eingang.
Sekunden später war er da, warf einen Blick auf Patrick, fühlte schnell den Puls. »Ich komm gleich zu ihm«, sagte er, während er sich neben Angelica kniete und seine Tasche öffnete. »Sie hat einen Lungendurchschuss«, sagte er, und Jill hörte die Sorge in seiner Stimme. Zwei Sanitäter erschienen mit einer Trage im Gang. Mit unendlicher Vorsicht halfen sie Marius, ihre Freundin hinaufzuheben. »Bringt sie in den Wagen und kommt dann mit einer zweiten Trage. Der junge Mann hier muss auch mit.« Er kniete sich vor Patrick, der wieder bei sich war, murmelte beruhigende Worte. »Deine Mum wird schon wieder, keine Sorge, Pat, ich werde sie selbst operieren.« Er hielt ihn im Arm, bis die Sanitäter mit der zweiten Trage kamen und den Jungen darauf legten. Dann stand er auf.
»Patrick, wo ist dein Dad?«, fragte Jill. »Ich brauche seine Nummer, hat er sein Handy mit?«
»Die Nummer klebt am Telefon«, sagte Patrick, dann schloss er die Augen, und die Sanitäter trugen ihn hinaus.
Jill zog Marius ins Kinderzimmer. »Craig muss auch ins Krankenhaus, und die Mädchen haben zumindest einen Schock.«
»Was um Himmels willen ist hier passiert?« Entsetzt deutete Marius auf all das Blut.
»Der Hund …« Sie zeigte mit abgewandtem Gesicht auf die Überreste des großen Ridgeback. Es war Fritz gewesen, wie sie an seinem geschlitzten Ohr erkannte. Mit sanften Fingern untersuchte Marius den Jungen, der sie gar nicht zu sehen schien. »Wir bringen dich gleich ins Krankenhaus, Craig, deine Mum und dein Bruder sind schon auf dem Weg dahin. Ich fahre mit Angelica und Patrick,«, wandte er sich an Jill, »Craig kommt in den zweiten Krankenwagen mit den Mädchen. Kannst du mit ihnen fahren? Sie brauchen jemanden, den sie kennen und dem sie vertrauen.«
»Natürlich. Ich sag Nils Bescheid, dann komme ich.« Nils und Axel filmten im Schlafzimmer. Axel hatte den Scheinwerfer seiner Kamera eingeschaltet und auf den geköpften Hund gerichtet. Sie schirmte ihre Augen mit einer Hand ab, den Anblick konnte sie nicht mehr ertragen. Nils sah hoch. Auch er war bleich, seine helle Hose blutverschmiert, auf seinem dunklen Hemd hob sich das Blut nicht ab, es glänzte nur nass. »Ich fahre mit Craig und den kleinen Mädchen ins Krankenhaus, Marius fährt mit den beiden anderen. Ich lasse dir den Wagen da, irgendjemand wird mich schon wieder nach Hause fahren, aber warte nicht auf mich.«
Er stand auf und nahm sie in den Arm. »Wird deine Freundin durchkommen?«
Als Antwort konnte sie nur mit den Schultern zucken, weil ihr die Stimme versagte. Für Sekunden vergrub sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge, schloss das Grauen aus. Dann hob sie den Kopf, zog die Nase hoch. »Es ist gut. Ich fahr jetzt und rufe von unterwegs Alastair und Irma an.« Sie küsste ihn schnell, lief hinaus und kletterte hinten in den zweiten Krankenwagen, der gleich darauf mit heulenden Sirenen hinter dem herfuhr, der Angelica, Patrick und Marius ins Krankenhaus brachte. Der dritte Krankenwagen stand hell erleuchtet auf dem Hof, und sie sah, wie die beiden Notärzte, die mit Marius angekommen waren, sich um den verletzten Polizisten bemühten.
Sie erreichte Alastair sofort am Telefon. Aus den Hintergrundgeräuschen schloss sie, dass er zu einem fröhlichen Umtrunk in irgendeiner Bar war. »Jilly, du hast das falsche Telefon«, rief er mit einer Stimme, die ihre Annahme bestätigte, »ich bin in Johannesburg – du hast doch Angelicas Nummer.«
Sie konnte nicht gleich antworten, aber Alastair schien etwas zu ahnen. »Jill? Ist etwas passiert?« Seine Ton war auf einmal stocknüchtern. »Ist es Angelica?«
So kurz wie möglich berichtete sie ihm, verschwieg, wie schlimm es um Angelica stand, erwähnte auch nichts von den Hunden, sagte ihm nur, dass Marius die ganze Familie ins Unfallkrankenhaus von Umhlanga brachte. »Patrick ist ein Held«, schloss sie, »er hat die Kerle in die Flucht geschlagen.«
»Ich komme«, sagte
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