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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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ist«, wischte Jill seine Bemerkung vom Tisch, »das dauert noch, und vielleicht schlägt er aus der Art und entwickelt ein sonniges Gemüt. Oder bist du eifersüchtig auf meinen Verehrer?«, kicherte sie und küsste ihn auf den Mund. »Er hat fast so schöne Augen wie du. Alle Gäste werden ihn lieben.« Schweigen senkte sich nach ihren Worten über die vier am Tisch. Jill starrte hinaus in die Nacht, versuchte sich mit dem Gedanken anzufreunden, Inqaba nicht mehr allein für sich zu haben. Eine Bewegung auf dem Weg zwischen den Daturabüschen fing ihren Blick ein. Sie lehnte sich über das Geländer. »Ist da jemand?«, rief sie. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Nachtschatten, und sie erkannte, dass es eine schwarze Frau in einem braunen Kleid war. Es hing lose um ihre zierliche Figur, ihre Wangen waren eingefallen und die Augen groß und von fiebrigem Glanz. »Wer bist du?«, fragte Jill. »Du hast hier nichts zu suchen. Wie heißt du?«
    »Thuleleni«, antwortete die Frau mit einer Stimme so zart wie ein Windhauch und richtete ihre Augen auf Phillip Court.
    »Thuleleni?«, wiederholte er stirnrunzelnd, dann schien ihm etwas einzufallen, seine Augen weiteten sich. »Oh ja, richtig, Thuleleni – warte auf mich an der Küchentür«, rief er der Schwarzen zu, »entschuldigt mich.« Er warf die Serviette auf den Tisch, stieß den Stuhl ungestüm zurück. Er krachte auf die Holzbohlen. Fahrig richtete Phillip ihn auf und stürmte ins Haus.
    Jill sah ihm erstaunt nach. »Was ist denn mit Daddy los, warum ist er so nervös?« Sie spähte in die Büsche. Die Frau war verschwunden.
    »Manchmal ist er halt etwas ungeschickt«, sagte Carlotta. »Wir könnten Konzerte geben«, fuhr sie fort, »stellt euch vor, zum Sonnenuntergang auf der Terrasse Flötenkonzerte von Vivaldi …«
    »Das klingt ganz wunderbar, Mama, aber glaubst du, dass Konzerte hier im Busch das große Geschäft werden könnten?«
    »Fotosafaris«, sagte Martin.
    »Vögel«, ergänzte Jill, endgültig abgelenkt von ihrem Vater, »Fotosafaris im Vogelparadies.« Triumphierend schaute sie ihren Mann an, »ich hab die Pläne schon fast fertig. Ich werde mich darum kümmern, auch wenn unsere Tochter da ist. Und dann könnten wir abends kleine Konzerte geben, danach etwas Leckeres zum Essen. Tolle Idee!«
    »Leon hat Safarierfahrung, er könnte uns helfen, und sein Freund Len leitet einen Sicherheitsdienst. Den werden wir brauchen.«
    »Bestimmt nicht«, fiel sie ihm ins Wort, »diesen einarmigen Kerl will ich nicht auf der Farm haben. Mir hat es gereicht, dass er damals hier herumgestöbert hat, als Tommy starb. Angeblich, um Spuren zu finden.« Sie zog eine verächtliche Grimasse. »Tom ist doch nicht hier ermordet worden, welche Spuren wollte er wohl hier finden? Weißt du, dass er noch immer gelegentlich auf der Farm herumschleicht? Ich höre es ab und zu von Ben.«
    »Sie wollen doch nur helfen«, beschwichtigte Martin.
    Sie wurden von Phillip Court unterbrochen, der auf die Terrasse zurückkehrte und sich krachend in seinen Stuhl warf. Für einen Moment starrte er blicklos vor sich hin. Seine buschigen Augenbrauen waren zusammengezogen, die graublauen Augen stürmisch.
    »Wer war das?«, fragte Jill. »Kanntest du sie? Ich glaube, ich habe sie schon mal gesehen, aber ich weiß nicht, wo.«
    »Ach, niemand«, antwortete er mit einer wegwerfenden Handbewegung, »sie braucht einen Job – aber ich kann sie nicht brauchen, wir brauchen jemanden mit Hotelerfahrung.« Er nahm einen hastigen Schluck aus seinem Weinglas und setzte es unsanft auf den Tisch zurück. Der Stiel brach, der Wein ergoss sich über die Tischdecke, Blut quoll aus seiner Handkante. »Verdammt«, knurrte er.
    »Soll ich dir ein Pflaster holen?«, fragte Jill, fing sein Blut mit der Serviette auf, benutzte eine andere, um den Wein aufzusaugen.
    »Nein, es ist nichts. Eine Lappalie. Nelly soll das aufwischen«, wehrte ihr Vater ab. »Lasst uns weitermachen, wo wir aufgehört haben. Habt ihr über meinen Vorschlag nachgedacht? Gibt es Einfälle?«
    Jills merkwürdiger Eindruck war, dass er mit »Lappalie« nicht den kleinen Schnitt in seiner Hand meinte, aber mehr hörte sie von ihm über den Vorfall nicht. Lange Zeit später sollte sie auf äußerst schmerzhafte Art daran erinnert werden, verstehen, was er wirklich gemeint hatte. Jetzt berichtete sie ihm kurz von ihrer Idee von Fotosafaris, und er stimmte überraschend zu.
    »Als Erstes werde ich den Zaun erweitern und höher

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