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Ein Leben lang

Ein Leben lang

Titel: Ein Leben lang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Faye Dyer
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gefallen.“
    „Ja.“ Sie presste immer noch das gefaltete TShirt gegen die Wunde. „Was ist passiert?“
    „Das hat mir eine von Elis alten Mutterkühen verpasst. Das verdammte Vieh hat mich fast auf die Hörner genommen.“
    „Warst du am Boden, als es passiert ist?“ Rebecca hielt es für am besten, wenn er weiterredete, um zu verhindern, dass er nicht wieder ohnmächtig wurde.
    Er lachte heiser auf. „Ja. Ich war gerade dabei, ein Kalb zu befreien, das sich in einem niedergetrampelten Stacheldraht verheddert hatte. Als ich fast fertig war, tauchte plötzlich seine Mom auf und beschloss, mich auf die Hörer zu nehmen.“
    „Dabei hätte sie dir dankbar sein sollen.“
    „Bist du auf Sadie hier?“
    „Ja.“
    „Hast du noch Wasser?“
    „Ja, warte.“ Sie nahm seine Rechte und drückte sie auf den provisorischen Druckverband. „Kannst du das so halten, während ich die Wasserflasche hole?“ Er nickte und rief ihr nach, dass sie das Ersatzhemd aus seiner Satteltasche anziehen solle, das er dort für Notfälle aufbewahrte. „Sonst holst du dir noch einen Sonnenbrand.“
    Eine kleine Weile später hatte die Wunde aufgehört zu bluten. Rebecca befestigte den Druckverband mit Isolierband und versuchte dann, Jackson in den Sattel zu hieven. Es erwies sich als kleines Kunststück. Doch da sie keine andere Wahl hatten, schafften sie es mit vereinten Kräften.
    Der Heimweg dauerte eine Ewigkeit. Rebecca, die hinter Jackson im Sattel saß, war froh, dass er nicht wieder ohnmächtig wurde. Er stöhnte leise in sich hinein, als Sadie in die steinige Schlucht hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf kletterte, weil ihm schon die kleinste Erschütterung heftige Schmerzen bereitete.
    Als sie die Ranch endlich erreicht hatten, atmete Rebecca erleichtert auf. Als sie sah, dass Jackson ins Haus wollte, schüttelte sie entschieden den Kopf. „Ich weiß, dass dir das nicht passt, aber du musst wirklich zum Arzt, Jackson.“
    „Es reicht, wenn du die Wunde desinfizierst und verbindest.“ Er drehte sich um und wollte weitergehen.
    „Dir vielleicht, aber mir nicht.“ Rebecca hielt ihn auf, indem sie ihm von hinten die Arme um die Taille legte. Als sie wieder sprach, schwang in ihrer Stimme ein flehender Unterton mit. „Bitte, Jackson, lass dich von mir in die Notaufnahme fahren. Wenn der Arzt der Meinung ist, dass die Wunde nicht genäht werden muss, fahren wir sofort wieder zurück, aber ich will und kann so eine wichtige Entscheidung nicht allein fällen. Und du kannst es nicht beurteilen, weil du die Wunde nicht sehen kannst. Außerdem hast du eine Menge Blut verloren, das ist mir unheimlich.“
    Er holte tief Luft und atmete langsam aus. Sie spürte, wie sich sein Brustkorb unter ihren Armen hob und senkte.
    „Also gut.“ Es klang widerstrebend. „Aber über Nacht bleibe ich nicht im Krankenhaus, ganz egal, was der Arzt sagt.“
    „Okay.“ Über diese Brücke würde sie erst gehen, wenn es so weit war. Jetzt war es vorrangig, dass ihn ein Arzt zu Gesicht bekam. Und anschließend würde man weitersehen.
    Eine halbe Stunde später stellte sich heraus, dass die Wunde genäht werden musste. Rebecca ging nervös im Wartezimmer der Notaufnahme auf und ab und atmete auf, als die Krankenschwester dann endlich wieder an der Tür erschien.
    „Sie können jetzt mitkommen. Der Arzt ist fertig.“ Rebecca sprang auf und ging eilig hinter ihr her.
    „In der zweiten Kabine rechts.“
    Rebecca bedankte sich und ging mit langen Schritten den Flur hinunter. Hinter dem zweiten, nur halb zugezogenen Vorhang hörte sie männliche Stimmen.
    Nachdem sie die Kabine betreten hatte, sah sie Jackson auf einer Untersuchungsliege liegen. Der Arzt war soeben dabei, den frischen, strahlend weißen Verband, der in einem scharfen Kontrast zu Jacksons sonnengebräunter Haut  stand,  mit  Heftpflaster  zu  befestigen. 
    Jacksons  zerrissenes  blutdurchtränktes Hemd war nirgends zu entdecken.
    Bei ihrem Eintritt hob der Arzt den Kopf und lächelte sie freundlich an.
    „Hallo. Sind Sie Rebecca?“
    „Ja. Wie geht es ihm?“
    „Wir haben die Wunde mit dreißig Stichen genäht. Sein Bewegungsradius wird für ein paar Tage eingeschränkt sein, aber in einer Woche ist er wieder fit.“ Der Arzt hatte den Verband befestigt und streifte Jackson jetzt eine Schlinge über den Kopf, in der er den Arm ruhig stellte. Dann trat er ans Waschbecken, um sich die Hände zu waschen. „Ich möchte ihn heute Nacht noch hier behalten“,

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