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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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Wecker klingelte.
    «Ich fahre am Freitag nach Polen», sagte Marek mit derselben leisen Honigstimme. «Am vierzehnten.»
    «Was? Nein!» Orla setzte sich auf. «Oh, Hoppelhase, wie lange denn?»
    Marek lachte angesichts ihrer Bestürzung. Er freute sich über diesen Beweis für ihre Zuneigung. Seine Brauen zogen sich in liebevoller Besorgnis zusammen.
    «Nicht lange, Süße. Es ist etwas Geschäftliches, eine Familienangelegenheit. Meine Stiefmutter probt gern den Aufstand. Ich muss hin.»
    «Natürlich.» Orla ordnete mit Mühe ihre Züge neu. Doch Panik pochte in ihrer Brust und färbte ihre nächste Frage. «Wie lange wirst du weg sein?»
    «Zwei Tage. Höchstens drei.»
    «Drei. Das ist eigentlich nicht lang, oder?»
    «Das sind zweiundsiebzig Stunden. Ich bin geschmeichelt. Du wirst mich vermissen, nicht wahr,
moje złotko
?» Er hielt sie fest an sich gedrückt, seine harte Brust gegen ihre weichere, und Orla spürte, wie perfekt sich ihre Unterschiede ergänzten. Als er sie losließ, senkte sie den Kopf, aber er senkte seinen auch, um ihren Gesichtsausdruck zu erhaschen. «Tränen? Nein! Orla, stimmt etwas nicht?»
    «Etwas
stimmt
», wimmerte Orla. Sie war froh, das zu fühlen, froh, sich einen Weg durch die Trümmerteile zwischen ihr und Marek gebahnt zu haben.
    «Ich hätte dich fragen sollen, ob du mitkommen willst.» Marek zog sie auf seinen Schoß. Er küsste sie, lachte und sagte: «Aber ich hatte Angst davor, ich dachte, du würdest das Gesicht verziehen.»
    «Ich?», fragte Orla in gespielter Entrüstung. Wie war es möglich, dass sie über einen solchen Mann solche Macht besaß und einen Idioten wie Sim nicht glücklich gemacht hatte?
    «Und?» Marek zuckte mit den Schultern. «Warum nicht? Komm mit. Lerne meine Familie kennen. Schau dir Skwierzyna an.»
    «Aber …»
    «Du und deine ewigen Aber!», brauste Marek auf, plötzlich laut und entnervt.
    «Aber das College, Marek! Ich muss im Klassenzimmer stehen, wenn sie alle hereinschlurfen.»
    Sie dachte an Sims verächtliches:
Du bist nur eine Grundschullehrerin!
, als sie ihren Job als Grund dafür ins Feld geführt hatte, dass sie nicht nach London kommen konnte.
    «Dann flieg mir hinterher und komm Samstag und Sonntag.»
    «Ich weiß nicht …» Orla wusste. Ein Wochenende ohne ihn würde ihr Zeit geben für die andere überlebensgroße Figur in ihrem Leben. Wie sie es sich mittlerweile angewöhnt hatte, drängte sie den Gedanken zur Seite. «Es ist ein bisschen … schnell.»
    «Wenn du meinst.» Marek schob Orla von seinem Schoß. «Film zu Ende.» Er deutete auf den Bildschirm und stand auf. «Ich muss ein paar Anrufe machen.»
    Hätte es in dem Gebäude ein Schneckenhaus gegeben, dann hätte sich Marek sicher dorthin zurückgezogen, aber er musste mit seinem Arbeitszimmer vorliebnehmen. Orla hörte, wie sich die Tür mit einem Klicken hinter ihm schloss, zielte mit der Fernbedienung auf den Bildschirm und zappte vom Shopping-Sender zu Fußball zu einer Sitcom.
    Es wäre leicht, mit ihm zu fahren. Einfach fliegen und – verrückte Vorstellung – es
genießen
. Aber die andere Orla, dieser egoistische, gierige Zwilling mit seiner Vorliebe für Voyeurismus und Selbstgeißelung, konnte eine solche Gelegenheit nicht vorbeiziehen lassen. Vielleicht würde ihr alles in die Hände spielen. Vielleicht würde das Internet ihr diesmal sechs Richtige ausspucken und nicht nur die nächste Möglichkeit präsentieren, Anthea zu konfrontieren, sondern Orla auch den Mut einflößen, es durchzuziehen.
    Orla könnte das Tagebuch lesen, solange Marek fort war. Sie könnte ein frischer, gereinigter, neuer Mensch sein, wenn er wiederkäme.
    Eine alte «Kunst und Krempel»-Folge zog vorbei. Der nächste Kanal bot eine Dokumentation über New York. Von Sekretären mit Intarsien zu Wolkenkratzern zu, zack!, Anthea Blake mit einem herzförmigen Schönheitsfleck im Gesicht und meterhohem weißem Haar. Orla war in eine Wiederholung der «Kurtisane» geraten.
    Mit gelähmten Fingern saß Orla einer Anthea mit gepudertem Gesicht gegenüber, die ihre listigen Augen halb hinter einem Fächer verbarg. Anthea klappte den Fächer schwungvoll zu, und Orla zuckte zusammen.
    «Madame, lassen Sie sich auf kein Kräftemessen mit mir ein.» Anthea bewegte sich mit blutroten Lippen auf die Kamera zu. «Ich verspeise Emporkömmlinge wie Sie zum Frühstück.»
    «Ist das nicht …» Marek stand hinter ihr.
    «Ja, das ist sie.» Orla drückte blind irgendwelche Knöpfe, verzerrte

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