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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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lassen, «immer nur dann, wenn jemand dich bittet, mit nach draußen zu kommen. Deswegen gehst du mit mir nicht einkaufen und hast den armen George abblitzen lassen. Also habe ich Agoraphobie gegoogelt, und du bist ein typischer Fall, Maude.»
    Orla hielt Maudes hartem Blick stand. Die alte Dame schien nur darauf zu warten, dass sie den Blick abwandte. Schließlich war es Maude selbst, die den Kontakt abbrach, aufstand, grundlos ihr Kleid abklopfte und sich auf die Tür zubewegte.
    «Dir ist wohl nicht klar, dass es Dinge gibt, die dich etwas angehen, und andere, die dich nichts angehen, nicht wahr, Orla?»
    Orla klammerte sich an ihren Stuhl und sagte: «Maude, wir kennen einander zu gut, um das einfach vom Tisch zu wischen. Du gehst mich etwas an, seit ich einen Fuß über deine Türschwelle gesetzt habe. Ich habe Grenzen gezogen, und du hast sie hoheitsvoll überschritten. Du hast deine zugegebenermaßen elegante Nase in jede einzige meiner Angelegenheiten gesteckt, und ich habe dich dabei nicht ‹bitte› sagen hören. Jetzt bin ich dran. Setz dich, Maude.»
    Als Maude sie anfunkelte, verlor ihr Gesicht jegliche Freundlichkeit. «Kommandier mich nicht herum. Arthur war der Letzte, der das getan hat, und ich gebe niemandem mehr das Recht dazu.» Sie schritt zur Tür und riss sie auf.
    In der Hoffnung, Maude aufzuhalten, redete Orla einfach weiter. «Ich habe jedes Recht dazu, weil ich dich liebe, Maude, und weil ich dir viel verdanke und dir das vergelten möchte. Und jetzt komm», sagte sie ruhiger, denn Maudes Hand war glücklicherweise auf der Türklinke liegen geblieben, «vielleicht erleichtert es dich ja, darüber zu reden. Ich weiß nämlich Bescheid, ob es dir gefällt oder nicht.»
    «Du bist nicht die Erste, die mich durchschaut.» Maude klang leise und reumütig. Langsam schloss sie die Tür wieder und drehte sich zu Orla um. Nun sah ihr Gesicht wieder wie ihr eigenes aus. «Sim hat eine Intervention versucht, so hat er es genannt.»
    «Sim hat es erraten?» Sim, der immer nur sich selbst im Kopf hatte?
    «Ja.» Maude setzte sich und sah aus wie eine Frau, die sich nicht mehr vom Fleck zu rühren gedachte. «Ihn konnte ich allerdings recht schnell abwimmeln. Er hatte nicht deinen Biss.»
    «Um Sim geht es ja jetzt nicht. Es geht um dich.» Orlas Mund war trocken. Sie fühlte sich nicht qualifiziert, um ein solches Problem anzugehen. Aber es hing eine unausgesprochene Abmachung in der Luft, die besagte, dass sich Maude nur Orla gegenüber öffnen würde. «Maude, du hast Angst, nach draußen zu gehen, oder?»
    Maude schwieg. Sie krümmte ihre Finger ab dem mittleren Knöchel wie ein Krebs.
    «Es ist eine anerkannte Erkrankung. Du kannst dir Hilfe holen. Ich begleite dich auf jedem Schritt. Du bist nicht allein. Du hast mich, und es gibt viele Mittel und Wege.»
    Noch immer kein Wort von Maude.
    «Wir können es so langsam angehen, wie du willst, solange wir es nur versuchen. Diese vier Wände sind nicht groß genug für einen Menschen wie dich. Stell dir nur vor, Maude, wie es sein könnte, wenn du einfach vor die Tür …» Orla stockte, als sich Maudes Hände zu Fäusten ballten. «Ich zwinge dich zu nichts. Aber es wird Zeit, dass du wieder mit dem Menschengeschlecht in Berührung kommst, das du so gernhast.»
    Weiter Stille. Orla ließ sich davon ermutigen, dass sich Maudes Finger wieder entspannten. «Komm schon, Maudie. Lass mich hier nicht die ganze Arbeit allein machen!»
    Eine Träne fiel auf den blankgescheuerten Holztisch, gefolgt von einer weiteren. Maude senkte ihren Kopf noch tiefer.
    «Oh Maude, nein», flüsterte Orla und lehnte ihre Stirn an Maudes. «Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen. Ich will dir nur helfen. Bitte, Maude.» Dieser Jammerton nutzte bestimmt nichts. Sie setzte sich wieder auf. «Wein ein bisschen. Du hast mir oft genug gesagt, das hilft. Aber dann, Maude, musst du mit mir sprechen.»
    Der seidenweiche, weiße Kopf blieb hartnäckig gesenkt. Orlas Hand kroch über den Tisch. Sie fürchtete, dass sie zur Seite gewischt werden könnte, doch als sich ihre Finger über Maudes schoben, spürte sie eine zustimmende Reaktion. «Wir bleiben hier einfach ein Weilchen sitzen», sagte sie.
    Schließlich sprach Maude mit unendlich leiser Stimme, die nichts von ihrer üblichen Kraft enthielt.
    «Wie bitte?» Orla kniff die Augen zusammen und bemühte sich, zu verstehen, was Maude sagte.
    «Ich schäme mich zu sehr, um darüber zu sprechen.» Die schmerzhaften Worte fielen ihr

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