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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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wie es aussieht, mein Schatz. Mir ist klar, dass ich diese Wunderheilung nicht für bare Münze nehmen darf. Denk daran, ich bin für dich da.»
    Erschrocken über Maudes Scharfsichtigkeit, verkrampfte sich Orla. Sie stand auf und sah zu, wie Maude summend davonschwebte und unter ihrem weiten Rock die Hüften schwang.
    Maude würde sie retten. Maude würde den einen markigen Satz sagen, der Orla von ihren peinlichen Internet-Streifzügen und den Kämpfen mit ihrem Selbstwertgefühl in Primrose Hill abhalten würde. Maudes liebevolle, kluge Einsicht würde Orlas Dummheit aufspießen, sodass sie ihr nie wieder verfallen könnte. Maude würde Orla vor sich selbst bewahren.
    «Maude, hör mal», setzte sie an.
    «Kundschaft!», trillerte Maude und blickte über Orlas Schulter hinweg. «Guten Morgen, George!», sagte sie aufgeweckt.
    «Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?» George drehte eine Tweed-Mütze in den Händen, die, wie Orla bemerkte, so knorrig waren wie Baumwurzeln.
    «Natürlich. Gibt es Schwierigkeiten?» Maude ging mit zusammengezogenen Brauen einen Schritt auf ihn zu.
    Es war schwer, George etwas übelzunehmen. Er war alt und liebenswürdig und verrückt nach Maude. Sein Timing allerdings ließ zu wünschen übrig. Orla spürte, wie sie sich wieder verschloss.
    «Mitnichten.» George sprach leise – eine angenehme Stimme, vornehm und gerade brüchig genug, um einen daran zu erinnern, dass er unter seinen sorgfältig gebügelten Kleidern ein Mann war. «Maude, ich habe mir geschworen, dass heute der Tag sein würde, an dem ich Ihnen endlich etwas sage.»
    «Ja?» Maude klang aufmunternd, aber Orla vernahm in ihrem Tonfall etwas, das darauf hindeutete, dass sie sich auf eine überstürzte Flucht vorbereitete.
    «Ich komme so gern in dieses Geschäft. Sie können sehr stolz darauf sein.»
    Los, George!
Orla biss sich auf die Lippen und beschwor George innerlich, weiterzusprechen.
    «Das bin ich. Vielen Dank.»
    «Aber eigentlich komme ich hierher, um Sie zu sehen.»
    George schluckte hörbar.
    «Wirklich?» Maude achtete sorgsam darauf, abwartend zu bleiben und keine Regung zu zeigen.
    «Ja. Wie Ihnen sicherlich bewusst ist. Ich würde Sie gern besser kennenlernen, schmeichle mir selbst aber nicht mit der Hoffnung, es könnte Ihnen ebenso gehen.»
    Jetzt bitte nicht die Kühle spielen, Maudie!
Orla knusperte mit gesenktem Kopf
sehr leise
ihren Toast.
    «Sie dürfen sich damit schmeicheln, George», sagte Maude fest, und Orla sah das schalkhafte Glitzern in ihren Augen vor sich.
    «Das sind gute Neuigkeiten!» George vergaß leise zu sprechen, und so musste Orla sich nicht anstrengen, um zu hören, wie er feierlich sagte: «In diesem Fall, Maude, erweisen Sie mir die Ehre, mit mir zu Abend zu essen. Heute», fügte er hinzu, um Maudes Eingeständnis sofort Taten folgen zu lassen.
    «Kann ich nicht für Sie kochen?»
    Orla hielt die Luft an. George kannte Maude noch nicht so gut und begriff womöglich nicht, dass ihre Frage rhetorischer Natur war.
    «Das kommt nicht in Frage. Werfen Sie sich einfach in Schale und erlauben Sie mir, Sie auszuführen.»
    «Ich bin eine sehr gute Köchin.»
    George, lies zwischen den Zeilen.
    «Daran habe ich keinen Zweifel, Maude. Aber ich möchte …»
    «Sie möchten mich herumkommandieren.»
    Rums. Hier war der plötzliche Stimmungsumschwung, vor dem sich Orla und Bogna und sogar Sheraz latent fürchteten. George hatte Maude den einzigen Missklang in ihrem schimmernden Repertoire an Tönen entlockt.
    «Nein, nein, nein.» George klang so verdutzt wie Orla, als sie zum ersten Mal eine solche Kehrtwende von Maude erlebt hatte. «Keineswegs. Aber wäre ein schönes Restaurant
Ihrer Wahl
nicht ein angenehmer Ort, um den Abend zu verbringen?»
    «Nein. Das finde ich nicht.»
    Maudes eisiger Bescheid fand keine Erwiderung, und Orla riskierte einen flüchtigen Blick auf das Paar. George stand da wie zur Salzsäule erstarrt.
    «Sollte ich vielleicht …» Er deutete mit seiner Mütze zur Tür.
    «Vielleicht sollten Sie», stimmte Maude zu. Nachdem das hohle Lachen der Türglocke verklungen war, wandte sie sich zum hinteren Teil des Geschäfts und sagte über die Schulter: «Ich möchte nie wieder auch nur ein einziges Wort hierüber hören.»
    Maude schob heftig den Perlenvorhang zur Seite und verbrachte den Rest des Morgens im Hinterzimmer. Und Orla ging nach oben zu ihrem iPad und ihrem Laptop.
     
    «Ist es dein Traum, Lehrerin zu sein?» Vielleicht lag es daran, dass Englisch

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