Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
Vom Netzwerk:
ja ohnehin schon machst, und du nimmst Medikamente. Und dann versuchst du es mit einem ganz kurzen Ausflug.»
    Maude sank gegen die Arbeitsfläche und hielt eine Pfanne wie einen Schutzschild vor sich.
    «Nur ein Spaziergang, ein paar hundert Meter. Ich bin die ganze Zeit bei dir, und du hast das Sagen, also gehen wir nur, so weit du kannst, ohne Druck …»
    «Du übst ja jetzt schon Druck aus!» Maude pfefferte die Pfanne in einen Schrank.
    «Setz dich. Hierhin. Komm.» Orla führte die erstaunlich fügsame Maude zu einem Küchenstuhl. «Entschuldige. Dein Tempo. Nachricht angekommen.»
    «Gut. Ich kann das nämlich am besten einschätzen.»
    Darüber ließe sich diskutieren, aber Orla sagte lieber nichts dazu. «
Versuchst
du es mit den Tabletten? Wenigstens ein paar Tage lang?»
    Maude zögerte, setzte mehrmals zu sprechen an. «Also gut», sagte sie schließlich halb genervt, halb liebevoll. «Bring mir ein Glas Wasser, und ich nehme die erste jetzt gleich.» Als sie sich die Tablette in den Mund steckte, fragte sie: «Bleibst du hier stehen, um sicherzugehen, dass ich sie nicht in einen Blumentopf spucke?»
    «Ich bleibe hier stehen», sagte Orla und setzte heißes Wasser auf, «weil ich dich sehr gernhabe und weil ich dich dieses Wochenende kaum gesehen habe und weil Mareks Flieger erst um halb elf landet. Ich werde ihn damit überraschen, dass ich in seinem Bett auf ihn warte.» Das würde Maude entzücken und sie von der Tablette ablenken.
    «Wie romantisch.» Maude strahlte, als wäre sie es, die an diesem Abend noch eine leidenschaftliche Wiedervereinigung vor sich hatte. «Wirst du das Bett mit Rosenblättern bestreuen?»
    «Gibt es wirklich Leute, die das machen?» Orla fragte sich, wie sie kurzfristig an so viele Rosen kommen sollte, und entschied sich dagegen. Die Rosenblätter würden ihr nur am Hintern kleben bleiben.
    «Arthur.» Maude lächelte. «Wir waren die einzigen Menschen, die wir kannten, die nackt schliefen.»
    «Ach du lieber Himmel, Maude Roxby-Littleton!» Orla lachte. «Woher weißt du das? Vielleicht haben alle nackidei geschlafen und es bloß keinen wissen lassen?»
    «Stimmt. Wollen wir eine Flasche Wein aufmachen?»
    «Du hast soeben eine Tablette geschluckt.»
    «Eben deshalb. Ich muss den Geschmack aus dem Mund bekommen.»
    Es war ein idealer Tag, dachte Orla. Ein bisschen Juno, ein bisschen Maude und später ein großes Stück Marek. Sie kämpfte mit dem Flaschenkorken und ignorierte eine Erfahrung, die sie schon öfter gemacht hatte: Wein in Verbindung mit einer schlaflosen Nacht mit ihrem neuen Liebhaber bedeutete, dass sie morgen vor der Klasse gähnen würde wie ein Löwe.
    Sie hatten sich diesen Wein verdient. Maude, um eine Lieblingswendung der Klatschpresse zu benutzen, blickte ihren Dämonen ins Auge, und Orla hatte ihren kalten Entzug überstanden und damit etwas Entscheidendes unter Beweis gestellt. Nachdem Juno sie am Freitagabend vor einem schrecklichen Rückfall bewahrt hatte, war es Orla gelungen, ein Anthea-freies Wochenende zu verbringen. Kein Googeln, keine Tränen über das Tagebuch.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Orla das Gefühl, ihre Besessenheit bekämpfen zu können.
    «Deine Freundin Juno ist so voller Leben.» Ergeben nahm Maude das kleine Glas entgegen, das Orla für sie ausgesucht hatte. «Aber sie ist auf dem besten Weg in die Katastrophe.»
    «Hör bloß auf.» Orla zog eine Grimasse und ging zu dem Gaubenfenster hinüber, das einen schönen Blick auf das regennasse Hausdach freigab.
    «Und sie zieht so viele mit sich. Hört sie nicht auf dich?»
    «Ich hab mich bemüht.»
    Orla hatte sich nicht getraut, allzu deutlich zu werden. Junos Furcht vor ihrer Kritik hatte sie beunruhigt. Hatte sich Sim auch immer kritisiert gefühlt, wenn sie zusammen waren? Sie wusste aus ihrer Erfahrung als Babysitterin diverser Nichten und Neffen, dass ein Kind, dem man ständig etwas verbot, über kurz oder lang genau das Verbotene tat. Vielleicht hatten ihre haushohen Erwartungen Sim gerade dazu gebracht, sie am Ende so spektakulär zu enttäuschen.
    «Sie ist bis über beide Ohren verliebt. Ich kann nicht glauben, dass es die große Liebe ist, nicht mit einem so substanzlosen Typen wie Rob.»
    «Die Geschmäcker sind verschieden.» Maudes Glas war leer, und sie sah es an, als hätte es sie persönlich im Stich gelassen. «Liebe kann zerstörerisch sein. Sie ergibt keinen Sinn, also kommt sie einem umso wertvoller vor. Hab ein Auge auf deine Juno. Sie ist

Weitere Kostenlose Bücher