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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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angerufen. Ich war in ausgelassener Stimmung, aber sie wollte, dass ich meine Armlänge messe. Das kann nur eins bedeuten – Ma Cassidy strickt an dem gefürchteten Weihnachtspulli. Da draußen gibt es ein Leben, das meins sein könnte, wenn ich nur mit dem Finger schnippen würde. Ein Leben, in dem die Weihnachtspullis von Christian Lacroix kommen. Ich kann nur nicht mit meinen verdammten Fingern schnippen. Jedenfalls noch nicht.
    «Wie konnte sich das nur so hinterrücks anpirschen? Es ist schon nächsten Dienstag! Wie soll ich das überstehen?»
    «Weihnachten hat sich nicht angepirscht, Ju. Es ist wunderbar vorhersehbar, denn es findet jedes Jahr am gleichen Tag statt. Nimm den Kopf aus den Händen, junge Dame. Mein Bildschirm sieht aus, als würde ich auf Sky News eine Geiselnahme im Mittleren Osten verfolgen. Du hast noch ein paar Tage Zeit, um dich aus Fionnualas Weihnachtseinladung herauszuwinden. Denk dir eine Ausrede aus.»
    «Aber es ist meine einzige Möglichkeit, Weihnachten oder wenigstens einen Teil davon mit Rob zu verbringen.»
    «Ist das so wichtig?»
    «Ja, stell dir vor. Ich würde Weihnachten gern mit dem Mann verbringen, den ich liebe. Das ist kein so außergewöhnliches Anliegen.»
    «Und Rob hat Lust darauf, zusammen mit seiner Ex-Frau, seiner Tochter, seiner Geliebten, die die Schwester seiner Ex ist, dem Ehemann und dem Sohn der Geliebten um einen Truthahn herumzusitzen?»
    «Lieber Gott, mein Leben ist eine grottenschlechte Seifenoper. Rob geht sehr entspannt damit um. Er geht mit den meisten Dingen sehr entspannt um. Das ist einer der Gründe, warum ich so gern mit ihm zusammen bin. Er beruhigt mich.»
    «Vielleicht genießt er es.»
    «Nee, Quatsch, das wäre ja schräg. Er ist nur sehr Herr der Lage, ganz gelassen.»
    «Tu an dem Tag so, als hättest du Kopfschmerzen. Das macht Deirdre immer, wenn sie sich einer Sache entziehen will.»
    «Aber dann verpasse ich Rob.»
    «Wir drehen uns im Kreis.»
    «Monsieur guckt mich so schief an. Er weiß, dass irgendwas nicht stimmt. Er riecht die erfüllte Sexualität, die ich ausstrahle.»
    «Sei vorsichtig, Ju. Du darfst nichts überstürzen. Denk an Jack.»
    «Das Beste für Jack ist eine glückliche Mummy!»
    «Weißt du, was es geben müsste? Einen Trunk, der die Gefühle der Menschen in dem Moment einfriert, in dem sie sich verlieben.»
    «Ich würde mich weigern, ihn zu trinken.»
     
    Das Zimmer wurde sehr still, nachdem sich Juno verabschiedet hatte. Unvermeidlicherweise war Jacks feuchte kleine Hand an der Schnittstelle zum weißen Sofa aufgetaucht und hatte sie mit sich gezogen. Als Orla ihre L-förmige kleine Wohnung zum ersten Mal betreten hatte, war sie entsetzt gewesen über den aufdringlichen Lärm, der pausenlos durch jedes Fenster hereindrang. Inzwischen nahmen ihre Ohren diese städtische Arie gar nicht mehr wahr. Jetzt war ihr die Wohnung zu still.
    Still ist manchmal ein Euphemismus für einsam. Das traf hier zu, denn Orlas Freunde waren alle anderweitig beschäftigt. Juno war in einem anderen Land. Maude döste oben. Und Marek machte Überstunden, er half den «Jungs», vor Weihnachten eine Deadline einzuhalten.
    Sie stellte ihn sich mit einem harten Helm vor, schwitzend. Sie wusste, er war bestimmt genauso gut darin, Wände einzureißen wie Verträge zu verhandeln. Orlas Finger juckten. Am liebsten hätte sie selbst eine Wand eingerissen. Körperliche Plackerei würde sie vielleicht ablenken.
    Möglicherweise, dachte sie, liegt es nur an Weihnachten. Das Fest der Liebe ist schließlich gleichzeitig die Zeit der Einsamkeit. Für eine Person, die im Grunde gern allein war und sich als eines von fünf Geschwistern oft danach gesehnt hatte, unternahm Orla nun, was sie konnte, um sich selbst auszuweichen. Sie nahm Zeitschriften zur Hand und legte sie wieder weg, belegte sich planlos ein Sandwich und ließ es liegen, putzte das Bad, das bereits vor Sauberkeit glänzte.
    Fernsehen half auch nicht. Tausende von Sendern und nichts, was sich anzusehen lohnte. Orlas iPad lag in Begleitung ihres Laptops in seinem Schrankgefängnis im weit entfernten Flur, dem Sibirien ihrer Wohnung.
    Wenn sie nur bis Weihnachten vorspulen könnte. Dann hätte sie Boden unter den Füßen, wäre abgelenkt, umgeben von Menschen,
ihren
Menschen, und hätte viel zu tun. Ein weiterer Jahrestag wäre abgehakt und überstanden – ihr erstes Weihnachten seit Sims Tod.
    Dabei war ihr letztes gemeinsames Weihnachten nicht gerade freudvoll gewesen. Wenn sie

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