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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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wasche gerade meine Unterwäsche aus. Du machst mehr Freude.»
    Mehr Freude, als Unterhosen auszuwaschen.
«Das könnt ihr auf meinen Grabstein schreiben.»
    «Was macht der Urlaub? Kommst du ein bisschen rum?»
    «Könnte man so sagen. Hör mal, Ma, ich habe mir Gedanken über die Zukunft gemacht.»
    «Und?»
    «Sie liegt hier. Ich bleibe hier.»
    «Oh. Na gut. Das habe ich erwartet. Hat es mit Marek zu tun?»
    «Nein. Na ja, ich hatte darauf gehofft. Ist eine lange Geschichte. Ich erzähl’s dir im Februar. Ich habe schon Flüge gebucht. Du musst mich vom Siebzehnten bis Neunzehnten bei dir aufnehmen, ob du willst oder nicht.»
    «Machst du Witze? Das ist großartig, Orla. Ich muss die Bettdecke lüften. Und ich kaufe ein paar Packungen Vienetta-Eis. Du kannst mir helfen, eine Strickjacke zu kaufen. Wir werden einen Riesenspaß haben! Kann ich zu den Flugtickets was beisteuern?»
    «Ganz sicher nicht. Da ist noch was, das ich dir sagen muss, Ma.»
    «Schieß los. Habe meinen Schutzhelm auf.»
    «Deine Silvesterpartys sind die besten auf der Welt. Nächstes Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei.»
     
    Weil Weihnachten auf einen Dienstag gefallen war, machte das College zweieinhalb Wochen Pause – zu lang für eine enttäuschte, reumütige, liebeskranke Irin. Ein Auge auf Maude zu haben war eine willkommene Ablenkung, aber Maude fing sich trotz ihres Alters schnell wieder. Sie war schon wieder ganz sie selbst, scharfsinnig und genervt von Orlas Kümmerei.
    «Back doch einen Kuchen, Liebes», schlug sie kurz angebunden vor, als sie Orla schon wieder auf dem Sofa im Laden entdeckte.
    «Willst du nicht ein bisschen visualisieren?» Orla setzte das ermutigende Gesicht auf, das sie benutzte, wenn sie zweite Klassen dazu bewegen wollte, dass sie ihr Kohlgemüse aufaßen. «Hm? Vielleicht stellst du dir vor, wie du zur Reinigung gehst?»
    «Ich würde lieber visualisieren, dass du mir nicht mehr dauernd ins Gehege kommst.»
    Es endete mit einem Kochbuch voller Fettflecken, einer rostigen Waage und einer verbeulten Kuchenform. Orla schlug Butter und Zucker cremig und fragte sich, ob das angepeilte Ergebnis, ein Victoria Sponge Cake, so köstlich werden würde wie eine von Antheas «berühmten Torten». Lustig, wie dieser Gedanke in einer entsprechenden Stimmung sie noch vor kurzem beschäftigt hätte.
    Der siebte Januar schien eine halbe Ewigkeit entfernt. Sie fragte sich, ob ihre Studenten wohl wussten, dass der Unterricht keine Einbahnstraße war. Sie brachte ihnen englische Grammatik und idiomatische Ausdrücke bei, sie erdeten Orla im Gegenzug und gaben ihr eine Aufgabe.
    Orla erlaubte nun vielen kleinen Wahrheiten, ans Licht zu kommen, und eine davon war ihr Stolz auf ihren Beruf. Unterrichten war für sie nie einfach nur ein Job gewesen. Sie hatte Miss Cassidy werden wollen, seit sie ihre Teddys und Barbies aufgereiht und vor ihnen ein Klassenbuch aufgeschlagen hatte.
    Erwachsene zu unterrichten hatte ihren Horizont erweitert, als sie eine neue Erfahrung brauchte, mit der sie ihren Schmerz betäuben konnte. Aber jetzt, wo der Aufruhr sich legte, verspürte Orla wieder den Drang, an einer Grundschule zu unterrichten, genau, wie Marek es prophezeit hatte.
    Er hatte sich auf seinen Instinkt verlassen. Er hatte ihr wirklich zugehört, sie
gekannt
.
    Mit einem reumütigen Stöhnen beugte sich Orla zu der Glastür des Ofens hinunter.
Nun geh schon auf, du Sturkopf!
    Eines war sicher: Nie wieder würde Orla jemandem erlauben, über sie zu sagen, sie sei «bloß Lehrerin».
     
    Der Schlussverkauf lockte Orla in die Oxford Street. Sie kaufte einen Gürtel und eine Art Poncho, den sie schon bereute, bevor sie den Laden verlassen hatte, und das denkbar hübscheste Kleid aller Zeiten. Es war ein raffiniert drapiertes, fuchsiafarbenes Modell, das Marek dazu gereizt hätte, es ihr vom Leib zu reißen.
    Gedanken dieser Art waren völlig nutzlos, kamen ihr aber beharrlich in den Sinn. Sie blickte sich in dem Café um, in dem sie nach dem Shopping einen kleinen Imbiss zu sich nahm, und schätzte es als einen Ort ein, den auch Marek und sie zusammen ausgesucht hätten. Sie verglich den kleinen Keks auf ihrer Kaffeetasse mit den
rogaliki
, die sie bei ihrer ersten Verabredung gegessen hatten.
    Marek hatte Sim in Orlas Tagträumen ersetzt. Doch es gab zwischen den beiden Männern neben dem verschiedenen Temperament einen entscheidenden Unterschied, wie Juno betont hatte: «Marek lebt!»
    Juno war überzeugt davon, dass der Bruch

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