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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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Postleitzahlenbezirk stattgefunden hat». Hastig und hungrig hatte Orla an seinem Hemd gezerrt, und er hatte ihr das Lurex-Top über den Kopf gezogen. Sie hatte ihn aus seinen Jeans geschält, und er hatte sie aus ihrem kleinen Cordrock gehoben. Die ganze Zeit über lösten sie nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde die Lippen voneinander, als gäbe es eine schwere Geldstrafe für Menschen, die dabei erwischt wurden, sich nicht zu küssen.
    Es war gut. Es war schmutzig. Es war heilsam. Sie seufzten gesättigt und verschlangen sich ineinander wie Kätzchen. Bevor sie in einen benommenen Schlaf fiel, hatte Orla, an Sims Brust geschmiegt, gemurmelt: «Da passiert gerade etwas Großes, oder?» Es klang verblüfft.
    Benommen hatte Sim genickt. «Ich habe beinahe das Gefühl, dass mein Schicksal besiegelt ist.»

Kapitel sieben
    S etzt euch bitte alle. Du auch, Fabio. Besonders du, Fabio.»
    Die Klasse lachte. Nach zwei Wochen Summer School hatten sich Cliquen zusammengetan, und die einzelnen Persönlichkeiten kamen zum Vorschein. Orla war stolz auf ihren Fortschritt, und sie hatte bereits ihre Lieblinge – die stilleren unter den Schülern: einen schlaksigen chinesischen Jungen und ein russisches Mädchen mit blauen Augen.
    «Wer hat Lust auf ein kleines Rollenspiel? Okay. Fabio, da du ja heute so gesprächig bist, bringst du mal eine Hose zurück in den Laden. Sie passt dir nicht. Ning, du bist der Verkäufer.»
    Ning sah verwirrt aus.
    «Der Angestellte im Laden. Der Mann, der dort arbeitet.»
    «Ah!» Ning grinste.
    «Ich bringe diese Hose zurück», sagte Fabio. Der Blick aus seinen zusammengekniffenen Augen glitt zur Lehrerin hinüber. «Sie ist zu klein für den Hintern meiner Freundin.»
    Die Klasse lachte erneut. Offenbar hatte das Gruppengehirn entschieden, dass draußen viel zu schönes Wetter für Unterricht war.
    «Konzentriert euch, Leute!» Orla erhaschte zufällig einen Blick auf ihr Spiegelbild auf dem glänzenden Bücherschrank. Die Kummerdiät hatte sie erschreckend schnell schrumpfen lassen, aber jetzt sah sie, dass sie ihren Hintern wieder hatte, und das machte sie froh.
    «Ning! Denk daran, bitte und danke zu sagen!»
    Nicht zu essen war etwas gewesen, was sie an Sim gebunden hatte, der schließlich auch nie wieder essen würde. Es war etwas, was sie für ihn tun konnte. Orla wusste genau, dass die Logik dieses Gedankengangs hinkte, aber dennoch fühlte sie Gewissensbisse, dass sie wieder essen konnte.
     
    «Krank, ich weiß.»
    «Überhaupt nicht, Schätzchen.» Maude räumte den Laden auf. «Eine merkwürdige Idee, ja, aber verständlich. Ich bin einfach erleichtert, dass du wieder isst. All das Essen, das ich wegwerfen musste, als du hier angekommen bist – das tat mir in der Seele weh.»
    Am langen Mittwoch half Orla jetzt immer bei Maude aus. Maude erwartete an diesem Tag jede Woche aufs Neue einen großen Andrang, der jedoch nie kam, und der heutige Tag war da keine Ausnahme.
    Orla raffte ein paar irische Dramatiker zusammen, um sie im Schaufenster auszulegen. «Ich bin eines von deinen aus dem Nest gefallenen Küken, oder?»
    «Ich weiß nicht, wovon du sprichst.» Maude rückte flott die Stehlampe zurecht. Die Atmosphäre war wichtig in ihrem Laden. Maude wollte, dass man sich fühlte wie in einem gemütlichen Wohnzimmer. Die Kunden sollten sich mit Will Self oder Jackie Collins gemütlich auf das Sofa setzen und schmökern.
    «Du sammelst doch Leute wie mich. Ich habe mitbekommen, wie du Sheraz’ hoffnungslosen Sohn aufmunterst, wenn er die Lebensmittel ausliefert. Und das Mädchen mit den krausen Haaren lässt du diese wunderbaren impressionistischen Kunstbände in Raten zahlen, obwohl sie es nie schaffen wird, sie abzubezahlen.»
    «Sie ist Kunststudentin. Sie hat ein schweres Leben, und ihre Haare sind gelockt, nicht kraus.»
    Maude betrachtete die Lampe. «Irgendwas stimmt hier noch nicht», murmelte sie und schob sie über die weißen Dielen.
    «Warte, lass mich mal.» Orla nahm die Lampe. Jeder half Maude gern, trotz ihrer offensichtlichen Zähigkeit. Sie war gerade mal eins fünfzig groß und hatte arthritische Finger, aber in den letzten Wochen hatte sie Orla geschickt in etwas zurückverwandelt, was man beinahe eine normale Frau nennen konnte.
    «Mach bloß nicht auch noch so ein Küken aus der Schülerin, die sich morgen bei dir um den Job bewirbt, Maudielein. Sie ist nämlich überhaupt nicht aus dem Nest gefallen.» Bogna hatte eine spitze Nase, geglättetes Haar und

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