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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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gehört.»
    «Ich bin durch den Laden gekommen», erklärte Marek. Er stand auf der Schwelle, unsicher, ob er eintreten sollte. «Maude hat gesagt, ich solle einfach hochkommen, aber wenn dir nicht nach Besuch ist …»
    «Nein. Ist mir nicht.» Orla zuckte die Achseln. Sie wusste, dass das ziemlich ruppig und unhöflich klang, aber sie konnte nichts dagegen tun. Er war so groß, und seine Kleidung war so dunkel. Marek war ein bedrohlicher männlicher Klotz in ihrem plüschigen Gemach.
    «Ich will, dass du heute Abend essen gehst», sagte Marek und fügte hinzu: «Mit mir.»
    «Wirklich?» Orla fragte sich ernsthaft, warum der arme Mann sich überhaupt die Mühe machte. Sie war langweilig. Sie hatte ein gebrochenes Herz. All ihre Manieren waren vollkommen verkümmert. Sah er denn nicht, dass sie zu nichts zu gebrauchen war?
    «Wirklich.» Wenn Marek belustigt war, erschienen zwei flache Grübchen auf seinen Wangen.
    «Na dann. Okay.» Orla kramte ihren letzten Rest Anstand hervor und warf ihm ein «Danke, das wäre nett» zu.
    Es würde sie immerhin durch den Abend bringen und sie von der schlimmen Stunde ablenken.
    «Gut.» Marek wandte sich zum Gehen.
    «Unter einer Bedingung», fügte Orla hastig hinzu.
    Er schaute sie fragend und geduldig an, wie ein pflichtbewusster Vater, der sein Kind vom Kindergarten abholt.
    «Das ist jetzt keine … romantische Verabredung, okay? Kein Date. Mit mir kann man kein Date haben, Marek. Ich weiß, was du gesagt hast, und das war sehr süß, und ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber ich bin einfach nicht das Wahre. Ich bin gar nicht mehr richtig da. Ich bin die Mühe nicht wert. Und das ist jetzt kein Komplimente-Haschen. Ich bin wirklich nicht die Mühe wert.»
    «Es ist ein Abendessen. Zwei Leute. Ein Tisch. Leckeres Essen. Dates sind das, was Bogna mit diesen pickeligen Ekelpaketen hat, die bei ihr Schlange stehen. Aber bei uns ist es nur ein Mann, der eine Frau zum Essen ausführt.» Er neigte den Kopf und sah sie prüfend an. «Ist das in Ordnung für dich?»
    «Absolut.»
    «Dann komme ich um acht zurück. Im Taxi.»
    «Du holst mich ab?»
    «Natürlich.» Marek schien überrascht von ihrer Überraschung zu sein. «Ist das zu früh?»
    «Nein, das ist perfekt.» Um neun Uhr abends, wenn das halbe Land die erste Folge von «Die Kurtisane» im Fernsehen schaute, würde Orla im Restaurant sitzen, essen – und sich mit Marek anschweigen.
     
    Aber sie schwiegen sich nicht an. Fast nichts an diesem Abend entwickelte sich so, wie Orla es erwartet hatte.
    Das Restaurant war gepflegt, ruhig, mit schwerem Besteck und makellos weißen Leinentischdecken. Ein echter Gegensatz zu dem polnischen Café und leider auch ein Kontrast zu Orlas gemütlichen Cordhosen.
    Marek dagegen war wieder in Schwarz gekleidet und passte perfekt zur gepflegten Atmosphäre. An diesem Abend wirkten seine dunklen Haare geradezu glamourös, die lange, schmale Nase erinnerte ein wenig an Nurejew. Orla bemerkte zum ersten Mal, wie voll seine Unterlippe war. Es sah fast aus, als ob er schmollte. Vielleicht bemerkte er, dass sie ihn anstarrte, denn er lächelte und wirkte dabei wie ein Elfjähriger.
    «Wein?»
    «Bitte.»
    Marek las die Weinkarte und überlegte. Er unterhielt sich kurz mit dem Sommelier, kostete dann den Wein und ließ die erste Flasche zurückgehen. Fest, freundlich und sehr selbstsicher.
    «Also», sagte er dann, als sie bestellt, das Wetter und ihre Arbeitswoche besprochen und Bognas Leistung in Maudes Buchladen diskutiert hatten. «Ich würde dir gern ein paar Dinge erzählen.»
    Orla warf einen heimlichen Blick auf ihre Armbanduhr. Noch zehn Minuten bis zur «Kurtisane». In Tobercree hatten sich jetzt alle Cassidys versammelt. Juno wollte die Folge aufnehmen. Lucy … Orla erschrak, als sie bemerkte, dass sie keine Ahnung hatte, was Lucy an diesem denkwürdigen Abend machte. Außer einer knappen Bestätigung, dass sie die Longines-Armbanduhr erhalten hatte, hatte Orla nichts mehr von ihr gehört. Obwohl sie sich nach jedem Gespräch mit den Quinns ganz klein mit Hut fühlte, hatte sie angerufen, eine Nachricht hinterlassen und außerdem eine Postkarte geschickt. Orla hatte das Gefühl, dass Sim es nicht gut gefunden hätte, wenn sie sich gar nicht mehr gekümmert hätte.
    «Also», begann Marek erneut, die Hände auf dem Tisch gefaltet. «Du solltest ein paar Dinge über mich wissen. Du solltest zum Beispiel wissen, dass ich zurechnungsfähig und flüssig bin.» Er hielt inne, damit

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