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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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mehr in seinem Büro gelernt, als er sich vorstellen konnte.
    Orla hatte jetzt den Beweis.
     
    «Orla? Hier ist Ma. Kannst du sprechen?»
    «Ma, das zwischen dir und Pa war echt, oder?»
    «Hä? Echt? Was meinst du mit
das zwischen Pa und mir

    «Ihr habt euch geliebt?»
    «Gott segne und erlöse uns, Orla, was ist das denn für eine Frage? Habe ich nicht mit diesem Mann gelebt und für ihn gekocht und seine Kleider gewaschen und seine schreckliche Pfeife fünfunddreißig Jahre lang ausgehalten?»
    «Ja. Entschuldige. Hör nicht auf mich.»
    «Ich habe heute nicht einen einzigen Cassidy gesehen. Ihr habt euer eigenes Leben, ich weiß. Ihr könnt ja schließlich nicht ständig bei so einer abgehalfterten Alten wie mir herumhängen.»
    «Du hast so viel Familie um dich, dass sie dir schon auf die Nerven geht. Du hast uns beim letzten Weihnachtsessen beinahe alle umgebracht.»
    «Siehst du, Orla, genau das vermisse ich. Deine Feinfühligkeit. Du hast
bemerkt
, dass ich verärgert war.»
    «Du hast geschrien und uns mit dem elektrischen Messer bedroht, Ma.»
    «Hast du überhaupt eine Folge von Sims Serie gesehen? Es wird jetzt richtig interessant. Wenn auch ziemlich derb, Himmel hilf. Einen Hintern hin und wieder kann ich vertragen – eigentlich sogar recht gut –, aber Männerärsche gehen dann doch zu weit.»
    «Hmm.»
    «Ich habe deinen Pa wirklich geliebt, Mäuschen, wenn es das ist, was du wissen wolltest. Und er hat mich geliebt.»
    «Gut.»
    «Und euch alle. Gott, dieser Mann hat euch unglaublich geliebt.»
    «Danke, Ma.»

Kapitel siebzehn
    S ie kommt schon wieder zu spät.»
    «Der Verkehr am Samstag ist immer schlimm.»
    «Bogna kommt doch mit der U-Bahn.»
    «Hmm. Na ja. Da ist es ja genauso.»
    Es half Orla, sich auf den Laden zu konzentrieren. Vielleicht waren es die Bücher, die zu Hunderten um sie herumstanden oder lagen und allesamt von geordneten Gedanken kündeten. Vielleicht war es die Ruhe in einem Laden ohne Kundschaft inmitten all der Schnäppchenläden und Wettbüros. Bei der Arbeit hatte sie nicht über den neuen Brocken nachgrübeln können, den ihr Reece unwissentlich in den Schoß geworfen hatte, aber hier, in der staubigen Stille, die nur von Maudes unaufhörlichem Monolog gestört wurde, konnte sie ihn von allen Seiten betrachten und hoffentlich ihre grimmige Begeisterung so lange aufrechterhalten, bis sie wusste, was sie tun sollte.
    Seit Sims Tod waren ihre Gedanken immer wieder zu der Valentinskarte zurückgekehrt. Jetzt, da die Valentinskarte in einem Hotelpapierkorb lag, konzentrierten sie sich auf Sims Tagebuch.
    Orla wusste, dass das Nachdenken über das Tagebuch im Grunde so etwas wie ein Ersatz war, damit sie nicht ständig darüber nachgrübeln musste, was Sim ihr angetan hatte. Sie konnte die Opferrolle nur schwer annehmen, und Orla litt unter ihrer Begrenztheit. Sie wollte etwas tun, nicht nur einfach dasitzen und ihr Schicksal beweinen, nicht wieder von vorn um den Verlust ihrer Liebe trauern. Immerhin hatte sie in den letzten Monaten genug herumgesessen und geweint. Jetzt brauchte sie das Tagebuch als solides Ziel vor Augen.
    Das Tagebuch würde alles erklären, explizit und unbefangen, alles, was sie wissen musste. Es würde ehrlich sein, Namen nennen, es würde Sims Entfremdung von ihr von Anfang an nacherzählen. Es war der Schlüssel zu ihrem Seelenfrieden. Sie musste es finden.
    Und jetzt wusste sie, wo sie es finden würde.
    Orla hatte auf dem Foto in Reeces Büro keineswegs Anthea Blakes gespenstisch glatte Stirn studiert. Sie hatte das ledergebundene Buch angestarrt, das sie unter dem Arm trug.
    Maude wandte sich um, als die Türglocke klingelte. Sie hatte ein breites, freundliches Lächeln auf ihrem etwas verwitterten, zarten Gesicht. Es veränderte sich, als sie den ersten Kunden des Tages erkannte. «Hallo, George», sagte sie freundlich. «Guten Morgen.»
    «Guten Morgen, Maude.» George tippte kurz an seinen Hut. Orla hätte am liebsten laut gejubelt. Warum tippten Männer nicht mehr an ihren Hut, wenn sie grüßten? Es wirkte so zivilisiert, und es war so ungeheuer höflich. Sie bewegte sich weit genug fort, damit Maude und George allein miteinander sprechen konnten, aber nicht so weit, als dass sie nicht hätte lauschen können.
    «Haben Sie schon dieses Buch für mich gefunden?», fragte George und wippte in seinen schäbigen, aber auf Hochglanz polierten Schuhen vor und zurück.
    «
Das Alte Rom
von S.J. Virtue? Leider nicht.» Maude seufzte anmutig.

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